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US-Produzent warnt: Stinger-Raketen werden wegen Ukraine-Krieg weltweit knapp

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Von: Lukas Zigo

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Stinger Boden-Luft-Raketen sind eine der wichtigsten Waffen der Ukraine im Kampf gegen Russland. Die Spenderländer müssen nun mehr als ein Jahr auf Nachschub warten.

Tucson – Sie ist eine der Waffen, die für die Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland von unschätzbarem Wert ist: die Boden-Luft-Rakete des Typs Stinger. Einfach und von Soldaten ohne großes Equipment zu bedienen sind es die Stinger-Raketen, die im Ukraine-Konflikt Angst und Schrecken bei der russischen Luftwaffe verbreiten. Doch die Versorgung mit den Waffen könnte auf lange Sicht zum Problem werden.

Der Vorstandsvorsitzende des US-Rüstungsriesen Raytheon Technologies erklärte Investoren am Dienstag (26.04.2022), dass das Unternehmen die Produktion von Stinger-Raketen bis 2023 nicht hochfahren kann. Es mangele an Teilen und Rohstoffen für die Produktion der Rakete. Tausende von Stinger-Flugabwehrraketen wurden aus Lagerbeständen in Europa und den USA in die Ukraine geliefert. Einen Plan diese Lager erneut zu füllen gibt es aktuell nicht. Gemeinsam mit der Boden-Boden-Rakete Javelin und vergleichbaren europäischen Systemen sind sie Stärke-Multiplikatoren auf dem Schlachtfeld. Ein Team aus zwei Soldaten, bewaffnet mit einer 150.000 Dollar Singer-Rakete, ist in der Lage, einen 15 Millionen Dollar Ka-52M-Kampfhubschrauber abzuschießen.

Ukraine-Krieg: CEO zu Stinger-Raketen: „Komponenten sind nicht mehr im Handel erhältlich“

Das Rüstungsunternehmen Raytheon baut in seinem Werk in Arizona derzeit eine begrenzte Anzahl neuer Stinger-Raketen für einen ungenannten Kunden außerhalb der USA, sagte CEO Greg Hayes am Dienstag in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen.

Militärübung der USA und Rumänien
US-amerikanische Soldaten schießen am 20.03.2017 in Capu Midia eine Stinger-Boden-Luft-Rakete des US-Rüstungsriesen Raytheon Technologies ab. © Vadim Ghirda/AP/dpa

Er fügte hinzu, dass die bevorstehenden Arbeiten zur Auffüllung der weltweiten Bestände ein größeres Engagement der US-Regierung erfordern würde. Dieses wäre für die Finanzierung und Aufrechterhaltung einer höheren Produktionsrate unabdingbar. „Wir haben in den letzten Wochen mit dem Verteidigungsministerium zusammengearbeitet und versuchen aktiv, einen Teil des Materials zu beschaffen, aber leider hat das Verteidigungsministerium seit etwa 18 Jahren keinen Stinger mehr gekauft und einige der Komponenten sind nicht mehr im Handel erhältlich“, sagte Hayes.

US-Armee: „Der derzeitige Stinger-Bestand ist rückläufig“

Die US-Armee arbeitet bereits an der Ausmusterung der veralteten Stinger, die sie bereits auf Lager hat. Am 28. März gab sie eine Ausschreibung für eine neue tragbare Luftabwehrrakete heraus, die bis 2028 in Produktion gehen könnte. „Der derzeitige Stinger-Bestand ist rückläufig“, hieß es in der Bekanntmachung. Auch sei der Kauf von 10.000 neuen Raketen geplant.

Das Pentagon stellte dem Kongress im März 3,5 Milliarden Dollar zur Verfügung, um die während des Krieges an die Ukraine gespendeten Bestände aufzufüllen. Dazu gehören auch etwa 1400 Stinger-Raketen. Andere Verbündete haben ebenfalls hunderte weitere Raketen geschickt. Auch diese Länder werden bald versuchen, ihre eigenen Waffendepots aufzufüllen.

USA: Auch Javelin-Raketen könnten knapp werden

Probleme mit der Lieferkette verhindern aktuell ein Hochfahren der Produktion, wie der oberste Beschaffungsbeamte der US-Armee Doug Bush auf einer Veranstaltung am 25. März mitteilte. Dies gelte sowohl für die Produktion von Stinger- als auch für die der Javelin-Raketen, die im Ukraine-Krieg mit verheerender Wirkung gegen die russische Armee eingesetzt wird.

„Wir arbeiten uns gerade durch diese Probleme“, sagte Bush. „Der Kongress hat einen großen Geldbetrag zur Verfügung gestellt, um unsere Bestände aufzufüllen, was wir sehr zu schätzen wissen, und wir stehen kurz davor, den Kongress über unsere ersten Schritte in diese Richtung zu informieren.“

Ukraine-Krieg: US-Verteidigungsministerin trifft sich mit den acht größten Rüstungsunternehmen

Das britische Verteidigungsministerium schätzt, dass Russland seit Beginn des Krieges mindestens 530 Panzer und mehr als 60 Hubschrauber und Kampfjets verloren hat. Viele davon seien durch Stinger- und andere Luftabwehrraketen zerstört worden.

Die stellvertretende US-Verteidigungsministerin Kathleen Hicks hat in diesem Monat ein Treffen mit den Leitern der acht größten Rüstungsunternehmen einberufen, um die Prioritäten des Ministeriums für die Ausrüstung des ukrainischen Militärs darzulegen. Auch die Aufstockung der Waffen, die kleinere Verbündete in den Kampf geschickt haben soll besprochen werden.

Raytheon muss Rakete neu entwickeln: „Das wird uns ein wenig Zeit kosten“

Damit die neuen Raketen in Produktion gehen können, muss Raytheon zunächst einen Teil der Elektronik der Waffe neu entwickeln, so Hayes. „Das wird uns ein wenig Zeit kosten. Wir werden die Produktion in diesem Jahr so weit wie möglich abschließen“, fügte er hinzu. Er prognostizierte, dass es bis 2023 oder sogar 2024 dauern wird, bis große Bestellungen von Verbündeten zur Auffüllung ihrer Bestände eingehen werden.

Das Unternehmen vermeldete am Dienstag (26. April 2022) einen Umsatz von 15,7 Milliarden Dollar im ersten Quartal. Dies entspricht einem Anstieg von 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Raytheon zieht sich aus Russland zurück: „Wir kommen nicht wieder“

Raytheon senkte seine Umsatzprognose für das Jahr um 750 Millionen Dollar. Allen voran wegen des Rückzugs seines Geschäfts mit kommerziellen Flugzeugen aus Russland. Die Gesamtschätzung fällt damit auf 67,8 Milliarden Dollar. Diese Verluste gehen zulasten der beiden zivilen Lufthaftsparten des Unternehmens, Pratt & Whitney und Collins Aerospace. (lz)

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