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Ukrainische Gegenoffensive: Kiew präsentiert Spezialeinheiten

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Von: Patrick Mayer

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Bei den ukrainischen Streitkräften kristallisieren sich Spezialeinheiten heraus, die Teil der Gegenoffensive gegen die russische Armee sein werden. Vier Beispiele.

München/Luhansk/Saporischschja - Es sind taffe Worte. „Es wird noch schlimmer“, erklärte Generalmajor Kyrylo Budanow in einer Telegram-Videobotschaft an russische Soldaten gerichtet: „Sie haben die Wahl, zu sterben oder Ihr Leben zu retten.“

Ukraine-Krieg: Kiew stellt Spezialkräfte für Gegenoffensive vor

Budanow ist Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes und räumte jüngst Attentate gegen russische Propagandisten ein. In seiner Funktion ist der 37-Jährige nicht unwesentlich an den Planungen für die ukrainische Gegenoffensive beteiligt. Und daran, mit seinen Leuten Unruhe in von Moskau besetzten Gebieten zu stiften. Und sogar in Russland selbst?

In der russischen Grenzregion Belgorod sorgen mutmaßliche Partisanen für Aufsehen, während in der benachbarten russischen Oblast Brjansk offenbar sogar Militärhubschrauber und Su-Kampfjets zum Absturz gebracht wurden sowie auf der annektierten Halbinsel Krim Treibstofflager explodierten. In dieser Gemengelage werden die Spezialkräfte Kiews greifbarer, die der Invasionsarmee von Kreml-Machthaber Wladimir Putin im Ukraine-Krieg jetzt richtig Probleme bereiten sollen. Unsere Redaktion nennt vier Beispiele.

Präsident Wolodymyr Selenskyj (Mi.) gab am 23. Mai 2023 die Bildung eines ukrainischen Marine Corps bekannt.
Präsident Wolodymyr Selenskyj (Mi.) gab am 23. Mai 2023 die Bildung eines ukrainischen Marine Corps bekannt. © Screenshot Twitter@KyivPost

Gegenoffensive der ukrainischen Armee: 28. mechanisierte Brigade

Die 28. mechanisierte Brigade war ursprünglich im Schwarzmeerhafen Odessa stationiert, um bei Beginn der russischen Invasion einen möglichen amphibischen Angriff auf die Großstadt mit ihren fast eine Million Einwohnerinnen und Einwohnern zu unterbinden. Stattdessen kämpfte die Brigade laut Kyiv Post um Cherson und hielt den russischen Vormarsch im Frühjahr 2022 schließlich bei Mykolajiw auf, wo sie demnach bis heute kämpft.

Dem Bericht zufolge wurde der Brigadekommandeur im Juli bei Kämpfen getötet. Dennoch soll die 28. bei der erwarteten Gegenoffensive im Süden in Richtung Saporischschja nach Einschätzung der Kyiv Post wegen ihrer Erfahrung eine zentrale Rolle spielen. Oder rückt sie schon vor? So wurden in den vergangenen Tagen verstärkt Explosionen bei Tokmak im Süden der Oblast Saporischschja gemeldet.

Gegenoffensive der ukrainischen Armee: 82. Luftangriffsbrigade

Die Kyiv Post beruft sich auf die jüngst durchgesickerten Pentagon-Dokumente, wonach die 82. Luftangriffsbrigade „die stärkste Einzelformation“ sei, „die wahrscheinlich an der Offensive beteiligt sein wird“. Laut der geleakten US-Dokumente plane das ukrainische Kommando, etwa die Hälfte seiner von der Nato gelieferten Schützenpanzer in dieser Brigade zu vereinen, schreibt die Zeitung.

Zur Einordnung: Schützenpanzer dienen dem Transport von Infanterie unter eigenem Feuer direkt ins Gefecht. Konkret handele es sich um die Hälfte der 40 deutschen Marder-Panzer sowie der 90 US-Radpanzer Stryker. Die westlichen Panzerfahrzeuge haben zum Beispiel automatische Maschinenkanonen und Nachtsensoren. Die Schützenpanzer für die Infanterie sind im Verbund mit den Kampfpanzern sowie der Artillerie im Hinterland wesentlich für eine militärisch erfolgreiche Gegenoffensive.

Gegenoffensive der ukrainischen Armee: 47. separate mechanisierte Brigade „Magura“

Es gibt Einschätzungen, wonach der Gegenschlag in einer Art Zangenbewegung erfolgen könnte. Im Süden mit Stoßrichtung Saporischschja und aus Nordosten kommend in Richtung Luhansk im Osten unweit der russischen Grenze. Unter anderem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte Moskau jüngst vor einer möglichen Einkesselung der russischen Truppen bei Bachmut gewarnt.

Dort, mitten im Donbass, kämpfen laut Kyiv Post aktuell die Soldaten der 47. mechanisierten Brigade „Magura“. Besagte Soldaten kommen demnach aus Kiew, Dnipro, Odessa und Lemberg. Es soll die erste ukrainische Kampfformation sein, die ausländische Kampfpanzer erhielt. Mit eben jenen Kampfpanzern wollen die ukrainischen Streitkräfte in den flachen Ebenen des Donbass offensiv operieren, wo die Gegenoffensive wegen der Regenzeit zuletzt verschoben wurde.

Einsatzbereit: Gelieferte britische Challenger-2-Kampfpanzer der Ukraine.
Einsatzbereit: Gelieferte britische Challenger-2-Kampfpanzer der Ukraine. © IMAGO / Cover-Images

Gegenoffensive der ukrainischen Armee: 73. Marinezentrum für Spezialoperationen

Anfang der Woche hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj offiziell die Aufstellung eines eigenen Marine-Corps ähnlich wie in den USA verkündet. Laut Kyiv Post ist das bereits bestehende 73. Marine-Spezialeinsatzzentrum „eine Ausbildungseinheit mit dem Auftrag, Kampftaucher und Soldaten auszubilden, die einen ähnlichen Auftrag wie die US Navy Seals“ haben.

Im Laufe des Krieges habe sich eine Einheit für spezialisierte Boots- und Amphibienangriffe entwickelt, die „oft hinter den russischen Linien im Dnipro-Delta“ im Einsatz sei. Also hinter dem riesigen Fluss Dnepr, der das Land bis ins Schwarze Meer durchzieht. Dem Bericht nach ist die 73. Brigade schon auf besetztem Gebiet, und zwar für Aufklärungsmissionen auf der Schwarzmeer-Halbinsel Kinburn südlich von Mykolajiw. Um einen Vormarsch auf Melitopol vorzubereiten? (pm)

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