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Cyberwaffen gegen Shahed-Drohnen: Reger Handel zwischen Teheran und Moskau

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Russland und der Iran erweitern ihre militärische Kooperation. Nun wollen sie auch im Gebiet der Cyberwaffen zusammenarbeiten.

München – Sogenannte Kamikazdrohnen aus iranischer Produktion wie etwa die Shahed-136 gehören inzwischen fest zum Inventar des russischen Militärs. Bei Angriffen auf ukrainische Ziele nehmen die Waffen aus Iran eine zentrale Rolle ein. Aus der Kooperation im Hintergrund des Ukraine-Krieges profitiert jedoch offenbar nicht nur Moskau, sondern auch Teheran.

Ukraine-Krieg: Russland hilft Iran bei Cyber-Kriegsführung

Einem Bericht der US-Zeitung Wall Street Journal (WSJ) zufolge unterstützt Russland den Iran im Gegenzug für die Drohnen mit Cyber-Waffen. Demnach hilft Moskau Teheran dabei, fortgeschrittene Fähigkeiten zur Cyber-Kriegsführung zu erlangen. Zudem fordert die iranische Führung offenbar auch russische Angriffshelikopter, Kampfjets und Unterstützung beim Bau von Langstreckenraketen. Zuvor hatte der Iran Kurzstreckenraketen an Russland geliefert.

Die beiden Länder hatten bereits vor zwei Jahren ein Abkommen im Gebiet der Cyber-Kriegsführung unterzeichnet. Unter Berufung auf Analysten schrieb die WSJ, das Dokument habe sich in erster Linie auf Verteidigung konzentriert. Nun kommen aber wohl auch offensive Fähigkeiten ins Spiel. Mit dem Sachverhalt vertraute Quellen erklärten der US-Zeitung, Moskau habe sich lange geweigert, digitale Angriffsfähigkeiten mit Iran zu teilen. Der Grund: Moskau soll befürchtet haben, dass diese Information plötzlich ins sogenannte „Dark Web“ durchsickern könnten. Dabei handelt es sich um ein vom Internet abgeschirmtes Netzwerk, das teilweise mit kriminellen Machenschaften verbunden wird.

Nach Unterstützung im Ukraine-Krieg: Russland liefert Cyberwaffen als Gegenleistung

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine soll Russland Abhörgeräte, fortgeschrittene Fotogeräte sowie Lügendetektor an den Iran geliefert haben. Ferner betonten die Quellen der WSJ, Moskau habe Teheran womöglich auch mit Software versorgt, die es dem Land erlaubt, in Handys und weitere Systeme von politischen Gegnern einzudringen. Die russische Regierung habe beschlossen, dass die Vorteile der Ausweitung militärischer Kooperation mit dem Iran jegliche Nachteile übertreffen.

Teheran könnte die neuen Fähigkeiten vor allem auch für die Unterdrückung von Anti-Regime-Demonstrationen nutzen. Bei der Protestwelle im vergangenen Jahr nach dem Tod der jungen Mahsa Amini in den Händen der Sittenpolizei blockierte die iranische Regierung den Internetzugang, um die Kommunikation zwischen Demonstranten zu erschweren. Außerdem wurden Demonstranten mittels digitalen Überwachungsmitteln identifiziert und schließlich festgenommen.

Jetzt liefert das russische Unternehmen Protei Software zur Internet-Zensur an den iranischen Anbieter Ariantel, wie die WSJ berichtete. Dies geht wohl aus Dokumenten der Forschungsgruppe Citizen Lab von der Universität Toronto hervor. Damit könne die iranische Regierung die Kommunikation aller Iraner „beobachten, abfangen, umleiten, degradieren oder verhindern“, so die Forschungsgruppe. Dabei nimmt das russische Unternehmen auch Angebote vom russischen Verteidigungsministerium an. (bb)

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