Sorge vor dem Krieg: Polen lädt Millionen Bürger zu Militär-Schulung ein

Für Jedermann: Die polnische Armee bietet ihren Mitbürgern im Umfeld des Ukraine-Kriegs jetzt eine militärische Grundausbildung an.
München/Warschau - Millionen Bürger sollen damit angesprochen werden: Angesichts des Ukraine-Kriegs weitet Polens Armee ihr Angebot an freiwilligen militärischen Schulungen für ihre Landsleute deutlich aus.
Wegen Ukraine-Krieg: Polens Armee bietet Schießtraining für Bürger an
Im Rahmen des Programms „Trainiere wie ein Soldat“ könnten Männer und Frauen eine 16-tägige militärische Kurzausbildung durchlaufen, teilte das Verteidigungsministerium in Warschau an diesem Donnerstag (13. April) mit.
Voraussetzungen sind ein Mindestalter von 18 Jahren und die polnische Staatsbürgerschaft. Die Ausbildung umfasst den Angaben zufolge Schießtraining, Orientierung im Gelände, Nahkampf und den Umgang mit Funktechnik.
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Die Armee übernimmt die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Ausrüstung. Zusätzlich bekommen die Teilnehmer einen Sold von umgerechnet 28 Euro pro Tag. Wer den Kurs erfolgreich beendet, legt einen Soldateneid ab und wird als Reservist registriert. Schon zuvor gab es militärische Trainingsmöglichkeiten für Bürger.
Wegen Angriff Russlands auf die Ukraine – Nato-Land Polen rüstet massiv auf
Das EU- und Nato-Land Polen (rund 38,1 Millionen Einwohner) rüstet massiv gegen eine Bedrohung durch Moskau auf. Derzeit zählen die polnischen Streitkräfte 164.000 Soldatinnen und Soldaten, darunter 36.000 Mitglieder der freiwilligen Heimatschutzverbände. In den kommenden Jahren sollen es 250.000 Berufssoldaten und 50.000 Angehörige des Heimatschutzes werden.
Im Juli wurde bekannt, dass Polen bei Südkorea rund 1000 Kampfpanzer „K2“ sowie 212 selbstfahrende Panzerhaubitzen „K9“ bestellt hat. Insgesamt soll Polen etwa 650 Haubitzen (verschiedener Modelle) aus Asien erhalten, dazu noch 48 Kampfflugzeuge. Polen ziehe die Lehren aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, erklärte Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak damals. „Die Zeit drängt, wir müssen die polnische Armee ausrüsten“, sagte Błaszczak.

Wehrübungen für Bürger: Strengere Regeln in Deutschland als in Polen
Um mehr Bürger für den Dienst an der Waffe zu gewinnen, hat die Regierung in Warschau einen freiwilligen Grundwehrdienst eingeführt. Seit dem vergangenen Herbst gibt es zudem landesweit eintägige militärische Kurztrainings für interessierte Bürger.
Zum Vergleich: In Deutschland gelten strengere Regeln für sogenannte Wehrübungen. Diese sind laut Website der Bundeswehr Angehörigen der Reserve vorbehalten, gemeinhin Reservisten genannt. Eine solche „Dienstliche Veranstaltung darf grundsätzlich 3 Tage nicht überschreiten“.
Laut Bundeswehr-Angaben vom Sommer 2022 hatten die deutschen Streitkräfte zum damaligen Zeitpunkt rund 949.000 Reservisten. Bemühungen, deren militärische Ausbildung aufzufrischen, haben Ampel-Bundesregierung und das Verteidigungsministerium bislang nicht unternommen. (dpa/pm)