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Südkorea denkt an Waffenhilfe für Ukraine – Medwedew droht mit „quid pro quo“

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Von: Nadja Austel

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RUSSIA, MOSCOW - MARCH 21, 2023: Russian Security Council Deputy Chairman Dmitry Medvedev looks on before Russian-Chines
Der russische Ex-Präsident Medwedew ist erzürnt, dass Südkorea erwägt, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. (Archivbild) © IMAGO/Alexei Maishev

Eine Waffenlieferung an die Ukraine schließt Südkorea offenbar doch nicht mehr aus. Russland reagiert empört – und droht mit Waffen für Nordkorea.

Moskau – Der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates von Russland, Dmitri Medwedew, hat Südkorea vor möglichen Waffenlieferungen an die Ukraine gewarnt. Trete dieser Fall ein, wäre Südkorea bis zu einem gewissen Grad an dem Konflikt beteiligt, erklärte die Regierung in Moskau. Das Statement ist eine direkte Reaktion auf die Äußerungen des südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol.

In einem Interview hatte das Staatsoberhaupt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters angekündigt, die südkoreanische Unterstützung für die Ukraine könne über eine rein humanitäre und wirtschaftliche Hilfe hinausgehen, sollte Russland weiter Zivilisten angreifen.

Internationale Gemeinschaft im Ukraine-Konflikt: Südkorea erwägt Waffenlieferung

„Wenn es eine Situation gibt, die die internationale Gemeinschaft nicht dulden kann, wie zum Beispiel einen groß angelegten Angriff auf Zivilisten, ein Massaker oder eine schwerwiegende Verletzung der Kriegsgesetze, könnte es für uns schwierig sein, nur auf humanitärer oder finanzieller Unterstützung zu bestehen“, sagte Yoon gegenüber Reuters wörtlich. Damit deutet Seoul erstmalig seit Beginn des Ukraine-Krieges an, der Ukraine möglicherweise Waffen liefern zu wollen. Vor mehr als einem Jahr hatte Südkorea völlig ausgeschlossen, das Land im Kampf gegen Russland mit tödlicher Hilfe zu unterstützen.

Als enger Verbündeter der USA und wichtiger Hersteller von Artilleriemunition hat Südkorea bisher versucht, trotz des zunehmenden Drucks aus dem Westen auf Waffenlieferungen und somit einen Konflikt mit Russland zu verzichten. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters ist die Aktivität südkoreanischer Unternehmen in Russland einer der Gründe für Seouls Zurückhaltung. Nicht zu vergessen ist außerdem die enge Beziehung von Moskau zu Nordkorea.

Ukraine-Konflikt international: Russland warnt Südkorea vor „Verwicklung“

Medwedew drohte angesichts der Äußerungen Südkoreas mit ebendieser Verbindung. „Es sind neue Enthusiasten aufgetaucht, die unseren Feinden helfen wollen“, schrieb er auf Twitter. „Bis vor Kurzem hatten die Südkoreaner noch vehement versichert, dass jede Möglichkeit, tödliche Waffen an Kiew zu liefern, völlig ausgeschlossen sei“, erinnert er in seinem Post weiter. „Ich frage mich, was die Menschen in diesem Land sagen werden, wenn sie Russlands neueste Waffen in den Händen ihrer engsten Nachbarn (...) sehen?“, fragte Medwedew in Anspielung auf den Konflikt zwischen Nordkorea und Südkorea. Er fügte hinzu: „Wie man so schön sagt: quid pro quo“.

Gegenüber der internationalen Presse formulierte Kremlsprecher Dmitri Peskow einen ähnlichen Standpunkt, wenn auch weniger drastisch. „Leider hat Seoul in der ganzen Angelegenheit eine ziemlich unfreundliche Position eingenommen“, sagte er vor Journalisten mit Blick auf das Interview des südkoreanischen Präsidenten. Der „Beginn von Waffenlieferungen“ bedeutet Peskow zufolge „indirekt ein gewisses Maß an Verwicklung in diesen Konflikt“.

Südkorea bespricht angeblich Waffenhilfe für Ukraine-Konflikt

Die Frage nach einer möglichen Waffenlieferung von Südkorea an die Ukraine war kürzlich im Rahmen der Ermittlungen zu den im Internet aufgetauchten Geheimdokumenten der USA aufgekommen. In Pentagon-Dokumenten, die Washington als authentisch einstufte, waren aufgezeichnete Unterredungen im Präsidialamt von Seoul enthalten, in denen es um die Frage ging, ob Südkorea die Ukraine gegebenenfalls doch auch mit Waffen unterstützen sollte.

Das Büro des südkoreanischen Präsidenten Yoon hatte die Geheimdokumente zunächst als „absurd und falsch“ bezeichnet. Außenminister Park Jin betonte jedoch vor Abgeordneten, dass „jetzt die Erforschung des Sachverhalts von äußerster Wichtigkeit ist“. Es gebe kein Thema, das mit den USA nicht besprochen werden könne. (na/afp)

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