Wählen erst mit 25 – oder mit Test: Trump-Konkurrent will Jungwähler aussieben

Vivek Ramaswamy will Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden – und vertritt extreme Ansichten. Eine davon: In den USA soll erst mit 25 Jahren gewählt werden dürfen.
Columbus – Die Republikanische Partei in den USA hat ein Problem: Sie kommt bei der jungen Wählerschaft nicht gut an. Bei der letzten Wahl, den Midterms im November 2022, gingen über 60 Prozent der von jungen Menschen abgegebenen Stimmen an die Demokraten. Wohl auch damit sich das nicht wiederholt, macht der republikanische Präsidentschaftsbewerber Vivek Ramaswamy einen Vorstoß – der 37-Jährige will das Wahlalter von derzeit 18 auf 25 Jahre anheben.
Mit 18 Jahren sollen, nach den Vorstellungen Ramaswamys, nur noch Menschen wählen dürfen, die entweder sechs Monate im Militär gedient oder im Rettungsdienst gearbeitet haben. Alternativ sollen 18- bis 25-Jährige auch eine Wahl-Tauglichkeitsprüfung ablegen können. Dabei müssten sich nach seinen Vorstellungen den US-Einbürgerungstest bestehen, den sonst Menschen ablegen müssen, die die US-Staatsbürgerschaft erhalten wollen. Ramaswamy vertritt auf seiner Wahlkampfwebsite die Ansicht, dass „Menschen Dinge mehr wertschätzten, für die sie arbeiten oder in die sie investieren müssen“.
Ramaswamys Vorschlag ist in extremen republikanischen Kreisen nicht neu und würde eine Verfassungsänderung erfordern. Kritikerinnen und Kritiker halten den Vorstoß für gefährlich, weil er an Gesetze aus der Jim-Crow-Ära erinnert.
Nach dem Ende der Sklaverei in den USA galten von circa 1880 bis in die 1960er Jahre rassistische Gesetze zum Nachteil der afroamerikanischen US-Bevölkerung. So mussten etwa Schwarze, die wählen wollten, zuvor einen Lese- und Schreibtest bestehen. Da für eine Änderung der US-Verfassung in beiden Kammern des Kongresses jeweils eine Zweidrittelmehrheit erfolgreich ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Wahlalter tatsächlich angehoben wird, allerdings äußerst gering.
Vivek Ramaswamy: Trump-Bewunderer und Extremist
In einer Erklärung Ramaswamys heißt es: „Die Vereinigten Staaten haben ein Rekrutierungsdefizit von 25 Prozent beim Militär und nur 16 Prozent der Generation Z geben an, dass sie darauf stolz sind, Amerikaner zu sein. Das Fehlen von Nationalstolz ist eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben unserer Republik.“ „Wir müssen die Bürgerpflicht unter jungen Amerikanern wiederbeleben“, schrieb er auf Twitter. Der von den Republikanern viel gescholtenen Gen Z gehören – je nach Definition – die Jahrgänge 1996 bis 2010 an. Ramaswamy ist mit dem Geburtsjahr 1985 ein Millennial.
Viele wahlberechtigte junge Menschen verzichten in den USA auf den Gang an die Urne. Bei den Midterm-Wahlen gaben zuletzt nur 27 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ihre Stimme ab – der zweithöchste Wert in 30 Jahren. Nur bei den Midterms 2018 unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump lag die Wahlbeteiligung bei in dieser Altersgruppe mit 31 Prozent noch höher. In vielen der wahlentscheidenden Swing States verhalf die Wahlbeteiligung der jungen Wählerschaft den Demokraten zum Sieg. Mobilisiert wurde diese Wählergruppe 2022 insbesondere vom Anti-Abtreibungsurteil des Supreme Courts.
Eine Mehrheit der jungen Menschen in den USA lehnt die extrem rechten politischen Positionen von Republikanern wie Ramaswamy ab. Der rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln ist Trump-Fan und will dessen „America-First-Agenda viel weiter voranzutreiben, als Donald Trump es jemals getan hat.“ Als Präsident will Ramaswamy etwa sowohl das FBI als auch das Bildungsministerium abschaffen. Seine Chancen auf das Amt stehen derzeit allerdings eher schlecht: Aktuell liegt er in den Umfragen bei lediglich drei bis vier Prozent, weit abgeschlagen hinter Spitzenreiter Trump. (Johanna Soll)