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„Leben in einer zunehmend unsicheren Welt“: Ausgaben für Militär weltweit so hoch wie nie

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Von: Momir Takac

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Weltweit ist 2022 für Waffen und Militär so viel Geld wie nie zuvor ausgegeben worden. Fachleute zeichnen ein düsteres Bild.

Stockholm - Im vergangenen Jahr haben Staaten so viel Geld wie nie zuvor für Rüstung ausgegeben. Weltweit stiegen 2022 die Militärausgaben auf den Rekordwert von 2,24 Billionen Dollar (rund 2,04 Billionen Euro), berechnete das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri.

Das sind inflationsbereinigt 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Inflation nicht herausgerechnet, wären es sogar 6,5 Prozent gewesen. Als Hauptgrund nannte Sipri den Ukraine-Konflikt. Am höchsten war der Anstieg der Militärausgaben in Europa - und zwar mit Abstand. 345 Milliarden Dollar (315 Mrd. Euro), und damit 13 Prozent mehr als 2021, gaben Staaten in Mittel- und Westeuropa 2022 für Waffen aus.

Militärausgaben: Europa mit höchstem Anstieg, USA einsamer Spitzenreiter

Zuletzt stiegen die Ausgaben vor 30 Jahren so hoch. Betrachtet man die absolute Summe von 480 Milliarden Dollar, befanden sich die Rüstungsausgaben preisbereinigt auf dem Niveau von 1989, dem Jahr, als der Kalte Krieg endete. Seit der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 stiegen die Aufwendungen kontinuierlich an.

Auch 2022 waren die USA unangefochtener Spitzenreiter. Die Vereinigten Staaten von Amerika wendeten 877 Milliarden Dollar für Rüstung aus. Damit kommen sie auf einen Anteil an den globalen Ausgaben von 39 Prozent und auf das Dreifache von China (geschätzte 292 Mrd. Dollar) auf Rang zwei.

Russland gab 9,2 Prozent mehr aus und schob sich mit geschätzten 86,4 Milliarden Dollar auf Rang drei. Indien und Saudi-Arabien komplettieren die Top fünf, Deutschland folgt dann nach Zuwächsen um 2,3 Prozent mit 55,8 Milliarden Dollar auf Rang sieben hinter Großbritannien.

Friedensforscher sehen in Anstieg der Rüstungsausgaben zunehmend unsichere Welt

Beeindruckend ist der Satz von Platz 36 auf Rang elf der Ukraine. Ohne Berücksichtigung finanzieller Unterstützung und Rüstungsspenden aus dem Ausland gab das Land 44 Milliarden Dollar für Waffen aus. Das entspricht einem Anstieg von 640 Prozent. Nie zuvor hatte Sipri eine höhere Aufstockung innerhalb eines Jahres registriert.

Mitglieder der Volksbefreiungsarmee hissen auf einer Militärbasis die chinesische Flagge.
Neben China steigerten viele weitere Staaten der Welt im Jahr 2022 ihre Militärausgaben. © picture alliance / Pang Xinglei/Xinhua

„Der kontinuierliche Anstieg der weltweiten Militärausgaben in den vergangenen Jahren ist ein Zeichen dafür, dass wir in einer zunehmend unsicheren Welt leben“, erklärte der Sipri-Forscher Nan Tian. Die Staaten rechneten zudem auch nicht damit, dass sich die Situation in naher Zukunft verbessere.

Ausgaben für Waffen steigen auch wegen den Spannungen in Ostasien

Die Autor:innen sehen neben dem Ukraine-Krieg in den Spannungen in Ostasien einen weiteren Grund für den globalen Anstieg der Militärausgaben. Die militärischen Gesamtausgaben in Asien und Ozeanien stiegen inflationsbereinigt um 2,7 Prozent auf 575 Milliarden Dollar an, stärker dabei jedoch in China (4,2 Prozent), Indien (6,0 Prozent) und in Japan (5,9 Prozent), die zusammen fast drei Viertel der regionalen Ausgaben ausmachten.

„China investiert massiv in seine Marine, um offensichtlich seine Schlagkraft in Richtung Taiwan und im gesamten Südchinesischen Meer zu steigern“, sagte Tian der Nachrichtenagentur AFP. Der Konflikt zwischen China und Taiwan könnte sich jederzeit zu einem Krieg ausweiten. (mt/dpa)

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