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Betrunken im Krieg: Alkohol wohl Mitgrund für Russlands Verluste in der Ukraine

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Von: Sandra Kathe

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Nicht alle im Ukraine-Krieg gefallenen russischen Soldaten sterben bei Kampfhandlungen. Das berichtet der britische Geheimdienst.

Kiew/Moskau – Täglich berichtet der ukrainische Generalstab über hohe Verlustezahlen auf russischer Seite im Ukraine-Krieg. Nun legen Geheimdienst-Informationen nahe, dass ein durchaus beträchtlicher Teil der russischen Kriegstoten womöglich auf die Folgen von Alkohol zurückzuführen ist. Das meldete das Verteidigungsministerium des Vereinigten Königreichs am Sonntag (2. April) in seinem täglichen Lagebericht auf Twitter. Als Quelle nennt es einen russischen Telegram-Kanal.

In dem Bericht spricht die britische Behörde davon, dass seit Februar 2022 bis zu 200.000 russische Streitkräfte ums Leben gekommen sind. Der ukrainische Generalstab meldete am Sonntagmorgen 174.550 gefallene russische Soldaten seit Kriegsbeginn.

Womöglich ist eine „beträchtliche Minderheit“ dieser toten Soldaten aber nicht bei Kampfhandlungen gestorben. So hat nach britischen Angaben ein russischer Telegram-Kanal am 27. März darüber berichtet, dass in einer „extrem hohen“ Zahl an Todesfällen, aber auch bei Straftaten und anderen Vorfällen, Alkohol im Spiel gewesen sei.

Immer wieder bergen Freiwillige in der Ukraine die sterblichen Überreste russischer Soldaten. Doch ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen ist gar nicht durch Kampfeshandlungen ums Leben gekommen.
Immer wieder bergen Freiwillige in der Ukraine die sterblichen Überreste russischer Soldaten. Doch ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen ist gar nicht durch Kampfeshandlungen ums Leben gekommen. (Archivfoto) © Anatolii Stepanov/AFP

Gefallene russische Soldaten in der Ukraine: Stark abweichende Angaben von beiden Seiten

Der britische Behördenbericht erklärt das damit, dass Alkoholmissbrauch nicht nur in der Zivilgesellschaft in Russland recht weit verbreitet sei, sondern auch in den Rängen des Militärs. Das führe dazu, dass die russischen Streitkräfte Alkoholkonsum stillschweigend dulden würden, während russische Militär-Kommandeure diesen Umstand wohl als „besonders abträglich für die Effektivität der Kampfhandlungen“ betrachten.

Zu den weiteren Hauptursachen für nicht-kampfbedingte Verluste zählten vermutlich auch eine schlechte Ausbildung an den Waffen, Verkehrsunfälle und auf klimatische Bedingungen zurückzuführende Schädigungen wie Unterkühlung.

Offiziell bestätigen lassen sich diese Berichte nicht. Noch im Herbst, als die Ukraine fast 100.000 gefallene gegnerische Soldaten meldete, sprach der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu von knapp über 5000 getöteten Russen im Krieg gegen die Ukraine. Dieser Zahl widersprechen zahlreiche Quellen.

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Dass russische Soldaten in der Ukraine nicht selten Alkohol trinken, war in den letzten Monaten immer wieder Thema in verschiedenen Medien. So berichtete die US-Zeitung Newsweek vergangenen November davon, dass zahlreiche russische Soldaten Zeichen von Panik und Selbstverletzung zeigten und laut der stellvertretenden Verteidigungsministerin der Ukraine, Hanna Malyar, „massenweise Alkohol konsumierten“. Die Nachrichtenagentur AP zitierte im Februar einen russischen Soldaten, der in einem abgehörten Telefonat seiner Frau erzählt hatte, dass er Alkohol trinke, weil „das das Töten von Zivilpersonen einfacher“ mache.

Zu den weiteren Hauptursachen für nicht-kampfbedingte Verluste zählten laut Angaben des britischen Verteidigungsministeriums wohl auch eine schlechte Ausbildung an den Waffen, Verkehrsunfälle sowie witterungsbedingte Todesfälle, etwa durch Erfrieren.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine veröffentlicht das britische Verteidigungsministerium täglich Lageberichte zum Kriegsverlauf, bei denen es sich häufig auf Geheimdienstinformationen bezieht. Russland dementiert die Meldungen und wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (saka mit dpa)

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