Ukraine-Krieg: Mehr als 7000 Kriegsverbrechen - Die Ereignisse der Nacht
Die Gräueltaten an Zivilisten durch die russische Armee in Butscha im Ukraine-Krieg sorgen weltweit für Empörung. Die Ereignisse der Nacht im Überblick.
Kiew – Die Gräueltaten an Zivilisten in Butscha*, einem Vorort von Kiew*, gingen um die Welt. Nun verspricht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen Russlands im Ukraine-Krieg. Man arbeite dazu unter anderem mit dem Internationalen Strafgerichtshof und der EU* zusammen, sagte er in einer in der Nacht zum Dienstag (05.04.2022) veröffentlichten Videobotschaft.
Derweil ist die internationale Empörung über die in Butscha verübten Gräueltaten groß. Angesichts dieses Massakers fordert die CSU* mehr Waffen für die Ukraine*. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft verzeichnete nach eigenen Angaben mehr als 7000 Meldungen über russische Kriegsverbrechen in der Region um die Hauptstadt Kiew. Die meisten Opfer habe es in Borodjanka gegeben, sagte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa der Agentur Unian zufolge. „Ich denke, wir werden gesondert über Borodjanka sprechen.“ Die Generalstaatsanwaltschaft arbeite an der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in Irpin, Butscha und Worsel.

USA: Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg „ziemlich offensichtlich“
Die nach dem Abzug russischer Truppen wurden erschreckende Bilder zeigen zahlreiche Leichen von Bewohnern, die auf den Straßen gefunden wurden. Für das Massaker mach die Ukraine russische Truppen verantwortlich, die die Stadt besetzt hatten. Moskau* bestreitet das. So sprach Russlands* UN-Botschafter Wassili Nebensja von einer „inszenierten Provokation“. Russland wolle dem UN-Sicherheitsrat Beweise dafür vorlegen, dass sein Militär keine Gräueltaten gegen Zivilisten im Ukraine-Konflikt* begangen habe.
Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für die Gräueltaten Butscha verantwortlich. „Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich – nicht nur für uns, sondern für die Welt – dass russische Kräfte für die Gräueltaten in Butscha verantwortlich sind“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby.
Ukraine-Krieg: Selenskyj versichert Aufarbeitung „Zeit wird kommen“
Selenskyj versicherte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. „Die Zeit wird kommen, in der jeder Russe die ganze Wahrheit darüber erfahren wird, wer von seinen Mitbürgern (in der Ukraine) gemordet hat. Wer Befehle gegeben hat. Wer bei den Morden ein Auge zugedrückt hat“, sagte der ukrainische Präsident.

Er lud Journalisten aus der ganzen Welt ein, sich die zerstörten Städte anzusehen. „Lassen Sie die Welt sehen, was Russland getan hat!“ Selenskyj, der Butscha am Montag besuchte, befürchtet, dass russische Truppen nun versuchten, „die Spuren zu verwischen“.
Ukraine: Baerbock verteidigt Kurs bei russische Energielieferungen
Vor überzogenen Erwartungen an ein sofortiges Embargo gegen Energie aus Russland warnte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock* (Grüne*). „Wenn man morgen komplett ein Embargo hätte, wenn das diesen Krieg stoppen würde, dann würden wir das unverzüglich tun“, sagte die Grünen-Politikerin in den ARD*-Tagesthemen. Ein solcher Ausstieg würde den Preis dieses Krieges zwar hochtreiben. „Es würde aber nicht dazu führen, dass morgen das Morden zu Ende ist.“
Man werde jedoch einen Komplettausstieg aus fossiler Energie aus Russland nicht nur vorbereiten, sondern „massiv in die Wege leiten“, sagte Baerbock.
Ukraine-Krieg: Schwere Angriffe auf Charkiw erwartet
Das ukrainische Verteidigungsministerium rechnet mit weiteren russischen Angriffen auf die belagerte Millionenstadt Charkiw im Osten der Ukraine. Russische Truppen bereiteten sich darauf vor, die Stadt zu erobern, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew, Olexander Motusjanyk, nach Angaben der Ukrajinska Prawda. Auch in anderen Gebieten im Osten der Ukraine erhielten russische Truppen Verstärkung.
Nach ukrainischen Angaben wurden mehrere Menschen bei russischen Angriffen auf die südukrainische Stadt Mykolajiw getötet. Der Gouverneur des Gebietes, Wiltalij Kim, berichtete von 11 Getöteten und 62 Verletzten. In der Nacht gab es Luftalarm auch in den Gebieten Poltawa, Charkiw, Dinpropetrowsk sowie in den Gebieten Sumy, Tschernihiw, Luhansk, Donezk und Saporischschja.
Ukraine hält derzeit rund 600 russische Kriegsgefangene
Etwa 600 russische Soldaten befinden sich in Kriegsgefangenschaft der Ukraine, wie Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk nach Angaben der Ukrajinska Prawda im Einheitsprogramm des ukrainischen Fernsehens sagte. Man suche nach Wegen, über das Rote Kreuz Ukrainer in russischer Kriegsgefangenschaft zu erreichen, und wolle Russland dazu bringen, sie freizulassen. (lz)*fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.