Neues Massengrab in Mariupol entdeckt

Im besetzten Mariupol zeigen Satellitenbilder ein weiteres Massengrab. Mehr als 22.000 Zivilpersonen sollen von russischen Streitkräften getötet worden sein.
Mariupol – In der von Russland besetzten ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind die Folgen der Invasion schlimmer als bislang gedacht. Darüber berichtet der Stadtrat unter Berufung auf Bürgermeister Wadim Boichenko auf Telegram. Man geht davon aus, dass nur in Mariupol etwa 22.000 Zivilpersonen dem russischen Angriffskrieg zum Opfer gefallen sind.
„Wir schätzten die Zahl der Toten in Mariupol auf 22.000 Menschen. Aber immer mehr Fakten zeigen, dass die Folgen des russischen Verbrechens viel schlimmer sind. Dies und die katastrophale Lage der lokalen Bevölkerung unter der Besatzung erfordern die besondere Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft“, sagte Boichenko.
Ukraine News: 16.000 Menschen in Mariupol verscharrt
Insgesamt haben die russischen Streitkräfte den Angaben des Stadtrats zufolge seit Mitte April mindestens 16.000 Einwohner:innen von Mariupol in Massengräbern nahe der Stadt verscharrt. Hauptsächlich scheinen die Leichen in die besetzten Dörfer Staryi Krym, Manhusch und Vynohradne gebracht worden zu sein.
Ukraine News: Mariupol steht vor humanitärer Katastrophe
Allein auf dem Friedhof von Staryi Krym seien im vergangenen Monat 25 neue Gräberfelder entstanden. Die leblosen Körper wurden dabei in mehreren Schichten beigesetzt, berichtet der Stadtrat. Doch nach wie vor lägen „Tausende von Leichen“ noch immer unter den Trümmern der ruinierten Stadt sowie in provisorischen Leichenhallen. Wie aus einem Bericht der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform hervorgeht, konnte mithilfe von Satellitenbildern zudem ein weiteres, viertes Massengrab in der Nähe des Zentralfriedhofs in Mariupol entdeckt werden.
Der Ukraine-Krieg hat eine riesige humanitäre Katastrophe in der Hafenstadt ausgelöst. Mariupol, durch den wochenlangen russischen Beschuss praktisch zerstört, steht ohne zuverlässige Energie, Wasser- und Gasversorgung aktuell am Rande einer Umwelt- und Infektionskatastrophe.
Noch immer befinden sich mehr als 100.000 Zivilpersonen in der eroberten Stadt. Die russischen Invasoren erklärten den Angaben von Ukrinform nach den Kollaborateur Konstantin Iwaschtschenko zum neuen Bürgermeister von Mariupol. Der gewählte Bürgermeister der südukrainischen Stadt, Wadim Boichenko, fühlt sich seinem Amt jedoch nach wie vor verpflichtet – und berichtet weiter über die Zustände in seiner Stadt. (nak)