Putins Propagandisten fürchten Kriegstribunal in Den Haag
Anfangs freuten sie sich über den Ukraine-Krieg, nun sind Wladimir Putins Propagandisten in Sorge. Sie fürchten, vor Gericht zu landen.
Moskau – Als Russland in die Ukraine einmarschierte, wollten die Elitepropagandisten von Wladimir Putin im Studio Champagner trinken, um den Moment gebührend zu feiern. Die Chefredakteurin des staatlichen Nachrichtensenders RT, Margarita Simonjan , sprach damals von „einem überwältigenden Gefühl der Euphorie“. „Ich habe acht Jahre darauf gewartet... jetzt ist es endlich so weit. Das ist wahres Glück“, fügte sie damals hinzu.
Seit der blutigen Invasion, die nun schon das zweite Jahr andauert, ist die Euphorie durch ein anhaltendes Gefühl der Angst in der obersten Kreml-Riege ersetzt worden. Putins Sprachrohre fürchten mittlerweile, vor ein Kriegsverbrechertribunal gestellt zu werden. Das Thema geht ihnen nicht mehr aus dem Kopf, wie ein Artikel bei Cepa zeigt. Vor allem Simonjan, die zugleich Chefredakteurin von RT ist, wird zunehmend nervös.
Putins Propagandisten fürchten Kriegstribunal in Den Haag
Bei einem Auftritt in der staatlichen Fernsehsendung „Abend mit Wladimir Solowjow“ im November sagte Simonjan: „Lassen Sie mich Ihnen sagen, dass, wenn wir es schaffen, zu verlieren, Den Haag – ob real oder hypothetisch – sogar den Straßenkehrer holen wird, der die Pflastersteine hinter dem Kreml fegt.“ Im selben Monat sagte Olga Skabejewa, die Moderatorin der staatlichen Fernsehsendung „60 Minutes“, ebenfalls voraus, dass, jeder Russe als schuldig von dem Gericht angesehen werde. Wenn Russland verliere. Sie argumentierte, dass ein durchschlagender Sieg der einzige Weg sei, „um Tribunale in Den Haag, Strafverfahren und Reparationszahlungen zu vermeiden“.
Diese Befürchtungen haben sich im Laufe der Monate nicht zerstreut. In Solowjows Sendung am äußerte sich Witali Tretjakow, Dekan der Hochschule für Fernsehen der Moskauer Staatsuniversität, ebenfalls besorgt. Der Westen hatte immer wieder gefordert, dass Putin und andere Russen sich Kriegsverbrechertribunalen stellen müssten. Einfache Bürger müssen sich keine Sorgen machen, vor ein Kriegstribunal gestellt zu werden.

Putins Propagandisten könnten vor ein Tribunal kommen
Anders sieht es bei Putins Sprachrohren aus. Staatlich kontrollierten Medien haben eine zentrale Rolle bei der Veranlassung, Ermutigung, Rationalisierung und Normalisierung des Massakers des Kriegs Russlands gegen die Ukraine gespielt. (mse)