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Putins korrupte Gefolgschaft bereichert sich im Ukraine-Krieg

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Von: Tobias Utz

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Das System Putin basiert auf Korruption. Zahlreiche Recherchen legen das offen. Das neueste Beispiel betrifft den Ukraine-Krieg.

Kiew/Moskau – Um die Machenschaften im Kreml ranken sich zahlreiche Gerüchte. Vielen Mitarbeitern werden Korruption und Bestechlichkeit nachgesagt, Beweise dafür gibt es kaum. Ein Geflecht aus Gefallen, die sich Wladimir Putins Gefolgschaft gegenseitig schuldet. Der Präsident höchstpersönlich sorgt offenbar dafür, dass dieses System floriert. In Putins Umfeld können prominente Personen, wie Jewegeni Prigoschin, auch als „Putins Koch“ bekannt, oder Ramsan Kadyrow, tschetschenischer Machthaber, ihre Geschäfte machen, wie merkur.de berichtet.

Der Einfluss des Letztgenannten reicht offenbar bis ins Kriegsgebiet. Kadyrow soll Vermögenswerte in der Ukraine wiederum an seine Gefolgschaft verteilen. Konkret geht es einem Bericht der BBC zufolge um Anteile an Metallindustrieunternehmen oder an Gastronomieketten in der eroberten Stadt Mariupol. In der Hafenstadt gab es vor dem Ukraine-Krieg zahlreiche Arbeitsplätze in der Stahlmanufaktur. Im Hafen der Stadt konnte das Material anschließend verschifft werden.

Russland: Putins Elite bereichert sich im Ukraine-Krieg

Dem Bericht nach soll vor allem Valid Kortschagin die erwähnten Anteile erhalten. Das Thinktank „Institute for the Study of War“ berichtet, dass Kortschagin mit hochrangigen Mitgliedern der tschetschenischen Regierung verwandt ist. Das sind wiederum Angestellte des Machthabers Kadyrow. Zudem soll es familiäre Verbindungen zum Duma-Abgeordneten Adam Delimhanov geben. Ilja Schumanow, Leiter der NGO „Transparency International Russland“ vermutet demnach, dass durch die Anteilsvergabe an Unternehmen Mitglieder der Kortschagin-Familie für ihren Kampfeinsatz in russischen Truppen belohnt werden sollen.

Putin
Matrjoschkas von Lenin, Stalin, Gorbatschow, Jelzin und Putin. © Symbolfoto: Alexander Ryumin / Imago Images | Bearbeitung: IPPEN.MEDIA

Die eingangs erwähnte Korruption in russischen Institutionen ist keineswegs neu. Zahlreiche Berichte dazu existieren. Unter anderem analysierte ein internationales Konsortium, bestehend aus rund 600 Journalisten, rund zwölf Millionen Dokumente aus Steueroasen. Geheime Dokumente, unter anderem russischer Politiker, wurden auf diese Weise öffentlich. Zusammengefasst wurden die Ergebnisse in den „Pandora Papers“. Bis heute streiten alle Beteiligten jegliche Zusammenhänge ab. Wladimir Putins Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die „Pandora Papers“ einst als „unbewiesene Behauptungen“.

Korruption in Putins System: Ein gefährliches Unterfangen

Bei den Recherchen Alexej Nawalnys sah sich allerdings sogar der russische Präsident zu einer Reaktion genötigt. Nawalny, einer der bekanntesten Putin-Kritiker, veröffentlichte mit seinem Team ein Video, das unter anderem den prunkvollen Palast des Präsidenten zeigen soll.

Bei einer Veranstaltung von Studenten stritt Putin alles ab: „Ich habe dieses Video nicht angeschaut, ich habe einfach nicht genügend Zeit dafür. Aber ich habe Videoausschnitte durchgeblättert, die mir meine Assistenten gebracht haben. Nichts von dem, was dort als mein Eigentum aufgeführt wird, gehört mir oder meinen nahen Verwandten oder hat uns je gehört. Niemals.“

Das korrupte System fußt auf zahlreichen Steueroasen und rechtlichen Schlupflöchern, wie die „Pandora Papers“ zeigen. Dadurch fühlen sich Putin und Kreml-Beamte offenbar sehr sicher – und das nicht ohne Grund: Viele der Geldflüsse werden möglicherweise erst in Jahrzehnten nachverfolgt und tatsächlich ermittelt. Die behördliche Reaktion auf die Recherchen des internationalen Journalisten-Konsortiums blieb jedenfalls aus. Was mit Putins Kritikern passiert, verdeutlicht der angesprochene Fall Nawalny: Der Putin-Gegner befindet sich seit geraumer Zeit in einem Straflager bei Moskau. (tu)

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