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Ukraine-Krieg: „Kiew vom Feind befreit“ - Das geschah in der Kriegsnacht

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Von: Katja Thorwarth

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Nach fünf Wochen zieht sich Russland aus der Region um Kiew zurück. Ukrainische Truppen berichten von Gräultaten. Die Nacht im Überblick.

Kiew/Moskau - Das russische Militär hat im Zuge des Ukraine-Kriegs* für Sonntag (03.04.2022) die Öffnung von Fluchtkorridoren für Ausländer in den Hafenstädten Mariupol und Berdjansk am Asowschen Meer angekündigt. Wie Generalmajor Michail Misinzew in der Nacht nach Angaben der Agentur Tass sagte, könnten Ausländer die schwer umkämpfte Hafenstadt Mariupol in Richtung Berdjansk verlassen. Auch die in der besetzten Hafenstadt Berdjansk lebenden ausländischen Staatsbürger dürften das Gebiet in der Ukraine* verlassen - entweder auf dem Landweg über die Krim oder zu den ukrainischen kontrollierten Gebieten.

Mehr als fünf Wochen nach dem russischen Einmarsch hat die ukrainische Armee nach eigenen Angaben wieder die volle militärische Kontrolle über die Region um die Hauptstadt Kiew* erlangt. „Irpin, Butscha und Hostomel und das gesamte Gebiet Kiew - vom Feind befreit“, schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Anna Maljar auf Twitter. Vom Rückzug der russischen Armee im Nordwesten der Metropole berichtete auch Präsidentenberater Olexij Arestowytsch. Um Kiew seien mehr als 30 Dörfer zurückerobert worden, sagte er.

Ukraine-Krieg: Kiews Präsidentenberater spricht von vielen tote Zivilisten in Butscha

In der zurückeroberten Stadt Butscha nordwestlich von Kiew Dutzende entdeckten ukrainische Truppen tote Zivilisten. Viele von ihnen seien von russischen Soldaten erschossen worden, twitterte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. „Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar“, schrieb er. „Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?“

Reste der russischen Besatzung rund um Kiew: Russland hat sich aus der Region zurückgezogen.
Reste der russischen Besatzung rund um Kiew: Russland hat sich aus der Region zurückgezogen. © Daniel Ceng Shou-Yi/dpa

Berichte ukrainischer Medien über vermeintliche Gräueltaten russischer Soldaten konnten nicht unabhängig überprüft oder bestätigt waren. Unterdessen wurden rund 280 Zivilisten in Butscha in einem Massengrab beerdigt. Die Leichen konnten während der Besatzungszeit durch Russland* nicht beigesetzt werden, hieß es nach Angaben der Ukrajinksa Prawda aus der Verwaltung.

Ukraine-Krieg: Selenskyj erwartet russische Angriffe im Osten und Süden

Als Folge erwartet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* nun heftige russische Angriffe im Osten und Süden. „Was ist das Ziel der russischen Armee? Sie wollen sowohl den Donbass als auch den Süden der Ukraine erobern“, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zum Sonntag. „Und was ist unser Ziel? Wir wollen uns, unsere Freiheit, unser Land und unsere Menschen schützen.“ Um den russischen Plänen entgegenzuwirken, werde die Abwehr der ukrainischen Streitkräfte in östlicher Richtung verstärkt. „Und das wohl wissend, dass der Feind Reserven hat, um den Druck zu verstärken.“

US-Geheimdienstexperten vermuteten im Gespräch mit dem Sender CNN, dass Russlands Präsident Wladimir Putin* einen Erfolg im Osten der Ukraine bis spätestens Anfang Mai anstrebt, um diesen bei der Siegesparade zum 9. Mai - zu den jährlichen Feiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs - öffentlichkeitswirksam zu feiern.

Ukraine-Krieg: Hunderten gelingt Flucht aus umkämpften Städten

Hunderten Menschen gelang nach Angaben der Regierung in Kiew die Flucht aus umkämpften Städten. So hätten 765 Zivilisten mit eigenen Fahrzeugen die Hafenstadt Mariupol im Südosten verlassen, teilte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk via Telegram mit. Fast 500 Zivilisten seien aus der Stadt Berdjansk geflohen. Ziel der Menschen aus beiden Städten sei Saporischschja. Zudem seien in Berdjansk zehn Busse gestartet. Am Sonntag solle die Evakuierung dort fortgesetzt werden, sagte Wereschtschuk.

Für Sonntag plante das russische Militär einen Fluchtkorridor für ausländische Staatsbürger aus dem umkämpften Mariupol und der von Russen besetzten Hafenstadt Berdjansk, ebenfalls am Asowschen Meer. Die Ausländer, überwiegend Besatzungsmitglieder von blockierten Frachtschiffen in den beiden Häfen, könnten auf dem Landweg entweder über die Krim oder in ukrainisches Gebiet in Sicherheit gelangen.

Ukraines Chefunterhändler: Treffen Selenskyjs mit Putin zum Ukraine-Krieg möglich

Nach wochenlangen Verhandlungen zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine zur Beendigung des Kriegs zeichnen sich aus Sicht Kiews erste positive Signale ab. Der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija sprach im Staatsfernsehen von einem möglicherweise baldigen Treffen Selenskyjs mit Kremlchef Putin. Sollte es zustande kommen, werde es wohl in der Türkei abgehalten, entweder in Ankara oder Istanbul. Selenskyj hat wiederholt ein direktes Gespräch mit Putin gefordert. Der Kreml lehnt dies bisher mit dem Hinweis darauf ab, dass Putin eine konkrete Grundlage - im Sinne abgeschlossener Vorverhandlungen - für diese Zusammenkunft fordert.

Folge des Ukraine-Kriegs: Polen Vize-Regierungschef offen für amerikanische Atomwaffen

Polens Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski sagte, er sei angesichts des Kriegs offen für eine Stationierung amerikanischer Atomwaffen in seinem Land. „Wenn die Amerikaner uns bitten würden, US-Atomwaffen in Polen einzulagern, so wären wir dafür aufgeschlossen. Es würde die Abschreckung gegenüber Moskau deutlich verstärken“, sagte er dem Springer-Blatt Welt am Sonntag. (ktho/dpa)

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