Geleakte US-Dokumente: Ukrainische Luftverteidigung offenbar in alarmierendem Zustand

Die Ukraine muss ihre Städte im Krieg mit Russland durch Luftverteidigung schützen. Doch: Diese hat laut geleakter US-Dokumente ein erhebliches Problem.
München/Kiew/Donbass - Kommt sie? Wenn ja, wann? Vielleicht verhält es sich wie im Spätsommer oder Herbst, als Kiew immer wieder eine angebliche Offensive im Osten des Landes andeutete, um im Ukraine-Krieg schließlich große Gebiete im Süden rund um Cherson zurück zu erobern.
Ukraine-Krieg: Geleakte US-Dokumente - offenbar Probleme bei Luftverteidigung
Der Süden könnte auch diesmal die Stoßrichtung der ukrainischen Armee sein, um aus Cherson kommend über Melitopol sowie Berdjansk auf das symbolisch bedeutsame Mariupol vorzurücken. Damit wäre auch die Krim in Reichweite der Artillerie. Gegenwärtig ist all das nur Spekulation, genaue Hinweise, wo die ukrainische Armee sich zur erwarteten Frühjahrsoffensive sammelt, die Moskau angeblich über einen vorübergehenden Waffenstillstand nachdenken lässt, gibt es nicht.
Sehr wohl wurden aber geleakte US-Dokumente zum Ukraine-Krieg bekannt, deren Verbreitung Kiew offenbar dazu zwang, militärische Pläne neu zu überdenken. Damit nicht genug: Aus denselben Papieren soll hervorgehen, dass es ziemlich schlecht um die ukrainische Luftverteidigung steht. Das berichten nun die New York Times und der britische Guardian übereinstimmend.
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Konkret: Der ukrainischen Luftabwehr drohen demnach innerhalb weniger Wochen die Raketen und die Munition auszugehen. In den Berichten wird nicht nur verallgemeinert, sondern es werden auch einzelne Beispiele für diese These genannt.
Geleakte US-Dokumente: Ukraine geht Munition für Luftverteidigung aus
So wird in einem der als „geheim“ gekennzeichneten Dokumente, das zum 23. Februar datiert, dargelegt, dass die ukrainischen S-300-Luftabwehrsysteme bis zum 2. Mai erschöpft sein könnten. Laut New York Times könnten zudem ukrainische Buk-Luftabwehrsysteme aus ehemaligen Sowjet-Beständen bis Mitte April in erhebliche Munitionsengpässe geraten. Und die Luftabwehr zum Schutz der Truppen an der Front könnte bis zum 23. Mai praktisch nicht mehr vorhanden sein.
US-Beamte prüfen unter Hochdruck, ob die angeblichen Pentagon-Papiere echt sind. Berichte über Munitionsknappheit sind indes nicht neu. Ein Dokument des estnischen Verteidigungsministeriums, aus dem das ZDF zitierte, lieferte etwa Mitte März alarmierende Einblicke.
Denn: Dem Papier zufolge verschoss Russland zu dieser Zeit 20.000 bis 60.000 Artilleriegeschosse pro Tag. Die Ukraine lag demnach mit 2.000 bis 7.000 Geschossen täglich bei einem Zehntel. Die europäische Rüstungsindustrie produzierte zum selben Zeitpunkt gerade mal 20.000 bis 25.000 Artilleriegeschosse im Monat, hieß es in dem ZDF-Beitrag, der nach wie vor bei YouTube abrufbar ist.
Nicht nur bei der Luftverteidigung vom Boden aus gibt es offenbar Probleme. Auch die ukrainische Luftwaffe kämpft bei der Überwachung des Luftraums mit Schwierigkeiten. Zwar hat die Slowakei kürzlich 13 MiG-29-Kampfjets übergeben. Wie The Business Insider und The Telegraph berichten, sollen russische Techniker diese aber noch auf dem Weg in die Ukraine sabotiert haben. Verschafft all das den russischen Streitkräften neue Möglichkeiten?
Ukrainische Luftverteidigung: Strack-Zimmermann fordert mehr Munition
Der britische Militärgeheimdienst geht zumindest von einer größeren Bedeutung der russischen Luftlandetruppen im Ukraine-Krieg aus. Die in den ersten Kriegsmonaten von gravierenden Verlusten betroffenen Luftlandetruppen - wie das 331te Regiment aus Kostroma - seien nun mit dem Raketenwerfersystem TOS-1A ausgestattet worden, berichtete das Verteidigungsministeriums aus London in seinem täglichen Bulletin vom Dienstag (11. April).
Raketenwerfersystem TOS-1A
Der TOS-1 ist ein gepanzerter Mehrfachraketenwerfer, der Raketen mit thermobarischen Sprengköpfen (Druckluftbomben) abfeuert. Der TOS-1, der auf einem selbstfahrenden Kettenfahrzeug montiert ist, hat eine Reichweite von bis zu 550 Kilometern und kann 24 bis 30 Raketen gleichzeitig tragen. Das Fahrzeug, das fast zehn Meter lang ist, ist immer wieder bei russischen Militärparaden zu sehen.
Luftlandetruppen werden, wie der Name schon sagt, in der Regel aus der Luft an Land angelandet. Auch dies ließe darauf schließen, dass es um die ukrainische Luftverteidigung nicht gut bestellt ist.
Erst Ende März hatte Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, im Gespräch mit Merkur.de gefordert, die Ukraine schneller mit mehr Munition auszustatten. Die Verteidigungspolitikerin nannte dabei explizit das Raketensystem Iris-T sowie die Flugabwehrkanonen-Panzer Gepard als Beispiele. (pm)