Türkei soll Technologie für russische Waffenindustrie liefern
Trotz westlicher Sanktionen bauen die Türkei und Russland ihre Wirtschaftsbeziehungen aus. Dabei soll auch Elektronik für russische Waffen geliefert worden sein.
Ankara – Die Türkei beteiligt sich weiterhin nicht an den westlichen Sanktionen gegen Russland. Stattdessen wurden die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ankara und Moskau sogar ausgebaut. Darauf deuten neueste Zahlen hin. Waren etwa im Januar 2021 nur 9 Unternehmen in der Türkei mit russischer Beteiligung gegründet worden, so lag die Zahl im August des vergangenen Jahres bereits bei 128. Die Vermutung: Russland nutzt die Türkei, um trotz EU-Sanktionen an westliche Technologien heranzukommen.
Trotz Sanktionen im Ukraine-Krieg: Türkei verkauft Technologie für 559 Millionen Dollar an Russland
Nach einem Bericht des Webportals Trading Economics hat die Türkei im vergangenen Jahr elektrische und elektronische Geräte im Wert von 559,21 Millionen US-Dollar nach Russland geliefert. Dabei soll es sich um technisches Material handeln, dass auch beim Bau und bei der Entwicklung von Waffen genutzt werden kann.
Wegen dieser Exporte hatten die USA und auch die EU die Türkei immer wieder gewarnt. Anfang Februar hatte eine Delegation des US-Finanzministeriums die Türkei besucht. Dort wurde der türkischen Seite erklärt, dass türkischen Staatsbürgern Geld- und Gefängnisstrafen drohen, wenn die gegen die Russland-Sanktionen verstoßen.

Cavusoglu dementiert Waffenkomponenten an Putin geliefert zu haben
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu (AKP) verneinte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem US-Amtskollegen Antony Blinken einen solchen Verkauf an Russland. „Behauptungen, wir hätten Russland elektronische Produkte gegeben, die in der Rüstungsindustrie verwendet werden können, sind falsch. Wenn es diesbezüglich irgendwelche Verstöße gibt, werden wir alles Notwendige tun.“ Falls etwa die EU-Länder über Informationen dazu verfügen würde, sollten sie diese an die türkische Regierung weiterleiten, sagte Cavusoglu.
Einem Bericht des Wallstreet Journals zufolge haben türkische Firmen von März bis Oktober 2022 unter Verstoß gegen die US-Sanktionen auch nicht-elektronische Produkte für die russische Verteidigungsindustrie geliefert. So sollen Aufzüge, elektrische Generatoren, Leiterplatten und andere Artikel im Wert von mehreren Millionen Dollar nach Russland geliefert worden sein. (Erkan Pehlivan)