Nach russischer Flucht aus Charkiw: Hinterbliebene Dokumente decken Putins Kriegspläne auf

Neue Militärdokumente der russischen Armee zeigen, wie sich Putins Truppen wochenlang auf den Einmarsch in die Ukraine vorbereiteten.
München – Russlands Machthaber Wladimir Putin wirft alle verfügbaren Einheiten des russischen Sicherheitsapparats in den Ukraine-Krieg, um möglichst viele Erfolge erzielen zu können. Dazu gehört auch die Nationalgarde Rosgwardija, die eigentlich in erster Linie für polizeiliche Aufgaben zuständig ist. Die ukrainische Armee schaffte es, sie aus Charkiw im Nordosten des Landes zu vertreiben. Zurück blieben Militärdokumente und enthüllten nun Russlands Vorbereitungen für die Invasion, wie die Bild-Zeitung berichtet.
Putins Kriegspläne: Kreml-Soldaten lassen Dokumente zurück
Schon zu Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 attackierten Einheiten der Nationalgarde die Charkiw-Region. Zwar konnten sie die gleichnamige Regionalhauptstadt nicht erobern, beschossen sie allerdings regelmäßig mit Artillerie aus Positionen innerhalb des ukrainischen Territoriums. Doch Monate später, Anfang September, konnte die ukrainische Armee die russischen Besatzer in einer erfolgreichen, regelrecht blitzartigen Offensive aus dem gesamten Gebiet werfen.
Laut Bild versuchte das 121. Operative Einsatzregiment dabei jede Menge Dokumente zu vernichten, was der Einheit allerdings nicht gänzlich gelungen ist. Die Zeitung stellte diese teils verbrannten und zerstörten Militärpapiere sicher und wertete sie aus. Darin geht es offenbar um die Vorbereitungen für den russischen Angriff auf das Nachbarland.
Ausbildung für Angriff auf die Ukraine: Nationalgardisten trainierten wochenlang
Schon im Januar 2022 sollen die Soldaten des Regiments demnach damit angefangen haben, statt polizeilicher Einsätze Militärmanöver durchzuführen und ihre Einsatzbereitschaft zu erhöhen. Die Bild zitierte aus mehreren Notizen von Offizieren des Regiments. In einem Dokument heißt es etwa, der 3. Zug habe unter der Leitung eines Obersts der 49. Separaten Einsatzbrigade eine „Gefechtsbereitschaftsübung“ absolviert.
Zur Ausbildung des Regiments gehörten den Dokumenten zufolge auch die „Organisation von Evakuierungsmaßnahmen“, die „Ausrüstung und Tarnung von Schützengräben“ sowie das immer wiederkehrende Schießtraining. In einem Dokument vom 20. Januar 2022 tauchte auch der in Russland gängige Begriff „militärische Spezialoperation“ auf. An dem Tag haben Soldaten der Rosgwardija wohl das Aufspüren und Zerstören ukrainischer Panzerfahrzeuge trainiert.
Putins Soldaten lassen Militärdokumente zurück: Kreml-Vorbereitungen enthüllt
Viele Übungen der Nationalgardisten, die in den Dokumenten genannt werden, deuteten auf einen russischen Einsatz im großen Stil hin. Am 19. Januar etwa standen laut Bild gleich mehrere Punkte auf der Tagesordnung: Verladen militärischer Ausrüstung zu Land und in der Luft, Fortbewegung mit gepanzerten Fahrzeugen sowie der Schutz von Nachschub an wichtigen Logistikpunkten.
Zwei Tage später, am 21. Januar, wurden die Waffen und Ausrüstung der Soldaten - Kalaschnikows, Granatwerfer, Scharfschützengewehre und Maschinengewehre verschiedener Typen - final überprüft. Kurze Zeit später wurden die Rosgwardija-Soldaten ins Aufmarschgebiet verlegt. Die Dokumente zeigen: Inmitten diplomatischer Bemühungen, eine Eskalation zu verhindern, bereitete sich der Kreml schon auf den Angriff vor. Damals hieß es aus Moskau, dies seien lediglich Truppenbewegungen auf dem eigenen Territorium. In Wahrheit handelte es sich um die ersten vorbereitenden Schritte einer Invasion. (bb)