Linker US-Senator: Fetterman nach klinischer Depression zurück im Senat

John Fetterman kleidet sich anders als andere Mitglieder des US-Senats. Auch mit seiner schweren Depression ging er anders um – offen. Jetzt ist der linke Demokrat zurück.
Washington, D.C. – John Fetterman war der große Wahlsieger der Midterms im November 2022. Er gewann den Senatssitz des Bundesstaates Pennsylvania für die Demokraten zurück. Anfang Januar wurde er im Senat vereidigt, Mitte Februar unterzog er sich einer sechswöchigen Behandlung wegen einer klinischen Depression. Am Montag (17. April) kehrte er zurück an seinen Arbeitsplatz im Kapitol. Gewohnt leger, in Hoodie, Shorts und Sneakers gekleidet, sagte der Parteilinke zu Journalist:innen: „Es ist toll, zurück zu sein.“
Kurz vor der demokratischen Vorwahl im Mai 2022 erlitt Fetterman einen Schlaganfall. Er schlug dennoch zunächst seinen demokratischen Gegner und anschließend den Republikaner Mehmet Oz, einen ehemaligen TV-Arzt, der von Ex-US-Präsident Donald Trump unterstützt wurde. Fetterman selbst bezeichnet sich nicht als progressiv, doch seine politischen Positionen ähneln der sozialen Agenda des linken parteilosen Senators Bernie Sanders.
John Fetterman über Depressionen: „Wenn Sie Hilfe brauchen, holen Sie sich bitte Hilfe“
Kongressmitglieder beider Parteien drückten Fetterman laut dem US-Sender CNN ihre Unterstützung aus, während er sich wegen der klinischen Depression in stationärer Behandlung befand. Seine Entscheidung, offen mit seiner Erkrankung und dem Klinikaufenthalt umzugehen, regte einen Diskurs auf dem Capitol Hill über psychische Gesundheit an.
„Ich möchte, dass jeder weiß, dass Depressionen behandelbar sind und die Behandlung funktioniert“, teilte Fetterman in einer Erklärung nach seiner Entlassung mit. „Hier geht es nicht um Politik – im Moment gibt es Menschen, die in roten [republikanischen] und blauen [demokratischen] Landkreisen an Depressionen leiden. Wenn Sie Hilfe brauchen, holen Sie sich bitte Hilfe.“
Demokratischer Politiker: „John Fetterman hat Leben gerettet“
Die progressive, demokratische Senatorin Elizabeth Warren, sagte gegenüber CNN, Fetterman habe anderen Menschen geholfen, indem er öffentlich darüber gesprochen habe, sich wegen seiner Depression behandeln zu lassen. „Ich denke, John Fetterman hat Leben gerettet, indem er als prominente Person vortrat und sagte, er habe ein Problem mit seiner psychischen Gesundheit und sich auf sehr sichtbare und öffentliche Weise hat behandeln lassen“, so Warren.
Ein anderes Mitglied des Senats, das gesundheitsbedingt schon länger abwesend ist, ist die 89-jährige demokratische Senatorin Dianne Feinstein. Sie gilt bereits seit Jahren als dement, zuletzt musste sie wegen Gürtelrose behandelt werden. Ihre Abwesenheit im Justizausschuss blockiert die Besetzung von Richterposten und zuletzt forderten zwei demokratische Abgeordnete öffentlich ihren Rücktritt. Ein Mitglied des Kongresses kann nur durch Rücktritt, Tod, Wahlniederlage oder eine Abstimmung mit zwei Dritteln der Stimmen der jeweiligen Kammer sein Mandat verlieren. Letzteres ist laut Verfassung nur bei „ordnungswidrigem Verhalten“ vorgesehen, in der Regel bei Straftaten. (Johanna Soll)