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Macron feuert Geheimdienstchef: „Fehlende Sachkompetenz“ im Ukraine-Krieg

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Von: Vincent Büssow

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Macron und Putin auf dem Ukraine-Gipfel in Paris, 2019.
Macron hatte vor Russlands Einmarsch in die Ukraine einen engen Draht zu Putin entwickelt. Trotzdem schätzte Frankreich die Situation falsch ein. (Archivbild) © Ludovic Marin/dpa

Kurz vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich entlässt Macron seinen Geheimdienstchef. Der Grund sind Fehleinschätzungen im Ukraine-Krieg.

Paris – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seinen Geheimdienstchef wegen Fehleinschätzungen im Ukraine-Krieg entlassen. Éric Vidaud wird unter anderem „fehlende Sachkompetenz“ vorgeworfen, wie es aus Militärkreisen heißt. Schon seit Russland damit begonnen hat, die Ukraine anzugreifen, steht der Geheimdienst von Frankreich in der Kritik.

Bereits kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs hatte der Generalstabschef von Frankreich, Thierry Burkhard, Fehleinschätzungen im Geheimdienst eingeräumt. In einem Interview mit der Zeitung Le Monde sagte Burkhard, der an der Spitze des französischen Militärs steht, dass die USA sagten, die Russen würden angreifen würden. „Und sie hatten recht.“ Die eigenen Geheimdienste seien hingegen der Überzeugung gewesen, dass sich Wladimir Putin aufgrund zu hoher Kosten gegen eine Invasion entscheiden würde, da Russland andere Optionen zur Verfügung stünden.

Ukraine-Krieg: Macron entlässt Frankreichs Geheimdienstchef nach kurzer Zeit

Wie die französische Tageszeitung L’Opinion zuerst berichtet hatte, benachrichtigte der Generalstabschef Vidaud am Dienstag (29.03.2022) darüber, dass er im kommenden Sommer seinen Posten räumen müsse. Der Geheimdienstchef entschied sich allerdings für einen sofortigen Abtritt. Vidaud wurde erst im Sommer 2021 von Macron ins Amt gesetzt. Zuvor war er Chef des Oberkommandos für Sondereinsätze gewesen.

Militärischer Nachrichtendienst von Frankreich (DRM)
Gründung16.06.1992
AufsichtsbehördeVerteidigunsministerium Frankreich
HauptquartierParis

Frankreichs Fehleinschätzungen im Ukraine-Krieg: Wie eng war Macrons Draht zu Putin?

Die Fehleinschätzung des französischen Geheimdienstes offenbarte sich, nachdem Macron einen engen Draht zu Putin entwickelt hatte. Inmitten des Vorlaufs auf die Präsidentschaftswahl in Frankreich könnte dieser Widerspruch ein Grund gewesen sein, den Geheimdienstchef zu feuern. Vidaud war außerdem bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt in die Kritik geraten, als Australien einen U-Boot-Vertrag mit Frankreich aufkündigte. Verteidiger von Vidaud sagen laut der BBC, dass dieser durchaus die Fähigkeit Russlands richtig eingeschätzt hatte, in die Ukraine einzumarschieren. Sein Job sei es gewesen, militärische Informationen zu liefern, und nicht Vorhersagen zu betreiben.

Kurz nach Bekanntwerden der Informationen über Macrons Geheimdienstchef, wurde öffentlich gemacht, dass ein Reserveoffizier der Bundeswehr wegen Spionage für den Geheimdienst von Russland angeklagt worden ist. Die Bundesstaatsanwaltschaft wirft ihm vor, zwischen 2014 und 2020 Informationen und Dokumente nach Moskau gespielt zu haben. (vbu mit afp)

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