Wagner-Chef will Schwiegersohn von russischem Minister in den Krieg schicken

Der Schwiegersohn von Russlands Verteidigungsminister, Sergej Schoigu, soll in den Ukraine-Krieg geschickt werden, fordert Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin.
Moskau - Kurz vor dem Jahrestag des Einmarsches in die Ukraine verschärfen sich in Russland erneut die Spannungen zwischen der Militärführung und der Privatarmee Wagner. Jetzt will der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, Alexej Stoljarow, den Schwiegersohn von Russlands Verteidigungsminister, in den Ukraine-Krieg schicken.
Grund dafür ist, dass Stoljarow einen Beitrag des oppositionellen Journalisten Juri Dud in einem Post zum Jahrestag des russischen Einmarsches gelikt hat. Darin heißt es, der Ukraine-Krieg ein „blutiger und sinnloser Krieg, der von Putin und seinem Gefolge entfesselt wurde“. Inzwischen dementiert der Schwiegersohn des russischen Verteidigungsministers, den Beitrag mit einem „Gefällt mir“ versehen zu haben. Auf Instagram sagt er, niemals so etwas getan zu haben. „Lasst euch nicht von Photoshop“ hereinlegen, sagt er darin.
Wagner-Chef will Kreml-Sohn in den Krieg schicken
Es sei nicht das erste Mal, dass Stroljarow Kreml-kritische Beiträge von Dud gelikt habe. Wie das unabhängigen Online-Portal Poligon.media berichtet, soll Stoljarow schon davor zwei Beiträge von Dud gelikt haben. Für Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist das eine willkommene Steilvorlage. „Wir müssen Stoljarow erwischen und zu mir bringen. Sechs Wochen lang werde ich ihn ausbilden“, so Prigoschin, der wegen seiner Kritik an der russischen Militärführung immer wieder vom Kreml zurückgepfiffen wird.
Wagner-Chef drohen theoretisch bis zu 15 Jahre Gefängnis
Kritik am Militär ist in Russland tabu und wird mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft. Prigoschin schert das nicht. Der Chef der Söldnertruppe Wagner beschimpft die Armeeführung sowie den Verteidigungsminister und bezichtigt sie des Verrats - ohne offenbar etwas befürchten zu müssen. Der Provokateur nütze Kremlchef Wladimir Putin, sagt Peter Rough von der US-Denkfabrik Hudson-Institut.Prigoschin ermögliche es dem russischen Präsidenten, die Unzufriedenheit mit der Armee nach einem Jahr Krieg in der Ukraine über einen Dritten artikulieren zu lassen. (AFP/Erkan Pehlivan)