Was geschieht, sollte Pennsylvanias Senator Fetterman zurücktreten?
US-Senator John Fetterman wird derzeit wegen einer Depression klinisch behandelt. Rücktrittspläne hat er nicht, dennoch wird bereits über eine Nachfolge spekuliert.
Washington, D.C. – Er war der große Gewinner aufseiten der Demokraten bei den Midterm-Wahlen: der progressive Senator aus Pennsylvania, John Fetterman. Dem 53-jährigen Parteilinken ist es gelungen, den Swing State Pennsylvania im „Rostgürtel“ der USA für die Demokraten zurückzugewinnen, mit einer progressiven Agenda und unkonventionellem Stil. Doch aufgrund gesundheitlicher Probleme wird bereits über Fettermans Rücktritt und dessen Folgen für die US-Wahl 2024 spekuliert.
Wenige Tage vor den Vorwahlen der Demokraten im Mai 2022 erlitt Fetterman einen Schlaganfall, er gewann dennoch haushoch gegen Conor Lamb, einen Kandidaten des Partei-Establishments. Im Wahlkampf vor den Midterms war Fettermans Gegner der Republikaner Mehmet Oz, ein Schützling von Ex-US-Präsident Donald Trump. Trotz seines Handicaps nach dem Schlaganfall, schlug Fetterman Oz mit 51,2 zu 46,3 Prozent – ein klarer Sieg in einem Bundesstaat, in dem die Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesagt hatten.

Mitte Februar teilte Fettermans Büro mit, er habe sich wegen einer klinischen Depression in Washington, D.C. in stationäre Behandlung begeben. Kongress-Kolleg:innen schickten Genesungswünsche. Aus Fettermans Team gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Senator Rücktrittspläne hat, zuletzt teilte sein Sprecher Joe Calvello mit, Fetterman befinde sich „auf dem Weg der Genesung“. Dennoch spekulieren politische Experten in Newsweek darüber, dass es womöglich Vorteile für die Demokraten hätte, wenn Fetterman zurückträte.
John Fetterman: Im Falle eines Rücktritts, ernennt Gouverneur Nachfolger:in
Die Legislaturperiode im Senat beträgt sechs Jahre. Tritt ein gewählter Senator oder eine gewählte Senatorin zurück, muss der Gouverneur oder die Gouverneurin des Heimatbundesstaates einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin ernennen. Diese Person steht dann bei der nächsten Möglichkeit zu Wahl. Gouverneur von Pennsylvania ist derzeit Josh Shapiro, ein Demokrat, der mit Fetterman zusammen Wahlkampf machte und ebenfalls siegreich aus den Midterms hervorging. Sollte es wegen eines Rücktritts von Fetterman zu einer Nachfolge kommen, stünde die ernannte Person 2024 zur Wahl, zusammen mit dem anderen Senator aus Pennsylvania, dem Demokraten Bob Casey.
Newsweek sprach mit Politikexperten, die sagten, ein Rücktritt Fettermans sei eine Gelegenheit für Demokraten, Fragen zur Gesundheit des Senators hinter sich zu lassen, berge aber auch erhebliche Risiken. Robert Singh, Politikprofessor an der britischen Birkbeck University of London sagte gegenüber Newsweek, dass es „in gewisser Hinsicht vorzuziehen wäre, wenn die Partei versuchen würde, einen konventionelleren und zuverlässigeren Amtsinhaber zu erhalten, der tatsächlich im Senat anwesend ist, und die Chance hat, die Wählbarkeit der Demokraten zu stärken.“
„Es ist auch eine Gelegenheit, die Ausgangssituation neu zu gestalten und von der umstrittenen Fetterman-Kandidatur wegzukommen“, meinte Mark Shanahan, Professor an der University of Surrey in Großbritannien, in Newsweek. Shanahan sagte auch, ein Ersatz für Fetterman „könnte die Demokraten von einem unglücklichen Senatswahlkampf und einem unglücklichen Ergebnis wegbewegen und etwas – und jemanden – Neues bieten, um ein neues Duo mit Senator Bob Casey zu bilden.“
John Fetterman war in Pennsylvania erfolgreicher als Biden
Fetterman war vor seiner Wahl in den Senat Vizegouverneur von Pennsylvania, ist dort beliebt, gewann mit 58,6 zu 26,3 Prozent gegen den Wunschkandidaten des demokratischen Establishments und gewann trotz seiner auditiven Beeinträchtigung nach dem Schlaganfall entgegen der Vorhersagen auch deutlich gegen Republikaner Oz. Fetterman schnitt in Pennsylvania auch besser ab als US-Präsident Joe Biden bei seinem Wahlsieg 2020 gegen Trump.
Thomas Gift ist ebenfalls Politikprofessor in Großbritannien am University College London, stammt jedoch ursprünglich wie John Fetterman aus Pennsylvania. Gegenüber Newsweek sagte er, es sei „schwer zu erkennen, dass ein Rücktritt Fettermans einen klaren politischen Vorteil für die Demokraten hätte“. „Ja, es würde das Problem beenden, aber ein freier Sitz in zwei Jahren – statt in sechs – ist Grund genug für die Demokraten zu hoffen, dass Fetterman in der Lage ist, durchzuhalten“, so der US-Amerikaner Gift.
Laut Pennsylvanias Gouverneur Shapiro sei es „zu 100 Prozent die Entscheidung von Senator Fetterman, was er in Zukunft tun wird“ und es gebe keinen „Notfallplan“, sollte Fetterman zurücktreten. (Johanna Soll)