Kommt nun die Abrechnung für Trump? Prozess-Aussage kann zum Problem werden

Donald Trump muss sich wieder einer Zivilklage stellen. Es geht erneut um eine mutmaßliche Vergewaltigung, die sich in den 1990er Jahren zugetragen haben soll.
New York – Eigentlich will Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA und nach eigenen Vorstellungen auch der künftige, wieder ins Weiße Haus einziehen. Doch aktuell steht der Amerikaner eher wegen seiner juristischen Auseinandersetzungen in den Schlagzeilen. Die Liste der Vorwürfe in den Zivilklagen gegen Trump ist lang: Aufforderung zur Begehung von Wahlbetrug, entwendete Geheimdokumente und der Vorwurf einer Vergewaltigung.
Inzwischen ist klar, dass der Ruf des Ex-Präsidenten schon jetzt massiv beschädigt ist und es könnte für Trump noch dicker kommen. Denn Jean Carroll, eine ehemalige Kolumnistin und Autorin, wird dieser Tage vor Gericht erscheinen, um eine Aussage zu einem sexuellen Übergriff Trumps zu tätigen.
Trump-Anklage: Ehemaliger US-Präsident muss sich dem Vorwurf der Vergewaltigung erneut stellen
Der mutmaßliche Übergriff durch den Republikaner liegt inzwischen fast drei Jahrzehnte zurück und soll sich in einem New Yorker Kaufhaus ereignet haben. Carroll verklagt Trump auf Schadensersatz. Auch nach dieser langen Zeit ist dies aufgrund einer kürzlichen Gesetzesänderung des Staates möglich. Dem Gesetz zufolge können mutmaßliche Vergewaltigungsopfer unabhängig von Verjährungsfristen mutmaßliche Täter auf Schadenersatz verklagen. Am kommenden Dienstag, dem 25. April 2023, soll der Fall vor einem Gericht in Manhattan beginnen. Es wird geschätzt, dass der Prozess eine Woche dauern könnte. Der Fall Carroll reiht sich damit in eine lange Folge von Vorwürfen, die sich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten stellen muss.
Unter anderem soll Donald Trump in Dutzenden Fällen Geschäftsunterlagen gefälscht und Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels gezahlt haben. Auch der Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 steht auf der Liste. Ein Sonderausschuss des Repräsentantenhauses hat empfohlen, Trump in vier Punkten anzuklagen: Behinderung eines offiziellen Verfahrens, Verschwörung zum Betrug der Vereinigten Staaten, Verschwörung zur Abgabe falscher Angaben sowie Anstiftung oder Unterstützung von Aufruhr.
Carroll verklagt Donald Trump: Ex-Präsident der USA soll Frau in Kaufhaus angegriffen haben
Inwieweit die jetzige Klage von Carroll für Donald Trump zum Problem werden könnte, wird sich in den kommenden Tagen müssen. Es ist derweil nicht das erste Mal, dass die ehemalige Kolumnistin des Modemagazins Elle gegen Trump vorgeht. Sie wirft ihm Verleumdung vor, weil der ehemalige US-Präsident bestritten hat, sie Mitte der 1990er-Jahre in einer Umkleidekabine eines New Yorker Kaufhauses vergewaltigt zu haben. Zuerst reichte sie 2019 gegen Trump Klage ein. Dieser hatte sie damals der Lüge bezichtigt.
Sinngemäß sagte Trump, dass er Carroll nicht kennen würde, sie nicht sein Typ sei und nur ihr eigenes Buch bewerben wolle. Die jetzige Klage geht nun auf einen Socialmedia-Beitrag zurück, in dem Trump den Vergewaltigungsvorwurf unter anderem als Schwindel und Lüge bezeichnete. Wie der britische Guardian Debbie Walsh, Direktorin des Zentrums für amerikanische Frauen und Politik an der Rutgers University, zitiert, ist der aktuelle Fall – trotz Trumps anderer, mutmaßlicher Vergehen – aus gesellschaftlicher Sicht ein besonderer und könnte den angehenden Präsidentschaftskandidaten in einen negativen Fokus rücken.
Donald Trump: Prozess könnte künftige Kandidatur in negativen Fokus rücken
„Eines der Dinge, die aufgrund von Trumps Wahl im Jahr 2016 passierten, war diese kollektive Empörung von Frauen im ganzen Land aus einer ganzen Reihe von Gründen, aber in vielerlei Hinsicht verkörpert durch dieses Video, in dem er darüber sprach, Frauen an ihren Genitalien zu packen“, sagte Walsh. Der Carroll-Fall würde nun alle Empörungen zur Sprache bringen. „Diesmal scheint es, als könnte er tatsächlich zur Rechenschaft gezogen werden.“
Konkret behauptet Carroll, Trump habe sie gegen eine Wand gestoßen und sie gewaltsam geküsst, bis sie ihn weggestoßen habe. Anschließend soll der Geschäftsmann erneut übergriffig geworden sein und sie vergewaltigt haben. Trump hält weiter an seinen alten Aussagen fest und wirf Carroll vor, dass sie zum eigenen Vorteil lügen würde. Ihm gelang es bisher immer wieder, das Verfahren zu verzögern. Nun könnte die erneute Verhandlung ihn ernsthaft in Bedrängnis bringen.