„Ein Schlag ins Gesicht“ - Biden besucht Kiew, aber nicht Ohio nach dem Zugunglück
Nach dem schweren Zugunglück in Ohio kritisiert der Bürgermeister des betroffenen Dorfes die Kiew-Reise von US-Präsident Joe Biden.
East Palestine – US-Präsident Joe Biden besuchte am Montag (20. Februar) überraschend die ukrainische Hauptstadt Kiew und traf sich dort mit dem Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj. Doch in den USA, im Bundesstaat Ohio, kann ein anderer Politiker Bidens Ukraine-Trip nichts abgewinnen: Trent Conaway, der Bürgermeister von East Palestine. In dem Dorf mit rund 4700 Einwohner:innen ist es Anfang Februar zu einer Zugkatastrophe gekommen, bei dem ein Gefahrgüterzug entgleist war und anschließend giftige, brennbare Chemikalien austraten.
Während eines Fernsehauftritts bei Fox News wurde Conaway gefragt, ob er überrascht sei, zu hören, dass der Präsident am Montagmorgen Kiew besuchte. „Absolut. Das war der größte Schlag ins Gesicht“, sagte Conaway. „Damit ist klar, dass er sich im Moment nicht um uns kümmert.“ Conway ist unzufrieden mit der bisherigen Reaktion der Biden-Regierung auf das Zugunglück.

„Er kann jede Behörde schicken, die er will, aber ich habe heute Morgen herausgefunden, dass er in der Ukraine war und Millionen von Dollar an die Menschen dort drüben verschenkt und nicht an uns – am Presidents Day in unserem Land. Also bin ich wütend“, sagte Conaway und auch, dass dies zeige, wer Biden sei. Am dritten Montag im Februar wird in den USA der Presidents Day gefeiert, der Präsidententag. Die Hilfen für die Ukraine werden in den USA insbesondere im US-Kongress von extrem rechten Republikanern abgelehnt.
East Palestine: Rechte US-Medien verbreiten Verschwörungserzählung
Mehrere Bundesbehörden haben Teams nach East Palestine geschickt, die bei den Aufräumarbeiten helfen und Tests durchführen, um die chemischen Werte in der Luft und im Wasser zu bestimmen. Als der Güterzug mit 150 Waggons entgleist war, wurden zunächst fast 5000 Anwohner:innen evakuiert. Vinylchlorid und andere Chemikalien, die der Zug geladen hatte, sollten kontrolliert verbrannt werden, um eine Explosion zu vermeiden.
Seit der Rückkehr in ihre Häuser berichten die Menschen in East Palestine von Symptomen wie Hautausschlägen, Halsschmerzen, Übelkeit und Kopfschmerzen. Nach Behördenangaben hätten die durchgeführten Tests keine bedenklichen Werte ergeben. Viele Bewohner:innen trauen der Entwarnung nicht – in den Bächen treiben tote Fische und auch Haustiere sind verendet. Rechte US-Medien verbreiten die Verschwörungserzählung, Joe Biden und sein zuständiger Verkehrsminister Pete Buttigieg würden sich absichtlich nicht um die Menschen vor Ort kümmern, weil sie weiß und konservativ seien.
Ex-US-Präsident Donald Trump kündigte auf seine rechten Online-Plattform Truth Social an, am Mittwoch (22. Februar) East Palestine zu besuchen. Trump war der erste Republikaner, der seine Kandidatur für die US-Wahl 2024 verkündete. (Johanna Soll)