„Zweimal härter zurückschlagen“: Pro-Trump-Pastor ruft zu Gewalt auf

Die andere Wange hinhalten? Das sieht ein US-Pastor auf einer rechtsextremen Konferenz anders, auf der auch Trumps Ex-Sicherheitsberater einen denkwürdigen Auftritt hat.
Miami – Ein Pastor und zugleich Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hat Gewalt als Mittel, politische Macht zu erlangen, legitimiert. Mark Burns berief sich dabei auf die Bibel, als er zum Publikum der „ReAwaken America Tour“ vergangene Woche im Trump National Doral Resort in Miami im US-Bundesstaat Florida predigte. Die ultrarechte Pro-Trump-Veranstaltungsreihe, bei der Rechtsextreme auftreten, tourt derzeit durch die USA und wird für die Verbreitung von Verschwörungsmythen und christlichen Nationalismus kritisiert.
In der Bibel steht: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin!“ Daraus machte Burns: „Du musst an den Punkt kommen, an dem dir klar wird, dass du, wenn sie dir ins Gesicht schlagen, du zweimal härter zurückschlägst.“ In einer anderen Bibelstelle heißt es: „Von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt wird dem Reich der Himmel Gewalt angetan, und Gewalttuende reißen es an sich.“ Der afroamerikanische Pastor rief dazu auf, sich das Himmelreich mit Gewalt zurückzunehmen.
„Wir sind hier, bereit, diese Nation zurückzuerobern“, so Burns. „Und ich glaube ohne den geringsten Zweifel, dass der einzige Mann, den Gott gesalbt hat … der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist, und das ist Donald J. Trump. Deshalb müssen wir der Transgender-Agenda den Krieg erklären, die versucht, den Verstand unserer Kinder in den Vereinigten Staaten von Amerika zu zerstören.“ Auch bei seiner hetzerischen Rede am vor dem gewaltsamen Kapitol-Sturm am 6. Januar 2021 hatte Trump seine Anhängerschaft aufgerufen: „Holt unser Land zurück!“
Michael Flynn: „Sie haben keine Seele“
Ein weiterer Redner bei „ReAwaken America“ in Miami war Michael Flynn, Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater. Der Republikaner hatte sich schuldig bekannt, das FBI wegen russischer Kontakte kurz vor Trumps Amtseinführung angelogen zu haben und wurde 2020 von Trump begnadigt. Dem Publikum in Miami sagte Flynn: „Die andere Seite ist eine Ideologie, sie haben keinen Glauben. Sie glauben nicht an Gott. Sie haben keine Seele. Sie haben kein Bewusstsein. Wenn wir über etwas nachdenken, unterscheiden wir zwischen schwarz und weiß, zwischen richtig und falsch, zwischen gut und böse. Sie sehen die Dinge nicht so. Sie denken nicht in diesen Begriffen.“
Auf Twitter warnte der Baptistenpastor und Politologe, Brian Kaylor, bei Flynns Aussagen handle es sich um „gefährliche, entmenschlichende Rhetorik“ und dass er „dies als einen Kampf zwischen Gottes Volk und seelenlosen Geschöpfen darstellt“. Amanda Tyler, die Hauptorganisatorin von Christians Against Christian Nationalism, teilte gegenüber Newsweek mit: „Wir sind entsetzt, dass der Glaube, der uns am Herzen liegt, dazu missbraucht wird, Lügen, Gewalt und autoritäre Theokratie zu verbreiten.“ (Johanna Soll)