US-Republikaner Ron DeSantis wird von seiner Vergangenheit in Guantanamo eingeholt
Ron DeSantis will für die Republikaner in die Präsidentschaftswahl ziehen. Nun untersuchen Medien seine Rolle als Rechtsberater im Straflager Guantanamo.
Washington - Dass er ab 2006 als junger Anwalt als Rechtsberater für die US-Regierung im heftig kritisierten Straflager Guantanamo im Einsatz war, könnte dem republikanischen Politiker Ron DeSantis, der als Kandidat der Republikaner in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen will, nun auf die Füße fallen. So berichtet die US-Zeitung Washington Post etwa über ein Archiv-Video aus dem Jahr 2018, in dem DeSantis einem CBS-Journalisten sagt, dass er und sein Team das Personal im Zuge eines Hungerstreiks von Gefangenen zu möglichen Maßnahmen der Zwangsernährung beraten hätten.
Laut dem Bericht der Zeitung sei in entsprechenden Militärunterlagen auch festgehalten, wie genau die Zwangsernährung auf der umstrittenen Gefangenenbasis an der Südküste Kubas ausgesehen habe: Die Gefangenen seien zunächst in einem Stuhl fixiert worden, dann sei ihnen ein mit einem Gleitmittel präpariertes Röhrchen durch die Nase eingeführt worden, durch das das Pflegepersonal „zwei Dosen eines Proteindrinks gekippt“ hätte. Die Rechtsbeistände mehrerer ehemaliger Gefangener haben diese Praxis bereits angeprangert und argumentiert, dass es sich bei der Form von Zwangsernährung um Folter und damit einen Verstoß gegen geltende Konventionen handle.

Ron DeSantis in Guantanamo: Alles „auf die ein oder andere Art legal“
In dem Interview mit dem CBS-Journalisten erzählt DeSantis wörtlich, dass ein zuständiger Offizier in einer Zeit heftiger Hungerstreiks, aufgrund derer einige Gefangene bereits gestorben waren, gefragt hätte, wie man „dagegen ankämpfen“ könnte. DeSantis, der im Interview betont, dass in Zeiten wie diesen „alles auf die ein oder andere Art legal“ sei und sein Team daraufhin gesagt hätte: „Hey, man kann die zwangsernähren.“ Ihre Aufgabe sei es dann gewesen, die entsprechenden Möglichkeiten zu erläutern.
Dass die Gefangenen aufgrund ihrer Behandlung in Guantanamo Vorwürfe erheben, erwähnt DeSantis in einem Nachsatz und spricht davon, dass die Missbrauchsvorwürfe der Häftlinge „offensiv gegen unser Wachpersonal verwendet“ worden wären. Auch der Umgang mit dieser Art Vorwürfen sei in den Aufgabenbereich der freiwilligen Rechtsberater gefallen, die wie DeSantis über ihre Tätigkeit der US-Marine in Guantanamo im Einsatz waren.
„Verstörende Situationen“ Möglicher Präsidentschaftskandidat DeSantis war Berater in Guantanamo
Laut Recherchen der Washington Post habe DeSantis, der heute nur noch selten über seinen Einsatz in Guantanamo spricht und das Kapitel seines Lebens auch in seinem kürzlich veröffentlichten Buch „The Courage to Be Free“ (dt. Der Mut, frei zu sein) nur am Rande erwähnt, in seinem Einsatz für das Straflager erwiesenermaßen einige „verstörende Situationen“ mitbekommen. Das schließt das Rechercheteam aus der Auswertung mehrerer öffentlicher Unterlagen, Medienberichten sowie zahlreichen Interviews, etwa mit DeSantos früherem kommandierendem Offizier und ehemaligen Häftlingen.
DeSantis ist seit 2019 Gouverneur in Florida und hat bereits angekündigt, in den kommenden Vorwahlen seiner Partei als Gegenkandidat zum abgewählten Präsidenten Donald Trump antreten zu wollen. Ob es zu diesem Zweikampf kommt, wäre zumindest laut neuesten Aussagen von Donald Trump fraglich. Der 76-Jährige kündigte am Wochenende an, noch in dieser Woche festgenommen zu werden. (saka)