„Stoppen Sie diesen Krieg“: Baerbock geht Lawrow direkt an – China, Russland und die USA planen Erklärung

Außenministerin Annalena Baerbock nutzte beim G20-Gipfel in Indien die Gelegenheit, Sergej Lawrow direkt mit dem Ukraine-Krieg zu konfrontieren.
Neu Delhi – Um Kritik an Russlands Krieg gegen die Ukraine zu entgehen, hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow beim G20-Gipfel im Juli die Runde der Außenminister vorzeitig verlassen - es gab einen Eklat. Beim jetzigen G20-Gipfel in Indien nutzte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock genau diese Runde, um sich direkt an Lawrow zu wenden: „Es ist gut, dass Sie hier im Saal sind, um zuzuhören“, sagte die Grünen-Politikerin - und forderte ihren russischen Amtskollegen dann auf, den Ukraine-Krieg umgehend zu beenden.
Baerbock wendet sich direkt an Lawrow: „Stoppen Sie Bombardierung ukrainischer Städte“
„Stoppen Sie diesen Krieg. Stoppen Sie die Verletzung unserer internationalen Ordnung. Stoppen Sie die Bombardierung ukrainischer Städte und Zivilisten. Nicht in einem Monat oder einem Jahr, sondern heute“, forderte Baerbock direkt an Lawrow gewandt. „Denn jede Familie, die einen Vater, einen Bruder, eine Mutter, ein Kind verliert, verliert eine ganze Welt.“ Es gebe kein Recht des Stärkeren, seinen kleinen Nachbarn zu überfallen.
Offensichtlich habe man auch auf russischer Seite erkannt, „dass allein falsche Behauptungen, man hätte diesen Krieg gar nicht angefangen“, nicht verfingen, sagte Baerbock mit Verweis auf Russlands Behauptung, die Nato habe den Krieg gegen Russland begonnen „Und dass es keine gute Strategie ist, irgendwo hinzukommen (...), seine falschen Narrative abzufeuern und dann wieder zu gehen“, so Baerbock mit Blick auf Lawrows vorzeitigem Abgang im Juli.
Baerbock beim G20-Gipfel: „Für keinen Ort der Welt hat Krieg positive Folgen“
„Hier an diesem G20-Tisch haben 19 Länder deutlich gemacht, dass dieser Krieg enden muss. Dass sie alle endlich Frieden wollen“, betonte Baerbock außerdem. Sie räumte ein, dass es unter den G20-Mitgliedern unterschiedliche Sichtweisen zum Ukraine-Konflikt gebe. „Aber was uns alle eint, ist, dass es keinen einzigen Ort auf der Welt gibt, an dem der russische Krieg positive Folgen hat. Er führt nur zu mehr Leid, zu mehr Elend, zum Teil auch zu mehr Sterben.“ Auch Russland selbst leide unter den Folgen des Kriegs. Dies zeigten Tausende Menschen, die Russland verließen sowie die Wirtschaftsdaten des Landes.
Die Bundesaußenministerin äußerte sie sich besorgt darüber, dass Russland den „New Start“-Vertrag zur Reduzierung von Nuklearwaffen aussetzen wolle. Baerbock forderte Lawrow auf, den Dialog mit den USA wieder aufzunehmen und zur vollständigen Umsetzung des Vertrags zurückzukehren.
G20-Gipfel: Gemeinsame Erklärung mit Russland, China, USA geplant
Für Indien, das den Ukraine-Krieg nicht ausdrücklich verurteilt hat, ist die Ausrichtung des G20-Treffens eine heikle Angelegenheit. Das Gastgeberland teilt zwar westliche Bedenken bezüglich China, gleichzeitig ist es aber ein Großkunde der russischen Rüstungsindustrie und hat die Ölimporte aus Russland hochgefahren.
Am Donnerstag (2. März) wird Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar laut CNN mit seinen Amtskollegen aus den USA, Russland und China zusammentreffen. Die Hoffnung sei, genügend Schnittpunkte für eine gemeinsame Erklärung am Ende des Gipfels zu finden. Dieses Vorhaben sei im Januar beim Treffen der G20-Finanzminister in der südindischen Stadt Bengaluru gescheitert: Russland und China lehnten es demnach ab, eine gemeinsame Erklärung zu unterzeichnen, in der Russlands Invasion in die Ukraine kritisiert wurde.
Rede beim G20-Gipfel: Indiens Premier Modi ruft zur Überwindung globaler Spannungen auf
Indiens Premierminister Narendra Modi rief bei seiner vorab aufgezeichneten Eröffnungsrede am Donnerstag zur Überwindung von Differenzen in der Ukraine-Krise auf. „Wir kommen in einer Zeit tiefer globaler Spaltung zusammen. Wir alle haben unsere Positionen und Perspektiven, wie wir diese Spannungen überwinden können“, sagte er. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre - Finanzkrise, Klimawandel, Pandemie, Terrorismus und Krieg - zeigen deutlich, dass die Weltordnungspolitik versagt hat“, warnte Modi. „Wir müssen alle anerkennen, dass der Multilateralismus heute in einer Krise steckt.“ (smu/dpa)