Russische Großoffensive ein Fehlschlag? Fachleute nennen neue Details
Kaum Panzer, schlechte Ausbildung der Soldaten: Die russische Offensive im Osten der Ukraine ist angerollt – doch die Chance auf Erfolg ist nicht groß.
München - Die russische Offensive im Osten der Ukraine ist im vollen Gange. Sowohl in der Region Donezk als auch in der Region Luhansk sind Truppen des russischen Militärs auf dem Vormarsch. Doch häufen sich die Berichte und Einschätzungen von Experten, dass die Frühjahresoffensive schnell ins Stocken geraten könnte. Denn die Erfolgsaussichten sind mager – doch aktuelle Verluste, wie in der Stadt Wuhledar, werden von Wladimir Putin einfach weggelächelt.
Doch wie ist die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg? Am Montag gaben das Institute for the Study of War (ISW) und das britische Verteidigungsministerium eine Einschätzung zum aktuellen Status der russischen Offensive. Beide westlichen Institutionen berichten dabei von massiven Problemen für Russlands Truppen in den Regionen Luhansk und Donezk. Die Experten warnen aber zugleich vor den Folgen, die ein Fehlschlag der Offensive haben könnte. So könnte die Spannung sich in der russischen Militärführung weiter zuspitzen, hieß es. Das berichtet merkur.de.
Russischer Offensive fehlt das Kriegsmaterial im Ukraine-Krieg – „Wird das angestrebte Ziel nicht erfüllen“
„Der Operation fehlt es an ausreichender Unterstützung und Material, um den Druck auf die ukrainischen Verteidiger und die Intensität der Angriffe zu erhöhen“, schreiben die ISW-Experten in ihrem Report zur Einschätzung der russischen Offensive in der Region Luhansk.

Insbesondere beobachtet das ISW eine merkliche Abstinenz von Panzern, um die Offensive voranzutreiben. Dies suggeriere, dass Russland im Ukraine-Krieg bereits viele Panzer verloren habe. Zwar habe das russische Militär „sicherlich noch mechanisierte Einheiten in der Reserve“, wie das ISW schreibt, doch: „Selbst wenn alle Reserven auf die Region Luhansk fokussiert werden, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die russische Offensive ihr angestrebtes Ziel erreicht.“
Russische Offensive operiert mit alter Taktik im Ukraine-Krieg – Truppen nicht ausreichend ausgebildet
Eine weitere Beobachtung, die das ISW bei der russischen Offensive in der Region Luhansk, gemacht hat, ist, dass russische Truppen wieder in sogenannten Militärdistrikten agieren. Heißt: Den Truppen wird ein geografisches Areal zugeteilt, das komplett in ihr Zuständigkeitsgebiet fällt. Der Kommandant eines Areals kontrolliert das Gebiet und seine Truppen und gibt direkte Befehle.
Im Ukraine-Krieg haben die russischen Truppen meist in unkonventionellen Strukturen gehandelt. Dies könnte an der hohen Anzahl an Freiwilligen-Truppenverbänden und den Wagner-Söldnern liegen. Die klassische Befehlsstruktur des russischen Militärs brauche eine ausreichende Ausbildung und Training. „Aufgrund der unausgebildeten Truppen und dem fehlendem Equipment sollte die Rückkehr zur klassischen Befehlsstruktur keinen Unterschied machen“, schätzen die Experten des ISW den Strategiewandel ein.
Trotz großer Verluste bei Offensive in Donezk: Russland will Gewinne zum Jahrestag vom Krieg verkünden
Auf Twitter gibt das britische Verteidigungsministerium regelmäßige Updates zum Krieg in der Ukraine. Der neuste Bericht schätze die Lage der russischen Offensive in der Region Donezk ein. Insbesondere in Bachmut und Wuhledar seien die Verluste sehr hoch.
Dabei stehen die russischen Truppen unter immensen politischen Druck, da positive Nachrichten zum ersten Jahrestag des Kriegsbeginns erwartet werden. „Es ist wahrscheinlich, dass russische Medien eine Einnahme von Bachmut zum ersten Jubiläum verkünden werden - egal ob dies wahr ist oder nicht“, schreibt das britische Verteidigungsministerium. Weiterhin geht es davon aus, „wenn die Frühjahresoffensive keinen Erfolg hat, werden sich die Spannung in der russischen Führung weiter intensivieren“. (pk)