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„Der Staat ist wieder totalitär“: Russischer Menschenrechtler sieht mit Putin Rückkehr zur Sowjetzeit

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Von: Linus Prien

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Der russische Menschenrechtsaktivist Oleg Orlow.
Der russische Menschenrechtsaktivist Oleg Orlow. © IMAGO/Alexander Shcherbak

Russland macht historisch Schritte zurück. Das findet der russische Menschenrechtsaktivist Oleg Orlow. Er ist einer von wenigen Regime-Kritikern, die im Land leben.

Moskau – Der russische Menschenrechtsaktivist Oleg Orlow will in Russland bleiben, obwohl ihm in seiner Heimat drei Jahre Haft drohen. Orlow ist einer der wenigen Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin und des Ukraine-Kriegs, die noch immer im Land leben. In einem Interview mit der unabhängigen Oppositionszeitung Moscow Times resümiert der Aktivist über den Zustand seines Landes und über seine Führung.

Im Zuge des Kriegs in der Ukraine hat Putin sein Vorgehen gegen Andersdenkende nochmal verschärft. Gegner des Kriegs oder seiner Person werden verfolgt. Wie die Zeitung berichtet, sind jetzt zunehmend auch Menschenrechtsorganisationen im Visier des Kreml.

Menschenrechtsaktivist in Russland: „Der Staat ist wieder totalitär“

Die Organisation Memorial, für die Orlow arbeitete, wurde vom russischen Staat aufgelöst. Acht seiner ehemaligen Mitarbeiter wurden in der Folge von den Behörden verfolgt. „Der Staat ist wieder totalitär“, hält der Aktivist fest. Orlow war bereits in der Sowjetunion als Aktivist engagiert und geht davon aus, dass Putins Russland wieder Züge der gefallenen Sowjetunion annimmt.

Das merke man an der eigenen Arbeitsform, die sich wohl an die Realität anpassen muss. „Wir wissen sehr genau, wie Sowjetaktivisten gearbeitet haben. Zu einem gewissen Grad bewegen wir uns zurück auf ihren Pfad“, so Orlow. Dem Aktivisten zufolge ist es vor allem äußerst folgenreich, dass auch internationale Gerichte nicht mehr anerkannt werden. So könne man Menschen nicht mehr helfen.

Menschenrechtsaktivist in Russland: Verhalten wie der Widerstand in der Sowjetunion

„Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion konnten russische Menschenrechtsaktivisten noch legale Mechanismen verwenden, auch mit russischen Behörden“. Dies sei nicht mehr der Fall. Orlow zufolge bleibt seinen Kollegen nur noch eines: Sie müssten sich so verhalten, wie im Widerstand in der Sowjetunion. Man könne Informationen sammeln und den Staat sowie die Öffentlichkeit mit diesen konfrontieren - mehr nicht.

„Ich bin Patriot, auch wenn die Behörden Patriotismus anders verstehen“, sagte Orlow. Der Menschenrechtsaktivist war in Moskau bereits ein mal festgenommen worden, nachdem er alleine auf dem Roten Platz demonstriert hatte. Jetzt wolle er trotz der Gefahr weiterhin arbeiten: „Warum sollte ich meine Heimat verlassen?“ (lp)

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