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Putin ernennt „Schlächter von Syrien“ zum neuen Oberkommandierenden

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Von: Viktor Funk, Peter Rutkowski

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Moskau ernennt einen Oberkommandierenden für die Invasionstruppen. Aleksandr Dwornikow ist bereits aus dem Syrien-Krieg bekannt.

Moskau – Das Bemerkenswerteste an der Nominierung von Armeegeneral Alexander Dwornikow als Oberkommandierender der russischen Invasionsstreitmacht in der Ukraine ist, dass er der Erste auf dem Posten ist. Nach westlichem Wissensstand gab es bisher niemanden, der die Angriffe zentral geplant hatte und dann koordinierte.

Offensichtlich besaßen die einzelnen Kommandierenden vor Kiew, Tschernihiw, Charkiw, im Donbass, vor Mariupol und Cherson operative Autonomie. Das wäre zumindest eine Erklärung für die augenscheinliche militärische Inkompetenz – inklusive der daraus folgenden kriegsverbrecherischen Übergriffe –, die die Invasoren in dem nun fast schon anderthalb Monate währenden Krieg an den Tag gelegt haben. Insofern hat der 60-jährige Dwornikow einen leichten Start in seinem neuen Job: Schlechter als niemand kann er ihn nicht machen.

Alexander Dwornikow – Wladimir Putins neuer Oberkommandierender im Ukraine-Krieg

Alexander Wladimirowitsch Dwornikow ist bisher nur einmal in seiner Karriere international aufgefallen: Als er sich 2015/16 bei einigen Kriegsberichterstatter:innen den Beinamen „Schlächter von Syrien“ erwarb. Für sein Kommando über die Truppe zur Unterstützung des Diktators Baschar al-Assad wurde er dann vom Kreml als „Held der Russischen Föderation“ ausgezeichnet. Das heißt: auch für die Kriegsgräuel gegenüber der syrischen Zivilbevölkerung.

Alexander Dwornikow. tass
Alexander Dwornikow. © picture alliance/dpa/TASS

Diesem „Helden“ wird nun auch westlicherseits die Verantwortung für den Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk vom Freitag zugeschrieben. Ein solch spezifischer, lokal begrenzter Angriff wäre eigentlich etwas früh und etwas klein für den neuen Oberkommandierenden. Da aber Dwornikow – der bereits als Heranwachsender in einer Militärschule war und mit 18 direkt in die Armee wechselte – entsprechende Aktionen in Syrien koordinierte, scheint die Vermutung durchaus realistisch.

Ukraine-Krieg: Auch im russischen Geheimdienst rollen Köpfe

Aber nicht nur in der Armee räumt der Kreml auf, auch im Geheimdienst rollen im Ukraine-Krieg Köpfe. Der schon vor vier Wochen unter Hausarrest gestellt Sergej Beseda soll nach Informationen des Journalisten Andrej Soldatow ins Lefortowo-Gefängnis überführt worden sein. Soldatow berichtet seit mehr als 20 Jahren über den russischen Geheimdienst. Er schrieb auf der Seite „agenura.ru“, dass gegen Beseda nun das staatliche russische Ermittlungskomitee vorgeht.

Besedas „Fünfter Dienst“ innerhalb des Geheimdienstes FSB war maßgeblich damit beauftragt, Präsident Wladimir Putin über die politische Situation in der Ukraine zu informieren und damit auch die Grundlage für die Entscheidung zu einer Invasion zu liefern. Nach knapp drei Wochen Krieg, als die ukrainische Verteidigung Russlands Truppen bereits erhebliche Verluste beigebracht hatte und der Widerstand sich festigte, wurde Beseda unter Hausarrest gestellt. (rut/vf)

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