Ärger im Ukraine-Krieg: Selenskyj verschweigt USA offenbar Details zur Frühjahrsoffensive

Die Ukraine verschweigt den USA und anderen Alliierten offenbar Details zur Frühjahrsoffensive. Hintergrund ist das Datenleck in den USA.
Kiew - Wann genau beginnt die Frühjahrsoffensive der Ukraine? Wo genau soll der blutig eskalierte Ukraine-Konflikt durch neue Angriffe des ukrainischen Militärs nochmals eine Wendung bekommen? Und mit welcher Art von Angriffen müssen Russlands Militär und seine Privatarmeen rechnen? Sensible Informationen, die die Ukraine nun offenbar viel stärker geheim hält - das berichtet das US-Magazin Politico unter Berufung auf nicht namentlich genannte „europäische Offizielle“.
Hintergrund ist das Datenleck in den USA, von dem Wolodymyr Selenskyj nach eigenen Angaben aus den Medien erfahren hat. „Wir hatten diese Informationen nicht. Ich persönlich hatte sie nicht. Es ist definitiv eine schlechte Geschichte“, sagte er in einem Interview mit der Washington Post. Viele der geleakten Geheimdokumente bezogen sich auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine - und enthielten unter anderem Informationen zu Verlusten auf beiden Seiten und Nato-Beobachtungsflügen über dem Schwarzen Meer. Mutmaßlich verantwortlich für das Durchsickern ist ein 21-jähriger US-Nationalgardist, der im April festgenommen wurde.
Ukraine hüllt sich in Schweigen zu Frühjahrsoffensive
In der Ukraine sei man nach dem Datenleck immer noch „höchst alarmiert“, schreiben die Politico-Reporter. Man teile zwar immer noch grundlegende Informationen mit den USA und anderen Nationen, die Waffen liefern. Über Details zur geplanten Offensive wüssten allerdings auch in Kiew nur wenige Menschen Bescheid. Nach Angaben der „europäischen Offiziellen“ arbeitet die Ukraine im Inland gezielt daran, die Verbreitung von Informationen zur Offensive zu unterbinden.
Ein Offizieller des Verteidigungsministeriums will dagegen von einem neuen Schweigen der Ukraine nichts wissen. Es gebe seit dem US-Datenleck keine Veränderungen, sagte er. Ein Experte für Auswärtige Politik in Deutschland schätzte zuletzt, dass die Vorbereitungen zur Offensive längst im Gange sind - die internationalen Erwartungen seien aber zu hoch, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow zuletzt.
Ukraine hält Details zu Frühjahrsoffensive geheim: USA geben sich gelassen
In den USA gibt man sich gelassen, was das Schweigen der Ukraine angeht. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Montag vor Journalisten: „Sie sind nicht verpflichtet, uns zu benachrichtigen oder uns im Voraus zu informieren.“ Politico zitierte ihn aber auch mit den Worten: „Oft haben wir sicherlich ein Gefühl, weil wir täglich mit ihnen kommunizieren.“
Die USA würden die Ukraine dennoch mit Echtzeit- und Geheimdienstinformationen unterstützen, meinte Kirby demnach auch. „Wir konzentrieren uns nicht darauf, ob wir von ihnen eine Vorab-Info bekommen. Wir konzentrieren uns darauf sicherzustellen, dass sie alles haben, was sie brauchen, wenn sie bereit sind.“
Ein anderer US-Beamter sagte Politico, dass man in den USA gar keine großen Erwartungen an die Ukraine habe: „Sie waren von Anfang an mit Informationen geizig“, sagte der Beamte. In den Vereinigten Staaten gibt es indes auch Zweifel an einem militärischen Sieg des Landes im Kampf gegen Russland. (kat)