Von den USA ausgebildet: „Wagner“-Gruppe rekrutiert Afghanen für Ukraine-Krieg

Rund 50.000 „Wagner“-Söldner haben bislang in der Ukraine gekämpft. Jetzt wurden wohl auch Ex-Spezialeinheiten aus Afghanistan rekrutiert.
Frankfurt – Die russische Söldner-Gruppe „Wagner“ war zuerst in Syrien bekannt geworden. Jetzt kämpft sie an der Seite russischer Soldaten in der Ukraine. Die US-Regierung geht davon aus, dass bislang rund 50.000 Söldner der „Wagner“-Gruppe in der Ukraine eingesetzt wurden. 40.000 von ihnen sollen aus russischen Gefängnissen rekrutiert worden sein.
Laut New York Times könnte die Söldner-Gruppe nun auch ehemalige Mitglieder der Spezialeinheiten der afghanischen Nationalarmee rekrutiert haben.
„Wagner“-Gruppe verspricht festes Gehalt und Schutz vor Taliban
Thomas Kasza wurde 13 Jahre lang in Infanterie- und Spezialeinheiten der US-Armee im Irak und Afghanistan eingesetzt. „Ein festes Gehalt und das Versprechen, vor den Taliban geschützt zu sein, ist oft ein zu gutes Angebot“ – selbst wenn die afghanischen Söldner dafür in den Kampf ziehen müssten, schreibt er in der New York Times.
Im vergangenen Herbst waren erste Berichte über ehemalige Mitglieder der afghanischen Spezialeinheiten, die nach Russland gereist sein sollen, aufgetaucht. „Die Einzigen, die ausländische Truppen für Russland rekrutieren, ist die „Wagner“-Gruppe, nicht ihre Armee. Das ist keine Vermutung, sondern eine bekannte Tatsache“, sagte ein ehemaliger afghanischer Armeeoffizier im Oktober 2022 dem Magazin Foreign Policy. „Sie sollten besser von westlichen Verbündeten eingesetzt werden, um an der Seite von Ukrainern zu kämpfen. Sie wollen nicht für die Russen kämpfen; die Russen sind der Feind. Aber was sollen sie denn sonst tun?“
40.000 ehemalige Soldaten fliehen vor Taliban ins Ausland
Haibatullah Alizai, der letzte Kommandeur der afghanischen Armee, erklärte zuletzt gegenüber The War Zone, bis zu 40.000 ehemalige Soldaten – darunter 5.000 ehemalige Kommandeure – seien in den Iran geflohen. Dort, so Alizai, erhielten sie über Russland und den Iran Angebote von bis zu 1.500 Dollar pro Monat und Sicherheit für ihre Familien. Diese Truppen sollen von Spezialeinheiten wie den US-amerikanischen „Green Berets“ ausgebildet worden sein und könnten daher westlichen Taktiken kennen.
Zwei Gründe führten laut Alizai dazu, dass ehemalige Spezialeinheiten den Weg in die Arme der „Wagner“-Gruppe fanden. „Das erste ist die Sicherheit. Innerhalb Afghanistans werden diese Menschen gejagt, und es gibt keinen Plan für die Evakuierung von ihnen und ihren Familien in die USA oder anderswohin. Das zweite ist ein finanzielles Problem. Es gibt keine Arbeitsmöglichkeiten, keine Möglichkeit für sie, ihre Familien zu unterstützen“.
Schon 1000 Afghanen von „Wagner“-Gruppe rekrutiert
Bislang soll schon eine Gruppe von 1.000 Afghanen für den Ukraine-Krieg rekrutiert worden sein. Zwei weitere Gruppen in gleicher Größe befänden sich gerade im Rekrutierungsprozess. „Das sind alles Leute, die von den USA hervorragend ausgebildet wurden, einige von ihnen haben bis zu 15 Jahre lang gekämpft“, sagte Alizai. Ihm zufolge wurden afghanische Soldaten im November 2021 auch angeworben, um für die Huthi-Rebellen im Jemen zu kämpfen.
Seit dem Fall von Kabul vor 18 Monaten wurde die Evakuierung ehemaliger afghanischer Militärangehöriger aus dem Land oft freiwilligen und gemeinnützigen Gruppen überlassen. Tausende Ex-Militärangehörige sollen immer noch untergetaucht oder in Nachbarländer verbannt worden sein. (Erkan Pehlivan)