1. Startseite
  2. Politik

Holocaust-Vergleich im israelischen Parlament: Selenskyj sorgt für Empörung

Erstellt:

Von: Nail Akkoyun

Kommentare

Angesichts des Ukraine-Kriegs spricht Präsident Wolodymyr Selenskyj vor dem Parlament in Israel. Eine Formulierung sorgt dabei für Aufruhr.

Jerusalem – In einer Rede vor dem Knesset, dem Parlament in Jerusalem, hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* Israel mangelnde Hilfsbereitschaft im Ukraine-Krieg* vorgeworfen. Er verstehe nicht, wieso Israel* keine Waffen an die Ukraine* liefere und warum der Staat keine Sanktionen gegen Russland* verhänge.

„Jeder weiß, dass Ihre Raketenabwehrsysteme die besten sind [...], und dass Sie unserem Volk definitiv helfen und das Leben von Ukrainern und ukrainischen Juden retten können“, sagte Selenskyj am Sonntag (20.03.2022) in einer Videoansprache vor dem israelischen Parlament.

„Die Endlösung“: Äußerungen von Selenskyj sorgen für Kritik

Den russischen Angriff auf die Ukraine verglich Selenskyj in seiner Rede mit der von Nazideutschland geplanten Vernichtung des jüdischen Volkes während des Zweiten Weltkriegs. „Hören Sie, was jetzt in Moskau gesagt wird, hören Sie, wie sie wieder dieses Wort gebrauchen: die Endlösung.“ Damit spielte der ukrainische Präsident auf die „Endlösung der Judenfrage“ an, die von den Nationalsozialisten im Jahr 1942 schriftlich beschlossen wurde.

Wolodymyr Selenskyj hat in einer Video-Botschaft an Israel Russland mit Nazi-Deutschland gleichgesetzt und dem Kreml einen Plan zur Auslöschung der Ukraine vorgeworfen.
Wolodymyr Selenskyj hat in einer Video-Botschaft an Israel Russland mit Nazi-Deutschland gleichgesetzt und dem Kreml einen Plan zur Auslöschung der Ukraine vorgeworfen. © Maya Alleruzzo/AP/dpa

Doch heute sei der Begriff auf das ukrainische Volk bezogen, so Selenskyj. Unklar ist, wer und wann seitens Russlands den Ausdruck verwendet haben soll. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge soll der russische Präsident Wladimir Putin* die Formulierung „endgültige Entscheidung“ einmal in den vergangenen Wochen verwendet haben.

Israels Außenminister Yair Lapid ließ die Vorwürfe abprallen und erklärte, dass Israel der Ukraine in hohem Maß helfen werde. Bislang hat Israel humanitäre Hilfe geschickt und den russischen Einmarsch zwar verurteilt, allerdings vor schärferen Maßnahmen zurückgeschreckt. Womöglich auch, weil Russland im israelischen Nachbarland Syrien seit Jahren militärische Präsenz zeigt*, wo Israel selbst Angriffe auf pro-iranische Milizen durchführt. Ministerpräsident Naftali Bennett äußerte sich bisher nicht zu der Rede Selenskys.

Ukraine-Krieg: Selenskyj erinnerte auch die USA an vergangene Tragödien

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem kritisierte die Aussagen von Wolodymyr Selenskyj scharf. Unverantwortliche Äußerungen wie jene des ukrainischen Präsidenten würden die Tragödie der Schoah trivialisieren, hieß es. „Der Krieg ist schrecklich, aber der Vergleich mit den Schrecken des Holocaust und der Endlösung ist unerhört“, schrieb der israelische Kommunikationsminister Yoaz Hendel am Sonntagabend auf Twitter.

Selenskyj bediente sich in den vergangenen Tagen mehrfach der Taktik, während Ansprachen an vergangene Tragödien zu erinnern. Als er am 17. März vor dem US-Kongress sprach, verglich Selenskyj den Ukraine-Konflikt* mit den US-amerikanische Kriegstraumata Pearl Harbor und dem elften September. Auch in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag erinnerte er an den Zweiten Weltkrieg und das Massaker im ukrainischen Babyn Jar, bei dem Sondereinheiten der Nationalsozialisten binnen 24 Stunden mehr als 33.300 jüdische Menschen ermordeten. (nak) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare