1. Startseite
  2. Politik

Republikaner in Atlanta wollen Abspaltung eines Reichenviertels

Erstellt:

Von: Johanna Soll

Kommentare

Republikaner im US-Bundesstaat Georgia wollen, dass der Reichen-Stadtteil Buckhead sich von Atlanta lossagt
Republikaner im US-Bundesstaat Georgia wollen, dass der Reichen-Stadtteil Buckhead sich von Atlanta lossagt © Elijah Nouvelage / AFP

Ein überwiegend weißer Stadtteil Atlantas will zur unabhängigen Gemeinde werden, mit eigener Polizei. Doch diese Trennungsfantasien scheinen nicht gut durchdacht.

Atlanta – Unabhängigkeitsbewegungen gibt es überall auf der Welt, meist geht es dabei um Landesteile. Doch in der Großstadt Atlanta im US-Bundesstaat Georgia gibt es in einem reichen Stadtteil Bestrebungen, sich vom Rest der Stadt loszusagen. Im Stadtteil Buckhead ist nicht nur das Durchschnittseinkommen höher, er wird auch mehrheitlich von Weißen bewohnt. Eine Kommission des Senates von Georgia hat für eine Abspaltung Buckheads gestimmt. Doch damit ist das Anliegen noch nicht beschlossene Sache.

Lokaljournalist:innen zufolge werde der Vorstoß wahrscheinlich nicht im Senat beschlossen, weil er dort wohl nicht die nötigen Stimmen hat. Doch die Symbolwirkung der Kommissionsabstimmung ist bedeutsam. Für die Befürworter:innen der Unabhängigkeit von Buckhead bedeutet ihr Vorhaben, eine eigene Polizei, eine eigene Verwaltung, mehr Mitspracherechte bei der Stadtentwicklung und überhaupt mehr Einflussmöglichkeit. Für die Gegner:innen bedeuten die Abspaltungsbemühungen eine erneute Segregation („Rassentrennung“) in Atlanta, einer Stadt, deren Einwohner:innen zu 51 Prozent schwarz sind.

In Buckhead leben nur 11 Prozent Schwarze, die Großteil der Menschen dort ist weiß. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen beträgt 140.500 Dollar, mehr als doppelt so viel wie die durchschnittlich 60.000 Dollar pro Haushalt im Jahr in Atlanta. Als Grund für die Abspaltung werden neben der Kriminalität in Atlanta Bebauungspläne genannt, wonach mehr bezahlbarer Wohnraum in dem Reichenviertel entstehen soll. Dadurch sinken die Grundstückswerte.

Marjorie Taylor Greene mischt sich ein

„Eine Stimme gegen Buckhead City ist eine Stimme FÜR Kriminalität“, twitterte die rechtsextreme republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene. Ihr Wahlkreis in Georgia umfasst einen weitgehend ländlichen Bezirk und einen kleinen Teil der Vororte von Atlanta. „Eine Stimme für Buckhead City ist eine Stimme FÜR die Freiheit“, schrieb Greene. Die Unterstützer:innen der Unabhängigkeit Buckheads stören sich daran, dass ihre Steuern auch der übrigen Stadt zugutekommen.

Marjorie Taylor Greene, die rechtsextreme MAGA-Abgeordnete sitzt im US-Repräsentantenhaus
Marjorie Taylor Greene, die rechtsextreme MAGA-Abgeordnete sitzt im US-Repräsentantenhaus © IMAGO/Rod Lamkey / Imago

Doch das ist möglicherweise zu kurz gedacht, denn eine unabhängige Gemeinde Buckhead müsste in einer Zeit, in der Atlanta wächst und mehr Unternehmen anzieht, schnell eine eigene Polizei und Feuerwehr aufbauen, ausstatten und finanzieren. Nach Schätzungen des Komitees für ein vereintes Atlanta, das gegen die Abspaltung ist, könnten die Wasser- und Abwassergebühren in einer unabhängigen Gemeinde Buckhead gegenüber ihrem derzeitigen Niveau um bis zu 20 Prozent steigen. Das würde den Standort für Unternehmen unattraktiv machen.

Eine Umfrage von Gegner:innen der Abspaltung im Sommer 2022 ergab, dass damals mehr als 60 Prozent der Wähler:innen in Buckhead nicht wollten, dass sich der Stadtteil von Atlanta trennt. Die Unabhängigkeitsbewegung scheint insbesondere von einer Gruppe von Hardlinern auszugehen. (Johanna Soll)

Auch interessant

Kommentare