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Z-Banner verschwinden überraschend aus Russlands Städten: Das steckt dahinter

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Von: Lukas Zigo

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Pro-Kriegs-Z-Banner finden sich kaum noch in Russlands Städten. Dies könnte eine neue Strategie des Kremls in der „Legitimierung“ des Ukraine-Kriegs bedeuten.

Moskau – Das „Z“ ist zum Symbol für die Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine geworden. Kaum ein anderes Symbol hat in so kurzer Zeit so große Bekanntheit in der Welt erreicht. Lokale Behörden in Städten in ganz Russland haben in den letzten Tagen Banner mit dem Buchstaben „Z“ entfernt, da der Krieg in eine neue Phase blutiger Kämpfe und Gebietsgewinne in der Ostukraine einzutreten scheint.

Die Fassade des Moskauer Olega Tabakova Theater.
Die Fassade des Moskauer Olega Tabakova Theater. © IMAGO/Konstantin Kokoshkin

Der Vorsitzende der Partei „Gerechtes Russland“, Sergej Mironow, sagte Anfang dieser Woche, dass Moskauer Stadtinspektoren ihm befohlen hätten, ein Pro-Kriegs-Banner vom Hauptsitz der Partei in der russischen Hauptstadt zu entfernen. Lokalen Medienberichten zufolge wurde mindesten ein weiteres Z-Banner in der Moskauer Innenstadt sowie in Städten wie St. Petersburg, Nowosibirsk und Kirow entfernt.

Russland: Krieg gegen die Ukraine benötigt ein Rebranding

„Es könnte sich um eine Art Rebranding handeln. Der Krieg ist sowohl politisch als auch militärisch eindeutig ins Stocken geraten“, sagte Abbas Gallyamov, ein politischer Analyst und ehemaliger Redenschreiber des russischen Präsidenten Wladimir Putin der Moscow Times.

Moskau bei Nacht - Z
Der Buchstabe Z bildet sich durch die Lichter in den Büroräumen an einem Hochhaus der Stadt Moskau. © Ulf Mauder/dpa

Das Banner an den Büros von „Gerechtes Russland“ wurde nach „zahlreichen Aufrufen von Bürgern“ entfernt, sagte Mironow am Mittwoch (08. Juni 2022) in einem Posting auf der Messaging-App Telegram. Er fügte hinzu, dass in Moskau „nichts mehr an den Krieg“ erinnere.

Russlands Krieg gegen die Ukraine: Buchstaben „Z“ und „V“ ursprünglich Einheitsmarkierungen

Die Buchstaben „Z“ und „V“, die ursprünglich von den russischen Streitkräften in der Ukraine als Erkennungszeichen verwendet worden waren, wurden zu einem beliebten Symbol der Unterstützung für die russischen Truppen. Anschließend wurden sie in Schul-Flashmobs, auf Gebäuden, T-Shirts und sogar als Dekoration auf Lebensmitteln verwendet.

Zwar gibt es keine Beweise für eine sich entwickelnde massenhafte Ablehnung des Z-Symbols, aber seine Entfernung von einigen öffentlichen Plätzen in Großstädten könnte darauf hindeuten, dass der Kreml versucht, den Krieg in einem anderen Licht dazustellen. Dies könnte daran liegen, dass die Kämpfe sich ohne russischen kriegsentscheidenden Durchbruch dem vierten Monat nähern.

Russland: „Für den Präsidenten! Für die Armee! Für den Sieg!“

Auf einem am Donnerstag (09. Juni 2022) veröffentlichen Foto waren Arbeiter zu sehen, die ein Banner mit dem Buchstaben Z von der Hauptverwaltung der staatlichen russischen Eisenbahnen im Zentrum Moskaus entfernten, auf dem stand: „Für den Präsidenten! Für die Armee! Für den Sieg!“

Flaggen und Banner in der Moskauer Innenstadt zeigten im Vorfeld des russischen Nationalfeiertags keine Anzeichen der Buchstaben Z und V – stattdessen waren sie einfach in den Farben der russischen Nationalflagge (weiß, rot und blau) gehalten.

In St. Petersburg wurde am Donnerstag ein Z-Zeichen von einem Gebäude entfernt, nachdem Anwohner eine formelle Beschwerde eingereicht hatten. Weitere derartige Transparente wurden in der Stadt Kirow, 950 Kilometer östlich von Moskau, sowie der Stadt Nowosibirsk abgenommen.

Russland: Z-Banner passt nicht mehr in Putins PR-Strategie

Auch wenn das Verschwinden der Z-Banner wahrscheinlich nicht auf einen grundlegenden Politikwechsel hindeutet, könnte es den Beginn einer neuen Phase in den Kämpfen darstellen, so Andrei Kolesnikov, Experte für russische Politik bei der Carnegie Endowment for International Peace.

„Vielleicht werden die PR-Strategen aufgrund der neuen Phase des Krieges, in der der Schwerpunkt auf den ‚befreiten‘ Gebieten liegt, etwas korrigiert“, sagte Kolesnikov gegenüber der Moscow Times, wobei er sich auf die von Russland besetzten Gebiete der Ukraine bezieht.

Russlands militärischer Vormarsch in die Ukraine ist zum Erliegen gekommen

Während Russland in den ersten Wochen der Invasion große Gebiete in der Südostukraine erobern konnte, konzentrieren sich die Kämpfe nun auf ein relativ kleines Gebiet in der Ostukraine.

Der Analyst Gallyamov ist der Meinung, dass die Beseitigung der deutlich sichtbaren Zeichen des Krieges ein Weg sein könnte, die Bevölkerung auf eine militärische Niederlage vorzubereiten – oder zumindest auf das Ausbleiben eines eindeutigen Sieges. „Wenn visuelle Symbole entfernt werden, sinkt das öffentliche Interesse und die Menschen achten weniger darauf, was wirklich vor sich geht“, sagte Gallyamov. (lz)

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