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Trotz Munitionsmangel: US-Regierung warnt vor russischer Luftwaffe – neue Aktivitäten an der Grenze

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Von: Felix Durach

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Zu Beginn des Ukraine-Kriegs setzt Moskau verstärkt auf den Einsatz von Kampfflugzeugen. Dann wird es ruhig. Wie steht es um die russische Luftwaffe?

Moskau – Die offensiven Bemühungen der russischen Streitkräfte im Ukraine-Krieg waren in den vergangenen Monaten nur selten von Erfolg gekrönt. So versucht Russland seit Monaten verzweifelt, die Stadt Bachmut in der Region Donezk zu umzingeln und einzunehmen – bisher vergeblich. Die Verluste auf Seiten der russischen Armee und der Wagner-Gruppe beim Kampf um die Stadt sollen im fünfstelligen Bereich liegen. Bei dem Kampf um die Stadt Wuhledar soll es der Ukraine darüber hinaus gelungen sein, 130 russische Panzer in gerade einmal drei Wochen zu zerstören.

Ukraine-Krieg: Russland zieht Flugzeuge und Hubschrauber nahe der Grenze zusammen

Wegen des ausbleibenden Erfolges könnte Moskau in den kommenden Wochen wieder vermehrt auf Angriffe aus der Luft setzen. Wie die Financial Times berichtet, soll das russische Militär nahe der Grenze zur Ukraine Kampfflugzeuge und Hubschrauber zusammenziehen. Das wollen die westlichen Geheimdienste herausgefunden haben. Von dort aus könnten sie in Zukunft also wieder verstärkt Angriffe fliegen.

Gerade kurz nach der russischen Invasion im Februar 2022 setzte Moskau auf den Einsatz von Kampfjets und Hubschraubern. Damals hatte die russische Luftwaffe knapp 140 Einsätze pro Tag geflogen. Das Ziel war damals klar. Russland wollte möglichst schnell die ukrainische Luftverteidigung ausschalten und somit den Luftraum über der Ukraine kontrollieren. Dadurch sollten sich auch die Erfolge auf dem Schlachtfeld einstellen. Russlands Präsident Wladimir Putin rechnete bekanntlich damit, innerhalb von wenigen Tagen Kiew einnehmen und den Krieg siegreich beenden zu können.

Ein russischer Kampfjet vom Typ MiG-31 mit einer Hyperschallraket ausgestattet.
Ein russischer Kampfjet vom Typ MiG-31 mit einer Hyperschallrakete ausgestattet. © dpa

Russische Kampfflugzeuge im Ukraine-Krieg – so hoch sind die Verluste

Doch es kam anders. Knapp ein Jahr später ist es den russischen Streitkräften noch immer nicht gelungen, die Luftverteidigung auszuschalten. Kiew profitierte derweil auch von westlichen Waffenlieferungen, um die bestehende Verteidigung mit modernsten Systemen aufzustocken. Aus Deutschland erhielten die Streitkräfte unter anderem den Flugabwehrpanzer Gepard. Großbritannien lieferte MANPADS, mit der einzelne Soldaten schultergestütz Raketen auf russische Jets und Hubschrauber abfeuern können.

Wie das International Institute for Strategic Studies (IISS) in einer Bilanz auflistet, soll Russland im vergangenen Jahr zwischen sechs und acht Prozent seines gesamten Bestands an aktiven taktischen Kampfflugzeugen im Krieg verloren haben. Die russische Luftwaffe verfügt allerdings immer noch über eine beachtliche Größe. 1153 kampffähige Flugzeuge stünden Moskau aktuell noch zur Verfügung, erklärte das IISS.

US-Regierung warnt vor russischer Luftwaffe: „beträchtliche Anzahl von Flugzeugen“

Die US-amerikanische Regierung warnte deswegen bereits davor, die russische Luftwaffe zu unterschätzen. „Wir wissen, dass Russland eine beträchtliche Anzahl von Flugzeugen in seinem Bestand hat und noch viel Kapazität übrig hat“, bekräftigte US-Verteidigungs­minister Lloyd Austin im vergangenen Monat in Brüssel. 

Die Ukraine besitzt lediglich einen Bruchteil dieser Kapazitäten. 125 Kampfjets soll Kiew vor dem Beginn des Krieges besseren haben. Die Verluste seit dem Beginn der Invasion werden jedoch auf knapp 50 Prozent geschätzt. Das russische Militär attackierte in den ersten Kriegstagen bewusste Flugplätze und Militär-Stützpunkte, um die Luftkampf-Kapazitäten der Ukraine zu schwächen. Auch deswegen fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj mittlerweile mit Nachdruck die Lieferung von westlichen Kampfjets an die Ukraine.

Munition und Ersatzteile fehlen: Russlands Luftwaffe im Ukraine-Krieg eingeschränkt

In den vergangenen Monaten setzt Russland jedoch immer weniger auf seine Flugzeuge. Ein Grund dafür soll der Munitionsmangel sein. Bereits im Herbst 2022 berichtete das britische Verteidigungsministerium, dass sich im russischen Militär ein Raketenmangel eingestellt habe. Moskau ging deshalb sogar so weit, dass man Atomraketen ohne Sprengkörper abfeuerte, um die ukrainische Luftverteidigung zu überlisten.

Ein weiterer Punkt ist die aufwendige Wartung und Instandhaltung der modernen Kampfjets. Hier leidet Russland auch unter den westlichen Sanktionen und hat offenbar große Probleme, ausreichende Ersatzteile aus dem Ausland zu beschaffen. Darüber hinaus mangelt es der russischen Luftwaffe zwar nicht an Flugzeugen, offenbar aber an ausgebildeten Piloten.

Es bleibt also abzuwarten, welche Auswirkungen das Zusammenziehen der russischen Kampfjets nahe der Grenze auf den Kriegsverlauf in den kommenden Monaten haben wird. Sollte Russland wieder vermehrt mit Flugzeugen angreifen, könnte der Druck auf die westlichen Partner steigen, am Ende doch Kampfjets an die Ukraine zu liefern. Für den lettischen Ministerpräsidenten sind diese Lieferungen ohnehin nur noch eine Frage der Zeit. Das erklärte Krišjānis Kariņš am Samstag dem Spiegel. (fd)

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