1. Startseite
  2. Politik

Mitten im Ukraine-Krieg: Putin mischt im Konflikt in Bosnien-Herzegowina mit

Erstellt:

Von: Karolin Schäfer

Kommentare

Bosnische Serben und Anhänger des pro-russischen bosnisch-serbischen Politikers Milorad Dodik versammeln sich am 20. April 2022 im Zentrum der nordbosnischen Stadt Banja Luka.
Bosnische Serben und Anhänger des pro-russischen bosnisch-serbischen Politikers Milorad Dodik versammeln sich am 20. April 2022 im Zentrum der nordbosnischen Stadt Banja Luka. © Elvis Barukcic/afp

Der Frieden in Bosnien-Herzegowina ist instabil. Der serbische Separatistenführer Milorad Dodik spaltet das Balkanland – mit brüderlicher Unterstützung von Putin.

Banja Luka – Alle Augen sind derzeit auf den Ukraine-Krieg gerichtet. Während russische Streitkräfte vor allen den Osten des Landes belagern, leistet die ukrainische Armee weiterhin erbitterten Widerstand. Unterdessen befeuert Moskau in Bosnien-Herzegowina den Konflikt mit den pro-russischen Separatisten.

Der Frieden auf der Balkanhalbinsel ist fragil, die Vorstellungen über die Zukunft des Staates gehen auseinander. Seit dem Bosnienkrieg setzt sich das Land in Südosteuropa aus der kroatisch-muslimischen Föderation und der serbischen Republika Srpska zusammen. Die serbische Teilrepublik plant eine Abspaltung bis zum Sommer 2022.

Dass Moskau die separatistischen Pläne unterstützt, ist bekannt. Auch die Nähe des bosnischen Serbenführers Milorad Dodik zum russischen Präsidenten Wladimir Putin ist kein Geheimnis. Deshalb schloss sich Bosnien auch nicht den westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine an. Der Westen ist in Alarmbereitschaft.

Bosnien und Herzegowina
HauptstadtSarajevo
Staats- und Regierungsformparlamentarische Republik
Unabhängigkeit1. März 1992 (von Jugoslawien)

Nach Ukraine: Bosnien als mögliches, nächstes Ziel für Putin

„Wenn Putin (in der Ukraine) in die Enge getrieben wird, wird er sich nach anderen Orten umsehen, an denen er Siege erringen kann. Und einer davon könnte Bosnien sein“, warnte der demokratische US-Senator Chris Murphy gegenüber dem Sender CNN. Er sprach von einer „sehr beunruhigenden Zeit für Bosnien“. Ähnliche Befürchtungen hatte auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Der Politiker nannte Bosnien im März ein mögliches Ziel „weiterer russischer Interventionen“.

Angesichts des gemeinsamen slawischen und orthodoxen Erbes sowie ihrer Bündnisse während der Weltkriege pflegt Russland eine brüderliche Beziehung zu den Serben auf dem Balkan. Der russische Botschafter hatte den Westen bereits gewarnt, dass Moskau mit „Reaktionen“ drohe, sollte Bosnien der Nato beitreten. Zudem schoss Russland kürzlich gegen die offenbar „zunehmenden Versuche, die Grundsätze“ des Abkommens „zum Vorteil der EU und der Nato und zum Nachteil“ der bosnischen Serben umzuschreiben.

Konflikt in Bosnien-Herzegowina: „Russland hat mit dem Westen gebrochen“

„Es ist klar, dass Russland in Bosnien nun offen mit dem Westen gebrochen hat“, wird Florian Bieber, Balkanexperte an der Universität Graz in Österreich, von der AFP zitiert. Die „Passivität“ des Westens habe zur Instabilität des Landes beigetragen, indem sie Serbenführer Dodik im Laufe der Jahre erlaubte, immer wieder rote Linien zu überschreiten.

Diese Ansicht teilte auch Srecko Latal, Chefredakteur des regionalen Netzwerks für investigativen Journalismus (BIRN). Die „Abwesenheit der EU“ habe es Dritten wie Russland, China und der Türkei ermöglicht, das Vakuum zu füllen.

Bosnien-Herzegowina: Wieder mehr Aufmerksamkeit für Balkanland

Allerdings scheint der Westen dem Balkanland nun wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen. „Mir scheint, dass diese russische Bedrohung die USA und die EU wirklich dazu gezwungen hat, einen etwas ernsthafteren Ansatz zu verfolgen“, sagte Latal. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kündigte bei ihrem Besuch in der Hauptstadt Sarajevo im März „mehr Präsenz“ Deutschlands in den Balkanländern an. Deutschland werde nur „diejenigen unterstützen, die sich für die Stärkung des Landes einsetzen und nicht die, die an der Desintegration und Schwächung des Staates arbeiten“, sagte die Grünen-Politikerin.

Die USA und Großbritannien verhängten bereits Sanktionen gegen Dodik. Die EU sah bisher von Strafmaßnahmen ab, verdoppelte aber ihre Militärpräsenz in Bosnien auf rund 1.100 Männer und Frauen. (kas/afp)

Auch interessant

Kommentare