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Keine Ukraine-Eroberung für Putin: USA sehen Anzeichen für Umdenken – Waffenstillstand möglich?

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Von: Nail Akkoyun

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Russland hat nach wie vor große Probleme im Ukraine-Krieg. US-Geheimdienste halten nun ein Umdenken Putins für möglich.

Kiew/Moskau – Immer wieder sprechen Wladimir Putin und seine Minister im Ukraine-Krieg davon, das russische Nachbarland „entnazifizieren“ zu wollen. Mit der Annexion mehrerer Landstriche wollte das Kreml-Regime zugleich territoriale Fakten schaffen. Die Realität sieht inzwischen ganz anders aus: Die russische Armee beißt nach wie vor vielerorts auf Granit.

Angesichts der Schwierigkeiten könnte Putin seine Ambitionen in der Ukraine nun gehörig zuschrauben, wie Informationen der US-Geheimdienste zeigen. Inzwischen konzentriere sich Moskau auf das begrenzte Ziel, die Ukraine von einem Nato-Beitritt abzuhalten, sagte Avril Haines, Direktorin des Nationalen US-Nachrichtendienstes.

„Er könnte bereit sein, zumindest einen vorübergehenden Sieg zu beanspruchen, der sich ungefähr auf das von ihm besetzte Gebiet bezieht“, sagte Haines vor dem Streitkräfteausschuss des Senats. Damit könnte Putin indirekt auch einen Ratschlag Jewgeni Prigoschins aufgreifen.

Der russische Präsident Wladimir Putin während eines Besuchs im Industriepark Rudnjowo in Moskau. (Archivfoto)
Der russische Präsident Wladimir Putin während eines Besuchs im Industriepark Rudnjowo in Moskau. (Archivfoto) © Artem Geodakyan/AFP

Ukraine-Krieg dezimiert Russland: „Es wird eine Weile dauern“

Der Direktor des US-Verteidigungsnachrichtendienstes, Generalleutnant Scott D. Berrier, fügte hinzu, dass es bis zu einem Jahrzehnt dauern könnte, bis Russland seine Truppen wieder aufstockt. „Es wird eine Weile dauern, bis sie wieder auf dem neuesten Stand sind“, sagte Berrier laut der New York Post. „Die Schätzungen gehen von fünf bis zehn Jahren aus, je nachdem, wie sich die Sanktionen auf sie auswirken und inwieweit sie in der Lage sind, ihre Streitkräfte wieder mit Technologie auszustatten.“

Moskau ging zu Beginn der russischen Invasion offenkundig noch davon aus, leichtes Spiel zu haben und in kurzer Zeit bis nach Kiew vordringen zu können. Mittlerweile liefern sich die Streitkräfte aber seit über einem Jahr heftige Gefechte mit der ukrainischen Armee – allerdings nur im Süden und Osten des Landes. In den vergangenen Monaten sind die russischen Versuche, weitere Gebiete zu erobern, auch angesichts der hohen Verluste auf dem Schlachtfeld gescheitert.

Haines sagte, Russland leide jetzt unter schwerem Personal- und Munitionsmangel. Zuletzt klagte auch Prigoschin, Chef der Wagner-Söldnergruppe, mehrfach über Munitionsknappheit.

Nach hohen russischen Verlusten: Will Putin den Waffenstillstand?

Die Einschätzungen aus den USA könnten Hoffnung wecken, Putin strebe einen Waffenstillstand an, um seine dezimierten Truppen wieder aufbauen zu können. Allerdings könnte der Konflikt so auch in die Länge gezogen werden und dem Westen weitere Unterstützung für die Ukraine abverlangen. Haines betonte, Kiew sei nach wie vor in hohem Maße von westlichen Waffen abhängig.

„Wir gehen weiterhin davon aus, dass Putin höchstwahrscheinlich davon ausgeht, dass die Zeit zu seinen Gunsten arbeitet und dass die Verlängerung des Krieges der beste Weg ist, um Russlands strategische Interessen in der Ukraine zu sichern“, sagte die Geheimdienstdirektorin. Russland werde aber „einen jahrelangen Wiederaufbau“ benötigen, um künftig wieder „eine konventionelle militärische Bedrohung für Europa darzustellen“. Bis dahin müsse der Kreml aufpassen, nicht noch abhängiger von China zu werden. (nak)

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