„Wir werden sie zermalmen“: Im Kreml herrscht Siegessicherheit
Russland glaubt nach wie vor an einen Sieg in der Ukraine. Nun seien Minimal- und Maximalparameter für einen solchen „Sieg“ festgelegt.
Moskau – Um Sjewjerodonezk finden seit Wochen erbitterte Kämpfe statt. Der Bürgermeister berichtet von Straßenkämpfen. Zwei Drittel des Wohnbestandes der Stadt seien zerstört. Es ist die letzte Stadt, die Russland einnehmen muss, um die vollständige Einnahme der Region Luhansk vermelden zu können. Im Zuge dieser Erfolge berichtet eine unabhängige, aus dem Exil berichtende, russische Nachrichtenplattform Medusa, der Kreml habe ein Mini- und ein Maximalziel für eine erfolgreiche Beendigung der „militärische Spezialoperation“ festgelegt.
Wie zwei Kreml-nahe Quellen dem Portal berichtet haben wollen, habe man das Minimum, das für die Erklärung des Sieges erforderlich sei, bereits fast erreicht – die vollständige Einnahme des Donbass. Nach jüngsten Schätzungen kontrolliert die ukrainische Regierung nur noch fünf Prozent der Region Luhansk und weniger als die Hälfte der Region Donezk.

Ukraine-Krieg: Russland glaubt noch an Einnahme Kiews
Den Kreml-Quellen zufolge bleibt das oberste Ziel Moskaus jedoch die Einnahme Kiews. Bereits im März scheiterte die russische Armee beim Versuch, die ukrainische Hauptstadt einzunehmen und musste sich daraufhin zurückziehen. Von Beginn der Invasion an schätzten Militärexperten den Versuch Russlands, die Stadt einzunehmen, angesichts der unzureichenden militärischen Kräfte, die gegen Kiew eingesetzt wurden, als aussichtslos an.
Dieses Ziel soll der Kreml den Quellen zufolge jedoch nicht aufgegeben haben. „Wir werden sie (die Ukrainer) letztlich zermalmen. Die ganze Sache wird wahrscheinlich im Herbst vorbei sein“, so eine Quelle gegenüber Meduza. Die Militärführung Russlands habe sich damit abgefunden, dass die ukrainische Hauptstadt nicht „mit wenig Blutvergießen“ eingenommen werden kann, was bedeutet, dass für eine zweite Offensive mehr Truppen benötigt würden.
Ukraine-Krieg: Russland verlässt sich auf schwindende westliche Unterstützung für die Ukraine
Der Kreml sieht sich einer guten Position, mit Handlungsspielraum. Kremlbeamte sind skeptisch, dass die westlichen Staaten ihre massive finanzielle Unterstützung für die Ukraine aufrechterhalten können, wenn sich der Krieg in die Länge zieht. „Früher oder später wird Europa müde werden, zu helfen. Sie brauchen das Geld und die Waffen, die sie produzieren, für sich selbst. Näher Richtung Herbst werden sie (mit Russland) über Gas und Öl verhandeln müssen, bevor die kalte Jahreszeit kommt“, sagte eine der Quellen.
„Im Moment sieht es so aus, als ob sich wenig an der Front bewegt hat. Die russische Armee nimmt einige kleinere Siedlungen ein und stößt dabei auf verschiedene Probleme. Aber es sieht nur so aus, weil Ukrainer nicht sofort kapituliert haben, wie viele dachten. Also ja, der Blitzkrieg ist gescheitert, und gewisse Fehlkalkulationen sind offensichtlich. Aber das bedeutet nicht, dass in Sieg nicht möglich ist“, erklärte eine andere Quelle mit engen Verbindungen zur Putin Regierung. Sollte also Sjewjerodonezk und dann die Donbass-Region in Gesamtheit in russische Hände fallen, könne sich zeigen, welchen dieser „Siege“ Wladimir Putin erreichen möchte. (lz)