Exodus im Kreml? Putins Verteidigungsminister taucht überraschend wieder auf
Von Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu fehlte wochenlang jede Spur. Nun taucht er in einem Video auf.
Update vom Samstag, 26.03.2022, 13.45 Uhr: Nach zweiwöchiger Abwesenheit des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu in der Öffentlichkeit sind neue Bilder von ihm verbreitet worden. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Samstag ein Video, das zeigt, wie Schoigu eine Sitzung zum russischen Verteidigungsetat leitet. Die Aufnahme ist nicht datiert, der Verteidigungsminister macht russischen Nachrichtenagenturen zufolge darin aber eine Anspielung auf ein Treffen mit dem Finanzminister, das am Freitag stattgefunden habe.

Schoigus längeres Verschwinden aus der Öffentlichkeit hatte zuletzt Spekulationen ausgelöst. In dem Video des Verteidigungsministeriums sagt er, dass die Bestellungen und Versorgung mit Rüstungsgütern nach Plan liefen, „trotz der Schwierigkeiten, denen wir heute begegnen“. Damit bezog sich Schoigu offenbar auf die umfangreichen Sanktionen, die der Westen wegen Russlands Militäreinsatz in der Ukraine verhängt hat.
Kreml verbreitet Video mit russischem Verteidigungsminister
Am Donnerstag hatte der Kreml über ein Gespräch zwischen Schoigu und Staatschef Wladimir Putin über einen Bericht zum „Ablauf des Sondermilitäreinsatzes“ in der Ukraine informiert. Zu Mutmaßungen, der Verteidigungsminister trete wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: „Der Verteidigungsminister hat im Moment viel zu tun.“ Inmitten des Konflikts in der Ukraine sei „nicht die Zeit für Medienauftritte“.

Der 66-jährige Verteidigungsminister ist normalerweise regelmäßig in den Sendungen des Staatsfernsehens zu sehen. Doch seit dem 11. März hatte er Medienberichten zufolge keine öffentlichen Termine mehr wahrgenommen.
Erstmeldung vom Freitag, 25.03.2022, 09.00 Uhr: Moskau – Inmitten des Ukraine-Kriegs häufen sich die Spekulationen um den Verbleib von Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu. Ein Sprecher des Kreml verweigerte in Moskau laut Informationen des Nachrichtensenders CNN Angaben über den Aufenthaltsort des Verteidigungsministers zu machen.
Schoigu galt bislang als enger Vertrauter von Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts hatte sich der oberste Befehlshaber der russischen Streitkräfte aber zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Am Mittwochabend berichtete die unabhängige russische Nachrichtenagentur Agentstvo, dass sich der Gesundheitszustand des 66 Jahre alten Armee-Generals stark verschlechtert habe. Die Agentur beruft sich dabei auf anonyme Quellen aus dem russischen Verteidigungsministerium.
Russland: Putins Verteidigungsminister Schoigu taucht ab
Das wiederum verneinte Dmitri Peskow, Sprecher des Kreml, auf Nachfrage am Donnerstag. „Der Verteidigungsminister hat im Moment viel zu tun“, sagte er, als CNN nach Schoigus Abwesenheit fragte. „Der militärische Sondereinsatz läuft. Jetzt ist natürlich nicht gerade die Zeit für Medienaktivitäten, das ist durchaus verständlich.“ Der russischen Nachrichtenagentur Agentstvo sei ohnehin nicht zu trauen, so Peskow.
Der letzte öffentliche Auftritt Schoigus war am 18. März im russischen Staatsfernsehen. Laut zahlreicher russischer Journalist:innen soll es sich dabei aber um eine Aufzeichnung handeln, die vom 11. März stammt. Sollte das wiederum stimmen, der oberste General der russischen Armee wäre seit über zwei Wochen nicht mehr öffentlich aufgetreten – und das in einer Zeit, in der Russland sich im größten Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg befindet. Über den Angriff auf die Ukraine sagte Schoigu damals: „Alles läuft nach Plan. Wir werden ihnen in diesem Kanal jeden Tag die Woche Bericht erstatten.“ Entgegen dieser Darstellung häufen sich zuletzt die Berichte über herbe Verluste Russlands im Ukraine-Krieg.
Zur Person | |
Name | Sergei Kuschugetowitsch Schoigu |
Position | Verteidigungsminister der Russischen Förderation |
Alter | 66 Jahre (geboren am 21. Mai 1955) |
Kinder | Kseniya Shoigu, Yulia Shoigu |
Exodus im Kreml: Erst schmeißt Putins Berater hin, jetzt verschwindet sein Verteidigungsminister
Laut Kreml-Sprecher Peskow soll Schoigu erst kürzlich an einem Treffen mit Wladimir Putin teilgenommen und ihn in diesem Rahmen über den Stand der Dinge im Ukraine-Krieg informiert haben. Von diesem Treffen gibt es aber laut dem Nachrichtenporal Meduza keinerlei Videoaufnahmen – obwohl der Kreml sonst kurze Mitschnitte solcher Konferenzen veröffentlicht.
Die Spekulationen über das mysteriöse Verschwinden Schoigus hatten in den letzten Tagen zugenommen, vor allem nachdem Wladimir Putins langjähriger Berater Anatoly Chubais überraschend zurückgetreten war und das Land verlassen hatte. Chubais soll diesen Schritt angeblich aus Protest gegen den Ukraine-Krieg gegangen sein. Peskow jedoch spielte den Abgang des hochrangigen Beraters herunter. Chubais sei kein „direkter Angestellter der Präsidialverwaltung“. „Jeden Tag kündigt jemand die Verwaltung oder es kommen neue Mitarbeiter. Es ist ein ziemlich großer und lebhafter Mechanismus“, so Peskow. (dil/AFP)