Pence wird erstmals deutlich: „Geschichte wird Trump zur Rechenschaft ziehen“

In den USA distanziert sich Ex-Vize Mike Pence immer mehr von seinem früheren Chef Donald Trump. Letzterer würde früher oder später zur Rechenschaft gezogen werden.
Washington, D.C. – Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence ist in bislang beispielloser Weise auf Distanz zu seinem ehemaligen Vorgesetzten Donald Trump gegangen. Die Geschichte werde Trump zur Rechenschaft ziehen, sagte Pence nach Berichten von US-Medien am Samstagabend (11. März) in Washington. Damit bezog er sich auf die Rolle des damals schon abgewählten Präsidenten bei der Erstürmung des Kapitols durch Trump-Anhänger:innen am 6. Januar 2021.
„Präsident Trump lag falsch. Ich hatte kein Recht, das Wahlergebnis zu revidieren. Und seine unbesonnenen Worte haben meine Familie und jeden auf dem Kapitol an dem Tag in Gefahr gebracht. Und ich weiß, dass die Geschichte Donald Trump zur Rechenschaft ziehen wird“, sagte Pence auf einem Dinner der Journalisten-Vereinigung Gridiron-Club.
„Verräter“ Pence kehrte Trump nach dem 6. Januar den Rücken
Trump hatte seinen Stellvertreter damals dazu aufgefordert, das Wahlergebnis – den Wahlsieg des heutigen Staatschefs Joe Biden – nicht anzuerkennen und somit das Narrativ der angeblich manipulierten Wahl weiter zu befeuern. Mike Pence hatte als Präsident des Senats die Aufgabe, das Ergebnis formal zu bestätigen. Als er dieser Aufgabe nachkam, bezeichneten ihn rechtsextreme Republikaner:innen als „Verräter“.
Bei der Veranstaltung am Samstag, bei dem die Gäste gewöhnlich Witze über andere US-Politiker:innen reißen, begann Pence seine Rede mit einigen lockeren Bemerkungen über Trump, dessen Nachfolger Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und diverse mögliche republikanische Kandidat:innen für 2024. Ob er selbst dem illustren Kreis der republikanischen Präsidentschaftsanwärter:innen gehören wird, ließ er jedoch weiterhin offen.
Nach Angriff von Trump-Anhänger:innen: Pence lobt US-Medien
Über eine Sache habe er sich aber nicht lustig machen wollen, erklärte Pence: der 6. Januar 2021. Ein „tragischer Tag“, an dem man seine „Stellung halten“ konnte – auch dank der Medien. „Weil ihr eure Stellung gehalten habt. Das amerikanische Volk weiß, was an dem Tag passiert ist, weil ihr niemals aufgehört habt zu berichten“, wird Pence von CNN zitiert.
Weiter rief er dazu auf, niemals die Gewalt der Aufständischen gegen Ordnungskräfte herunterzuspielen. „Solange ich lebe, werde ich nie und nimmer die Verletzungen, die verlorenen Menschenleben oder den Heldenmut kleinreden, den die Gesetzeshüter an jenem tragischen Tag gezeigt haben.“ (nak/dpa)