Angst vor der großen Eskalation: Nach Drohnen-Zwischenfall äußert sich Experte besorgt

Über dem Schwarzen Meer prallte ein russischer Kampfjet mit einer US-Drohne zusammen. Experte Gerhard Mangott bewertet den Zwischenfall als „sehr riskant“.
Washington/Moskau - Der Absturz einer US-Aufklärungsdrohne über dem Schwarzen Meer verschärft die Spannungen zwischen den USA und Russland - deren Beziehungen wegen des Ukraine-Konflikts ohnehin stark belastet sind. Politologe Prof. Dr. Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck bewertet die Kollision als einen Vorfall mit „großem Eskalationsrisiko“. „Wenn so etwas noch ein zweites oder drittes Mal passieren sollte, könnte der Konflikt zwischen den USA und Russland eskalieren“, warnt der Sicherheitsexperte im Gespräch mit FR.de von IPPEN.MEDIA.
Was genau ist passiert? Am Dienstag (14. März) kollidierten eine US-Drohne und ein russischer Kampfjet über dem Schwarzen Meer. Beide Seiten reagieren scharf: Die USA warfen den russischen Piloten vor, die US-Drohne auf „gefährliche und unprofessionelle“ Weise attackiert und zum Absturz gebracht zu haben. Russland sprach wiederum von einer Provokation: Die US-Drohne sei nahe der russischen Grenze im Einsatz gewesen, um Daten für die Ukraine zu sammeln.
US-Drohne nahe Russlands Grenze: „Militärisch und politisch sehr riskant“
Politologe Mangott bewertet den Vorfall zwar nicht als eine direkte US-amerikanische Provokation Russlands, schätzt es aber als militärisch und politisch „sehr riskant“ ein, dass die USA Drohnen-Aufklärungsflüge nahe Russland fliegen, um der Ukraine Kriegshilfe zu leisten.
„Solche Drohnen geben ihre Daten in Echtzeit an die Ukraine weiter, die diese dann für Angriffe auf russische Stellungen verwenden können“, erklärte Mangott. „Politisch ist das so gewollt, da sich die USA entschieden habe, die Ukraine nicht nur mit Waffenlieferungen, sondern auch mit Aufklärungsflügen zu unterstützen. Aber militärisch ist es riskant.“
Experte zur Kollision zwischen Drohne und Kampfjet: „Kann theoretisch täglich passieren“
Im aktuellen Fall vom Dienstag sei es den Russen wohl nicht gelungen, die Drohne abzufangen, deshalb sei es zu einem direkten Kontakt gekommen. „Es ist zu erwarten, dass es auf beiden Seiten jetzt Bemühungen gibt, das nicht eskalieren zu lassen, denn daran ist niemand interessiert“, glaubt Mangott.
„Aber für die Zukunft muss man sagen, dass solche Zwischenfälle theoretisch täglich passieren können. Und wenn es noch weitere Male passiert, könnte es zu einer Eskalation kommen.“ Zwar nicht zu einer direkten militärischen Eskalation zwischen den USA und Russland, so der Experte, aber zu einer „deutlichen Verschlimmerung der Krise zwischen den beiden Ländern“.
Auch im Ostseeraum kam es am Mittwoch (15. März) zu einem Zwischenfall: Britische und deutsche Kampfjets haben in einem gemeinsamen Nato-Einsatz in der Nähe von Estland zwei russische Flugzeuge abgefangen. Mangott sieht darin eine Provokation Russlands, um die Reaktion des Westens zu testen. (smu)