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„Keine Chance“: Ex-Kommandeur sicher – russische Offensive wird scheitern

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Von: Katharina Brumbauer

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Die erbitterten Kämpfe um Bachmut gehen weiter. Ex-Militär Igor Girkin glaubt indes, dass die russische Armee im Ukraine-Krieg auf eine Niederlage zusteuert.

Kiew/Moskau - Der frühere russische Separatistenführer und Kriegsverbrecher Igor Girkin hat sich enttäuscht über die Fortschritte von Wladimir Putins Streitkräften geäußert. „Leider war die Winter-Offensive nicht erfolgreich und die Ukraine hat keine strategische Niederlage erlitten“, erklärte Girkin mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Monate. Ein Video von dem Statement hatte Anton Gerashchenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums, am Sonntag auf Twitter geteilt.

Ukraine-Krieg: Putin-Kritiker Girkin geht von russischer Niederlage aus

Die Kreml-Truppen seien nicht in der Lage, die ukrainischen Abwehrsysteme zu zerstören. Aus diesem Grund hält es der frühere Separatisten-Führer auch für unwahrscheinlich, dass Moskau in der Südukraine weitere Fortschritte erzielen könne. „Russische Streitkräfte haben keine Chance, sich nach Transnistrien durchzuschlagen.“ Die Streitkräfte könnten nicht ein weiteres Mal den Fluss Dnepr überqueren, „ohne auf Widerstand zu stoßen.“ Ein Anschluss der prorussischen Pseudorepublik Transnistrien wurde zu Beginn des Kriegs als mögliches russisches Kriegsziel angesehen.

Doch Girkin geht sogar noch einen Schritt weiter. Der ehemalige Militär rechnet damit, dass Russland im Ukraine-Krieg auf eine Niederlage zusteuern könnte. „Unter der Führung des derzeitigen russischen Verteidigungsministeriums mit seinem wunderbaren, erstaunlichen und talentierten Team glaube ich nicht, dass wir den Krieg gewinnen werden“, sagte Girkin sarkastisch.

Igor Girkin, ehemals militärischer Führer der selbsternannten Volksrepublik Donezk
Igor Girkin, ehemals militärischer Führer der selbsternannten Volksrepublik Donezk © Bulent Kilic/AFP

Hohe Opferzahlen: Kiew meldet 160.000 gefallene russische Soldaten seit Kriegsbeginn

In der Stadt Bachmut in der Region Donezk im Osten der Ukraine stemmen sich die ukrainischen Verteidiger weiter gegen die Angriffe der russischen Armee. Vergangenen Mittwoch hatte Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Privatarmee „Gruppe Wagner“, noch angekündigt, den östlichen Teil der Stadt eingenommen zu haben.

Zuvor hatten die russische Armee und Wagner-Söldner monatelang gemeinsam erbittert darum gekämpft, in die Stadt vorzudringen. Die Schlachten fügten der russischen Armee enorme Verluste zu und trieben die Opferzahlen aufseiten Moskaus noch einmal in die Höhe. Wie das ukrainische Verteidigungsministerium am Sonntag bekannt gab, sollen seit Kriegsbeginn knapp 160.000 russische Soldaten gefallen sein. Diese Angaben lassen sich jedoch nicht unabhänig prüfen.

Ex-Separatistenführer Girkin: Russische Armee braucht bald Pause von Belagerung Bachmutss

Girkin hatte aufs einem Telegram-Kanal weiter geschrieben, er glaube nicht, dass Russland Bachmut auf Dauer werde halten können. „Wahrscheinlich nach Einsetzen des Tauwetters“ werde das russische Militär eine Pause von der Belagerung benötigen. Danach rechnet der Putin-Kritiker mit einer ukrainischen Gegenoffensive: „Wir müssen uns darauf einstellen, einen ukrainischen Angriff abzuwehren.“

Militär-Experte Menon: Erwarte nicht, „dass der Krieg in absehbarer Zeit endet“

Der Militär-Experte Rajan Menon vom Thinktank Defense Priorities rechnet derweil nicht damit, dass es bald zu einer entscheidenden Wendung im Krieg kommen wird. „Zu diesem Zeitpunkt sehe ich keinen Hinweis darauf, dass eine Seite glaubt, den Krieg zu verlieren – oder verlieren wird. Ich erwarte auch nicht, dass der Krieg in absehbarer Zeit endet“, sagte Menon dem Portal Newsweek.

Putin könnte darauf zählen, dass ihm die Zeit immer noch zugutekommt, weil er über eine größere Zahl an Truppen und Waffen verfügt, und dass die westliche Einheit schließlich zerbröckeln wird. Die jüngsten großen Verluste an Soldaten und Waffen scheinen ihm egal zu sein“, erklärte Menon weiter.

Igor Girkin: Kreml-Kritiker und Kriegsverbrecher

Girkin ist ehemaliger Offizier des russischen Inlandsgeheimdienstes. 2014 hatte er als Kommandeur die von Russland unterstützten Truppen in der separatistischen Region Donezk zu Beginn des Ukraine-Konfliktes angeführt. Dabei war Girkin im Juli 2014 am Abschuss des Malaysia-Airlines-Flug 17 über der Ukraine beteiligt. Im November 2022 war er deswegen in Abwesenheit in den Niederlanden wegen des Mordes an 298 Menschen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In der Ukraine wird er nun wegen Terrorismusvorwürfen gesucht. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine betätigt er sich als Militärblogger und kritisierte dabei zuletzt immer wieder die russische Führung um Russlands Präsidenten Wladimir Putin. (Katharina Brumbauer)

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