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„Militärische Lockvögel“: Im Ukraine-Krieg wird mit Panzer-Attrappen getrickst

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Von: Patrick Mayer

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Die ukrainische und die russische Seite: Im Ukraine-Krieg setzen offenbar beide Widersacher Panzer-Attrappen ein, um den jeweiligen Gegner zu täuschen.

München/Donbass - 3432 russische Panzer wollen die Verteidiger im Ukraine-Krieg bereits zerstört oder erbeutet haben. Das schrieb der ukrainische Generalstab in seinem täglichen Lagebericht vom 7. März.

Ukraine-Krieg: Russische Armee stellt offenbar Panzer-Attrappen auf

Auf den Social-Media-Kanälen der ukrainischen Streitkräfte und des Verteidigungsministeriums werden immer wieder Fotos sowie Videos gepostet, wie russische Panzer brennen oder gerade in Brand geschossen werden. Eine besonders bewährte Taktik ist dabei offenbar, Granaten von Drohnen aus der Luft auf die Panzer fallen zu lassen. Selbst kleinste Luken werden laut den Videos getroffen, oder auf dem Chassis montierte Treibstoff-Tanks.

Weil die Verluste unter den gepanzerten Fahrzeugen offensichtlich so hoch sind, setzt Moskau nun wohl auch aufblasbare Panzer-Attrappen ein. Der Generalstab der Ukraine veröffentlichte laut Focus Online Fotos, die die angeblichen Nachbildungen zeigen sollen.

Ukraine-Krieg: Im Video - Hohe Verluste an russischen Panzern

Dazu hieß es hämisch: „Während unsere Partner der Lieferung von Panzern an die Ukraine zustimmen, verstärkt die Besatzungsarmee auch die Präsenz von ‚Panzereinheiten‘ in Richtung Saporischschja.“ Doch: Auch die ukrainische Armee vertraut wohl auf diese Art der Täuschung.

Panzer-Attrappen: Auch die ukrainischen Streitkräfte setzen wohl auf Täuschung

Denn: Das Unternehmen „inflatech Decoy“ beliefert eigenen Angaben zufolge die ukrainische Armee mit eben solchen Attrappen von Militärfahrzeugen. Gleichzeitig schrieb die Washington Post von Fotos, die Holzattrappen von Raketenabwehrsystemen zeigen sollen. Mindestens zehn teure Kalibr-Raketen sollen die russischen Invasionstruppen bei ihrem Überfall so verschwendet haben, heißt es in dem Bericht.

Während unsere Partner der Lieferung von Panzern an die Ukraine zustimmen, verstärkt die Besatzungsarmee auch die Präsenz von ‚Panzereinheiten‘ in Richtung Saporischschja.

Ukrainischer Generalstab bei Facebook

In einer Halle an der tschechisch-deutschen Grenze werden in der Kleinstadt Decin von „inflatech Decoy“ indes Stoffbahnen zu angeblichen Panzern und gepanzerten Fahrzeugen zusammengenäht. Monatlich könne seine Firma rund 35 Attrappen herstellen, erklärte Geschäftsführer Vojtech Fresser laut Focus Online. Ein aufblasbarer Kampf- oder Schützenpanzer würde umgerechnet zwischen 10.000 und (stolzen) 100.000 Euro kosten, berichtete er demnach. Und dass die Attrappen gegnerisches Feuer provozieren könnten, weil sie täuschend echt seien.

Ukraine-Krieg: Panzer-Attrappen sollen offenbar feindliches Feuer ziehen

„So gewinnen wir auf dem Schlachtfeld auch wirtschaftlich“, wird Fresser zitiert: „Wenn man kein Fernglas zur Hand nimmt, kann man aus 150 bis 200 Metern Entfernung nicht mehr unterscheiden, ob es sich um echte Technik oder eine Attrappe handelt.“

Dass auch die russische Seite solche Attrappen einsetzt, ist seit Längerem kein Geheimnis mehr. Im Sommer 2010 veröffentlichte die staatliche Nachrichtenagentur TASS Fotos von verschiedenen aufgeblasenen Ausführungen, unter anderem von Kampfpanzern T-72 sowjetischer Bauart. Bereits 2009 hatte die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti über Attrappen russischer Kampfpanzer der Typen T-72 und T-80, vom Flugabwehrsystem S-300 sowie von Su- und MiG-Kampfjets berichtet.

Ein aufblasbarer T-72: Beide Seiten setzen im Ukraine-Krieg offenbar Panzer-Attrappen ein.
Ein aufblasbarer T-72: Beide Seiten setzen im Ukraine-Krieg offenbar Panzer-Attrappen ein. © IMAGO / ITAR-TASS

Panzer-Attrappen: Alliierte täuschten im Zweiten Weltkrieg die Wehrmacht

Mit Blick auf die russischen Divisionen berichtete auch die britische BBC 2010 über aus Stoff und Plastik zusammengenähte Panzer. „Diese hochmodernen Stellvertreter gehören zu den fortschrittlichsten militärischen Lockvögeln der Welt – viel leichter, handlicher und mobiler als die im Zweiten Weltkrieg verwendeten Gummiversionen“, hieß es damals.

Was hinter dem Vergleich steckt: 1943 hatten die Alliierten die deutsche Wehrmacht mit Gummiattrappen in Südengland getäuscht, von wo aus sie den Ärmelkanal nach Frankreich überqueren würden. Auch im Ukraine-Krieg, in dem die Verteidiger das schwer umkämpfte Bachmut weiter halten, wird offenbar getäuscht. (pm)

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