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Trotz schlechter Umfragewerte: Hat DeSantis eine Chance gegen Trump?

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Von: Johanna Soll

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Die Republikaner Donald Trump und Ron DeSantis gelten als Konkurrenten um die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024
Die Republikaner Donald Trump und Ron DeSantis gelten als Konkurrenten um die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024 © LOGAN CYRUS, EVA MARIE UZCATEGUI / AFP

Umfragen zufolge führt Donald Trump das Kandidatenfeld der Republikaner mit großem Abstand an. Konkurrent Ron DeSantis rechnet sich dennoch Chancen aus.

Tallahassee – Dem Gouverneur des US-Bundesstaates Florida, Ron DeSantis, werden schon seit Längerem Präsidentschaftsambitionen nachgesagt. Doch seine Kandidatur offiziell gemacht hat der Republikaner noch nicht. Expertinnen und Experten rechnen nun täglich damit - denn die Sitzungsperiode des Parlaments in Florida ist vorüber. DeSantis ist der Liebling vieler US-Medien und der republikanischen Großspender, Ex-US-Präsident Donald Trump ist der Favorit der republikanischen Basis – derzeit liegt Trump in den Umfragen deutlich vor DeSantis.

Seit er seine Präsidentschaftskandidatur im November 2022 offiziell verkündete, greift Trump DeSantis an. Er sieht in ihm offenbar seinen stärksten parteiinternen Konkurrenten. DeSantis hat bereits Kandidaturvorbereitungen getroffen; er hat ein Buch geschrieben und Reisen ins Ausland sowie in wichtige Vorwahlbundesstaaten wie Iowa und New Hampshire unternommen. Bisher hält sich der 44-Jährige allerdings mit harten Attacken gegen Trump zurück.

„DeSantis hat ein Problem“, sagte Chalres Zelden, Politikprofessor an der Nova Southeastern University in Florida, CBS News. „Und das Problem ist, dass er die gleichen Wähler will wie Donald Trump. Das Problem ist, dass sie Trump mögen, also kann er nicht einfach rausgehen und Trump angreifen, weil er diese Wähler vergraulen könnte.“ Rund 70 Prozent der republikanischen Wählerschaft stehen trotz seiner vielen juristischen Probleme hinter dem 76-jährigen Ex-Präsidenten. DeSantis müsste bis zum Beginn der republikanischen Vorwahlen im Frühjahr 2024 die Mehrheit von ihnen von sich überzeugen.

Politische Unterschiede zwischen Trump und DeSantis

Oft wird DeSantis als eine intelligentere Version Trumps beschrieben, doch in mindestens zwei politischen Positionen unterscheiden sich beide Republikaner: Zum einen bei der – behaupteten – Unterstützung für zwei beliebte Sozialprogramme und zum anderen beim Abtreibungsrecht.

Trump behauptet, für Social Security, die staatliche Rentenversicherung, und Medicare, die staatliche Krankenversicherung für Rentnerinnen und Rentner zu sein. DeSantis stimmte in seiner Zeit als Abgeordneter im Repräsentantenhaus für Kürzungen beider Programme. Dazu veröffentlichte eine Trump-nahe Lobbygruppe bereits einen hämischen Wahlwerbespot.

Auch beim äußerst wichtigen Thema Abtreibungsrecht stimmen Trump und DeSantis nicht überein. DeSantis hat kürzlich ein Gesetz unterzeichnet, das Abtreibungen in Florida nach nur sechs Wochen verbietet. Zu diesem Zeitpunkt wissen viele Frauen nicht einmal, dass sie schwanger sind. Trump kritisierte das Gesetz in einem Interview als „zu strikt“. DeSantis wiederum bemängelte, Trump positioniere sich in der Abtreibungsrechtsfrage nicht eindeutig. Der Ex-Präsident sieht Abtreibungsverbote als Thema an, mit dem die Republikaner Wahlen verlieren. Das brachte Trump zuletzt allerdings auch den Zorn der Pro-Life-Bewegung ein.

Unlängst äußerte sich DeSantis bei einer Spendenveranstaltung in Iowa ebenfalls zum Thema „Verlieren“. „Wir müssen die Kultur des Verlierens ablegen, die unsere Partei in den letzten Jahren infiziert hat“, sagte DeSantis in seiner Rede. „Die Zeit der Ausreden ist vorbei.“

In der Tat haben die Republikaner bei Wahlen auf Bundesebene seit den Midterms 2018, seit Trumps Präsidentschaft, viele Mandate verloren – ganz zu schweigen von der Präsidentschaftswahl 2020, bei der Trump Joe Biden unterlag. DeSantis erwähnte Trump nicht namentlich. Doch es war klar, wer gemeint ist. (Johanna Soll)

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