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Brennpunkt Krim: Wird hier in den kommenden Monaten der Krieg entschieden?

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Von: Nadja Austel

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Ziel der ukrainischen Armee? Die Krim am Schwarzen Meer, die von Russland auch touristisch genutzt wird.
Ziel der ukrainischen Armee? Die Krim am Schwarzen Meer, die von Russland auch touristisch genutzt wird. © IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy

Die Halbinsel Krim könnte aufgrund des versprengten russischen Militärs erneut ins Fadenkreuz der ukrainischen Streitkräfte geraten.

Kiew – In der vergangenen Woche ist auf der russisch besetzten Halbinsel ein Drohnenangriff auf die Hafenstadt Sewastopol gemeldet worden, wie der Gouverneur der Stadt, Michail Raswoshajew via Telegram mitteilte, wobei er die Ukraine nicht ausdrücklich für den Angriff verantwortlich machte. Russlands dünne Frontlinien gäben der Ukraine jedoch die realistische Möglichkeit, die Krim anzugreifen, berichtet die Newsweek in diesem Zuge.

Der Gouverneur Sewastopols schrieb auf Telegram weiter, dass zwei Drohnen „über dem Meer abgeschossen“ wurden und dass die prorussischen „Verteidigungskräfte den Angriff weiterhin abwehren“. Der Telegram-Kanal Crimean Wind berichtete, dass „gegen 5 Uhr morgens mehrere Explosionen über den Gebieten zu hören waren, in denen sich russische Militäreinheiten befinden“.

Selenskyjs Worte: Ukraine-Krieg wird auf der Krim enden

Diese Meldungen ergeben gemeinsam mit wiederholten Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, er wolle die Krim zurückzuerobern, der Ukraine-Krieg werde dort „enden“ das Bild, dass eine Machtübernahme der ukrainischen Streitkräfte auf der Krim immer mehr in den Bereich des Möglichen rückt. Die aktuelle Lage im Kriegsgebiet könnte sich für eine Offensive demnach anbieten.

Und nun sehen auch Außenstehende offenbar eine Chance für dieses Ziel. Der Präsident des American Foreign Policy Council (AFPC), Herman Pirchner Jr., sagt gegenüber Newsweek: „Es herrscht das Gefühl, dass die Krim etwas ist, das von ukrainischen Kräften eingenommen werden könnte“. Das Interesse an der Rückeroberung richte sich dabei weniger gegen die russische Einwanderung vor Ort, sondern basiere auf der Vertreibung vieler Ukrainer vom Gebiet der Krim. Pirchner leitete eine achtköpfige Delegation, die vom 20. bis 29. Januar unter anderem die Hauptstadt Kiew und die Hafenstadt Odessa besuchte.

Ukraine-Krieg: Rückeroberung Krim – Russlands Militär „dünn besetzt“

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte hingegen beschworen, nicht nur die Krim, sondern auch vier weitere ukrainischen Gebiete – Donezk, Cherson, Luhansk und Saporischschja – halten zu wollen. Hilary Appel, Regierungsprofessorin am Claremont McKenna College in Claremont, Kalifornien, erklärte gegenüber Newsweek, dass jeder ukrainische Angriff auf die Krim eine unverhältnismäßige Reaktion Russlands zur Folge haben könnte.

Dies sei auch der Fall gewesen, nachdem die ukrainischen Streitkräfte im Oktober die Brücke von Kertsch gesprengt hatten. Putin werde die Halbinsel bis zum Ende verteidigen. „Kiew weiß, wie wertvoll die Krim für Putin ist, aber es weiß auch, dass das russische Militär im Moment sehr dünn besetzt ist“, so Appel.

Rückeroberung der Krim möglich: Auch kleine Erfolge haben großen Effekt

Arkady Moshes, Programmdirektor für das EU-Forschungsprogramm „Östliche Nachbarschaft und Russland“ am finnischen Institut für Internationale Angelegenheiten, erklärte, dass eine Rückeroberung der Krim strategisch nicht leicht sei. Doch „selbst relativ kleine Erfolge in diesem Zusammenhang würden einen spürbaren politischen (…) Effekt erzeugen“.

Die ukrainischen Gesprächspartner der AFPC erklärten gegenüber Pirchner und dessen Kolleg:innen, dass nach der Einnahme der Krim durch Russland im Jahr 2014 die meisten Ukrainer der Ansicht sind, dass der derzeitige Krieg mit der Wiederherstellung der ukrainischen Souveränität enden wird. Die Vertreter der Krim-Bewohner berichteten zudem von dem Eindruck, dass die russische Besatzung sie „vollständig auslöschen“ wolle. Eine Rückeroberung scheint für sie demnach der einzig akzeptable Lösungsweg zu sein.

„Wenn man mit ukrainischen Beamten spricht, sind sie im Allgemeinen der Meinung, dass sie (...) eine ausgezeichnete Chance hätten, mit ihrer eigenen Gegenoffensive erhebliche Mengen an Territorium zurückzugewinnen“, sagte Pirchner weiter gegenüber Newsweek und fügte hinzu, dass dies eine destabilisierende Wirkung in Russland haben würde. (na)

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