Republikaner gegen kostenloses Schulessen: „Hunger ist relativ“

In Minnesota beschließt das Parlament kostenlose Schulmahlzeiten. Einem Republikaner passt das nicht, er kenne niemanden, der Hunger leide.
Saint Paul – Im US-Bundesstaat Minnesota sollen alle Schüler:innen künftig kostenlos in der Schule essen können. Doch insbesondere ein republikanischer Senator des Parlaments von Minnesota hält nichts von dem entsprechenden Gesetzentwurf. Steve Drazkowski sagte, er „habe noch keine Person in Minnesota getroffen, die hungrig ist“ oder keinen Zugang zu genügend Lebensmitteln habe. Bei einer Anhörung im Senat sagte der Republikaner ferner: „Hunger ist ein relativer Begriff.“ Er sei „hungrig“, nachdem er am Morgen nur einen Müsliriegel zum Frühstück gegessen habe.
Drazkowskis Widerstand konnte das Gesetz nicht aufhalten, das am Dienstag (14. März) vom Parlament von Minnesota verabschiedet wurde. Vier Republikaner stimmten mit den 34 Demokraten im Senat und nun erhalten Schüler:innen an Schulen in Minnesota kostenlos Frühstück und Mittagessen, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern. Die Kosten dafür werden auf 388 Millionen US-Dollar (rund 368 Millionen Euro) über einen Zeitraum von zwei Jahren geschätzt.
„Kinder in der Schule mit Essen zu versorgen, ist das Richtige“, teilte die demokratische Senatorin Heather Gustafson, die den Gesetzentwurf eingebracht hat, gegenüber CBS News mit. „Hungrig zu sein, macht Lernen fast unmöglich“. Keine schulische Aufgabe und kein Test würde einem Schulkind etwas bedeuten, das nichts gegessen habe.
Minnesota: 5,7 Millionen Einwohner – 5,5 Millionen Tafel-Besuche
Das neue Gesetz in Minnesota kommt ohne eine Definition für Hunger aus, doch die Welternährungsorganisation definiert den Begriff folgendermaßen: „Ein unangenehmes oder schmerzhaftes körperliches Gefühl, das durch unzureichende Aufnahme von Nahrungsenergie verursacht wird. Es wird chronisch, wenn die Person nicht regelmäßig eine ausreichende Menge an Kalorien (Nahrungsenergie) zu sich nimmt, um ein normales, aktives und gesundes Leben zu führen.“
Doch nicht nur Hunger, sondern auch Ernährungsunsicherheit kann zum Problem werden, wenn Menschen nicht wissen, wann sie ihre nächste Mahlzeit erhalten. Hunger Solutions Minnesota ist eine gemeinnützige Organisation zur Bekämpfung des Hungers in dem Bundesstaat. Ihr zufolge wurden Lebensmittel-Ausgabestellen 2022 in dem Bundesstaat über 5,5 Millionen Mal aufgesucht, ein Rekordwert. Das sind fast 2 Millionen mehr Besuche als 2021 und 1,7 Millionen mehr als der bisherige Rekord aus dem Jahr 2020. In Minnesota leben rund 5,7 Millionen Menschen.
„Senator Drazkowskis Kommentare entbehren jeglicher Grundlage“, teilte die demokratische Senatorin Gustafson gegenüber Newsweek in einer Erklärung mit. „Tatsächlich hat allein in seinem Wahlbezirk jeder fünfte Schüler Anspruch auf ein kostenloses und ermäßigtes Mittagessen. Ich habe keine Ahnung, warum er das gesagt hat, aber das habe ich bei vielen Dingen nicht, die er sagt.“ (Johanna Soll)