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Putins heuchlerisches Versprechen: „Ich werde Selenskyj nicht umbringen“

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Von: Sandra Kathe

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Israels Ex-Premier Bennett sagt: Putin habe ihm versprochen, den ukrainischen Staatschef nicht umzubringen. Und was haben dann die Attentatsversuche zu bedeuten?

Moskau – In einem frühen Deeskalationsversuch kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs vor fast einem Jahr will der ehemalige israelische Staatschef Naftali Bennett dem russischen Machthaber Wladimir Putin ein Versprechen abgenommen haben. Das berichtete der frühere Politiker in einem am Sonntag (5. Februar) veröffentlichten Podcast-Interview mit dem israelischen Journalisten Hanoch Daum. Demnach hätte Putin bereits wenige Tage nach dem Überfall auf die Ukraine versprochen, den Staatschef des Landes, Wolodymyr Selenskyj, nicht umzubringen.

Ereignet haben soll sich das Gespräch, bei dem das Versprechen gefallen sei, während eines geheimen Mediationsversuchs Bennetts Anfang März 2022, zu dem der ehemalige israelische Regierungschef Putin in Moskau besucht habe: „Ich habe ihn gefragt: ‚Planen Sie Selenskyj umzubringen?‘ und er sagte ‚Ich werde Selenskyj nicht umbringen‘.“ Dann sagte Bennett: „‚Ich muss sicher sein, dass Sie mir Ihr Wort geben, Selenskyj nicht umzubringen‘, worauf er sagte ‚Ich werde Selenskyj nicht umbringen.‘“ So zitierte der britische Guardian das Gespräch zwischen Bennett und Daum.

Bei einem Vermittlungsversuch Anfang März in Moskau will Naftali Bennett Wladimir Putin das Versprechen abgenommen haben, den Staatschef der Ukraine am Leben zu lassen.
Bei einem Vermittlungsversuch Anfang März in Moskau will Naftali Bennett Wladimir Putin das Versprechen abgenommen haben, den Staatschef der Ukraine am Leben zu lassen. (Archivfoto) © Yevgen Biyatov/AFP

Mordversuche an Selenskyj: Zahlreiche Berichte im Ukraine-Krieg widersprechen Putins Aussage

Im klaren Widerspruch zu dieser Aussage Putins stehen etliche Berichte, ebenfalls aus den ersten Kriegstagen, in denen von fehlgeschlagenen Mordversuchen und Attentaten auf Angehörige der ukrainischen Regierung die Rede ist. So berichtete die ukrainische Nachrichtenseite Ukrainska Pravda am 1. März von einer Gruppe, der es gelungen sein soll, die Attentatspläne einer tschetschenischen Gruppierung zu vereiteln. Berichten zufolge hätte der Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow bereits Anfang Februar persönlich von Putin den Auftrag erhalten, Selenskyj ermorden zu lassen.

Einem Bericht der britischen Times vom 28. Februar zufolge wären außerdem Wagner-Söldner mit dem Auftrag, Selenskyj zu töten, in die ukrainische Hauptstadt Kiew gekommen, die zu Kriegsbeginn von den Truppen der Ukraine erfolgreich verteidigt worden war. Auch der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sprach laut dem ukrainischen Medium Slovo i Dilo in einem Briefing vor Pressevertretern am 25. Februar von bekannt gewordenen Plänen, nach denen die ukrainische Führung eins der wichtigsten Angriffsziele Russlands in den ersten Kriegstagen gewesen sei.

Ukraine-Krieg: Außenminister Kuleba reagiert auf angebliches Putin-Versprechen

In dem Podcast behauptet Bennett laut Guardian außerdem auch mit Selenskyj gesprochen zu haben, der beim Vermittlungsversuch Bennetts zugestimmt habe, als Friedensangebot an Russland den angestrebten Nato-Beitritt der Ukraine aufzugeben. Putin hätte sich zudem bereit erklärt, in Reaktion auf eine Entwaffnung der Ukraine den Krieg zu beenden. Dazu sagte Bennett, dass alles, was er in seiner Vermittlerrolle getan habe „mit den USA, Deutschland und Frankreich abgestimmt“ gewesen wäre.

Bereits wenige Stunden nach Veröffentlichung des Podcasts haben sich erste Personen aus dem Umfeld der ukrainischen Regierung skeptisch über die Behauptungen Bennetts geäußert. Während Präsidentenberater Podoljak die Aussagen als „Fiktion“ bezeichnete, nannte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba Putin einen notorischen Lügner: „In der Vergangenheit hat Putin versprochen, die Krim nicht zu besetzen, nicht gegen das Protokoll von Minsk zu verstoßen und nicht in die Ukraine einzumarschieren. Dennoch hat er all diese Dinge getan“, schrieb Kuleba über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Von den Aussagen Putins solle man sich nach der Einschätzung Kulebas folglich nicht in die Irre führen lassen: „Jedes Mal, wenn er verspricht, etwas nicht zu tun, ist genau das tatsächlich Teil seines Plans“. (saka)

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