Für die Großoffensive: Putin lässt Russlands Mobilisierung heimlich weiterlaufen

Seit Wochen zittert die Ukraine vor einer russischen Großoffensive. Interne Kreml-Dokumente belegen, warum es noch nicht vorbei ist mit Putins Mobilisierung.
Moskau – Der Ukraine-Krieg jährt sich in wenigen Tagen zum ersten Mal. Ein baldiges Ende schien vorerst in Ferne zu rücken – seit Woche ist die Rede von einer neuen Großoffensive Russlands. Zudem rekrutiert Moskau jetzt auch Häftlinge, nachdem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin seine Rekrutierung beendet hat. Zwar hat der Kreml laut der russischen Exilzeitung Meduza selber betont, dass die Mobilisierung beendet ist. Nun gibt es erneut Hinweise darauf, warum die Mobilisierung doch weiterlaufen wird.
Trotz Putins Entwarnung – Kreml-Dokument zeigt: Russlands Mobilisierung läuft weiter
Bislang hat der Kreml sich laut Meduza hartnäckig geweigert, Ankündigungen über ein Ende der Mobilisierungswelle in Russland in Form eines Dekrets schriftlich festzuhalten. Auf Anfrage des russischen Abgeordneten Artur Gaiduk soll das russische Verteidigungsministerium begründet haben, warum noch kein solches Dekret erlassen wurde.
Würde ein Dekret über das Ende einer Teilmobilmachung vor Ende des Ukraine-Kriegs außer Kraft treten, gäbe es keinen Anspruch mehr auf die zusätzlichen sozialen Garantien und Entschädigungen, heißt es. Diese sollen von der Regierung und den hohen Beamten der Russischen Föderation den Bürgern gewährt werden, die im Rahmen der Mobilmachung eingezogen wurden. Gaidku hat laut eigenen Aussagen bereits im Dezember 2022 eine Anfrage an das russische Verteidigungsministerium gestellt, mit der Bitte, Dekrete über das Ende der Teilmobilisierung zu unterstützen. Erst jetzt habe er von dem stellvertretenden Abteilungsleiter der russischen Streitkräfte eine Antwort erhalten, schrieb er auf Telegram.
Ukraine-Krieg: Plant Putin eine neue Mobilisierung für Offensive?
Anfang Februar haben Experten eine neue russische Offensive „in den kommenden Wochen“ für realistisch erklärt. Laut Christian Mölling und András Rácz, Experten von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, steht diese unmittelbar bevor. „Insbesondere Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sind in Russland bereits knapp. Daher muss Moskau noch vor dem Eintreffen der neuen westlichen Lieferungen einen entscheidenden Schritt unternehmen“, heißt es in der ZDF-Analyse von Mölling und Rácz.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnet ebenfalls mit einer schnellen Reaktion Russlands auf die Panzerlieferungen des Westens. Wladimir Putins „große Rache“ habe begonnen, sagte er laut Angaben des TV-Senders Al Jazeera. „Ich glaube, dass Russland wirklich seine große Rache will. Ich glaube, sie haben bereits damit begonnen“, so Selenskyj.
Putins zweite Mobilmachung holpert wohl wie die erste
Allerdigs gab es auch Zweifel an den Gerüchten einer neuen Mobilisierung. Das Militär von Kreml-Chef Wladimir Putin soll mit Problemen bei der Mobilmachung kämpfen. „Sie wollen zwar eine zweite Welle der Rekrutierung, aber sie scheuen sich, weil die Hürden der ersten Welle noch da sind“, sagte nun der ukrainische Vizegeheimdienstchef Vadym Skibitsky dem Wall Street Journal (WSJ). Das russische Militär befände sich im „Stand-by“-Modus.
„Sie waren schon damals nicht gewappnet für eine Aktion dieses Ausmaßes, und sind es auch jetzt nicht“, fuhr Skibitsky for. Der Mangel an Ausrüstung sowie eine Unterzahl an ausreichend qualifizierten Ausbildern für die neu Rekrutierten seien eine Herausforderung. (bohy)