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Putins Koch wird zu gefährlich: Berüchtigte Wagner-Gruppe steht wohl vor dem Aus

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Von: Karolin Schäfer

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Wagner-Chef Prigoschin will keine Häftlinge mehr für den Ukraine-Krieg rekrutieren. Die paramilitärische Organisation scheint den Halt im Kreml zu verlieren.

Kiew – Die für ihre brutale Vorgehensweise berüchtigten Söldner der Wagner-Truppe erwiesen sich bis zuletzt als nützlich für Russland im Ukraine-Krieg. Vor allem in der Donezk-Region nimmt die von Jewgeni Prigoschin gegründete Gruppe eine Schlüsselrolle ein.

Seite an Seite kämpfen die Söldner mit der russischen Armee rund um Bachmut. Nennenswerte Erfolge gibt es bisher kaum. Nur Soledar, eine Kleinstadt mit Salzminen, wurde bereits eingenommen. Die ukrainischen Verteidiger zogen sich im Januar zurück. Doch nun scheinen die Tage der Wagner-Söldner gezählt.

News zum Ukraine-Krieg: Rekrutierte Wagner-Häftlinge tot oder vermisst

Angesichts der hohen Verluste steht Prigoschin, der einst jahrelang den Kreml in Moskau mit Essen versorgte, in der Kritik. Um die Lücke zu stopfen, soll der Wagner-Chef massenhaft Häftlinge rekrutiert haben. Doch vielmehr mussten die neuen Kämpfer als Kanonenfutter entlang der Frontlinie im Osten der Ukraine herhalten, hieß es in Berichten.

Nach Einschätzung von Olga Romanova, die sich für die Rechte von Gefangenen einsetzt, gelten zahlreiche von den rund 50.000 rekrutierten Häftlingen entweder als tot oder vermisst. Nur noch 10.000 von ihnen würden im Ukraine-Krieg kämpfen, zitierte Newsweek die Leiterin der Nichtregierungsorganisation „Russia Behind Bars“.

Ukraine-Krieg: Wagner-Chef will keine Häftlinge mehr rekrutieren

Prigoschin gab am Donnerstag (9. Februar) bekannt, dass seine paramilitärische Gruppierung keine russischen Gefangenen mehr für den Krieg rekrutiert, berichtete Reuters. Igor Girkin, ehemaliger russischer Geheimdienstoffizier, ist sich sicher, dass die Anweisung zur Beendigung der Gefangenenrekrutierung vom Kreml selbst kam. Das würde die Gruppe bei den Kämpfen rund um Bachmut „ernsthaft beeinträchtigen“, schrieb er auf seinem Telegram-Kanal.

Kämpfer der Wagner-Gruppe stehen in der von Russland eingenommenen Stadt Soledar.
Kämpfer der Wagner-Gruppe stehen in der von Russland eingenommenen Stadt Soledar. © Ivan Noyabrev/imago

Prigoschin habe die Rekrutierung der Häftlinge am 1. Februar gestoppt, sagte Romanova gegenüber Newsweek. Stattdessen würde nun das russische Verteidigungsministerium Gefangene für den Ukraine-Krieg anwerben. „Wir sehen jeden Tag, wie das Verteidigungsministerium Gefangene entsendet“, informierte Romanova.

Bislang seien allerdings nur rund 500 Personen einberufen worden. Das Ministerium biete „die gleichen Bedingungen wie Wagner. Mit einer Ausnahme: Das Verteidigungsministerium betont, dass es keine außergerichtlichen Hinrichtungen geben wird.“ In der Vergangenheit tauchten immer wieder Berichte auf, die Hinrichtungen seitens der Wagner-Söldner meldeten, um Deserteure abzuschrecken.

Ukraine-Krieg: Prigoschin „viel gefährlicher“ für Kreml geworden

Für Kremlchef Wladimir Putin sei Wagner zu Beginn des Feldzuges ein „nützliches Werkzeug“ gewesen, um seine Interessen durchzusetzen, sagte Joana de Deus Pereira von der britischen Denkfabrik „Royal United Services Institute“ (RUSI) gegenüber Newsweek. Nun sei Prigoschin „viel gefährlicher geworden“. Mit dem Kurswechsel wolle der Kreml zeigen, „dass er das Sagen hat“.

Die Spannungen zwischen Prigoschin und dem Kreml haben in den vergangenen Wochen zugenommen. Einige befürchten, dass der Wagner-Chef seine Popularität nutzen könnte, um politischen Einfluss zu gewinnen. Nach Angaben des US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) setzt Russland in Bachmut inzwischen wieder vermehrt auf die eigenen Soldaten.

Romanowa hingegen geht davon aus, dass die Wagner-Gruppe in der Ukraine bleiben wird. „Prigoschin ist in der Lage, Putins Einfluss und Gunst zurückzugewinnen. Und niemand wird mit einem Mann scherzen, der seine eigene Privatarmee hat“, sagte sie gegenüber Newsweek. (kas)

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