Ukraine-Krieg: Selenskyj warnt vor Putins Atomwaffen – „Russland sind Menschenleben nichts wert“

Der ukrainische Präsident Selenskyj warnt öffentlich vor dem Einsatz russischer Atomwaffen und spricht über die Zahl der militärischen Verluste.
Kiew – Landespräsident Wolodymyr Selenskyj* warnt davor, dass Russland* im Ukraine-Krieg* auf den Einsatz von Atomwaffen zurückgreifen könnte. Im Gespräch mit dem US-Fernsehsender CNN appellierte er an die ganz Welt, sich auf den nuklearen Angriff Russlands vorzubereiten. Für Staatschef Wladimir Putin* seien ukrainische Menschenleben „nichts“ wert, heißt es.
Ukraine-Krieg: Selenskyj spricht über den Einsatz von chemischen und atomaren Waffen
Für ein umfangreiches Gespräch war Selenskyj am Freitagabend (15.04.2022) live aus seinem Pressebüro in Kiew dem Fernsehsender CNN zugeschaltet worden. Erste Auszüge und Pressemitteilungen des noch nicht veröffentlichten Interviews offenbaren die Angst des ukrainischen Präsidenten vor einem russischen Atomwaffeneinsatz. Dabei betonte Selenskyj immer wieder, dass nicht nur die Ukraine „Angst haben müsse“: „Nicht nur ich – alle Länder weltweit sollten besorgt sein.“ Der Kreml sei skrupellos und zeige keine Rücksicht der ukrainischen Bevölkerung gegenüber, für Russland würden Menschenleben nichts zählen.
Die Sorgen des ukrainischen Landeschefs sind nicht aus der Luft gegriffen. Vor Kurzem warnte auch der Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten* CIA öffentlich vor Russlands Atomwaffenarsenal. Laut Geheimdienst-Direktor William Burns könnte angesichts einer „möglichen Verzweiflung“ über „militärische Rückschläge“ der Einsatz „taktischer Atomwaffen oder Atomwaffen mit geringer Reichweite“ von Moskau* angeordnet werden.
Land | Geschätzte Anzahl nuklearer Sprengköpfe (Stand: Januar 2021) |
---|---|
Russland | 6.255 |
Vereinigte Staaten von Amerika | 5.550 |
China | 350 |
Frankreich | 290 |
Die russische Waffenkammer verfügt weltweit über die größte Anzahl an nuklearen Sprengköpfen. Darunter befinden sich taktische Atomwaffen mit geringer Sprengkraft, welche nicht als „Abschreckungswaffe“, sondern als Mittel der Kriegsführung zum Einsatz kommen. Neben den taktischen Sprengköpfen verfügt Russland auch über Bomben in der Größenordnung des „Little Boy“ oder „Fat Man“, welche im Zweiten Weltkrieg über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen worden waren.
Selenskyj-Interview: Präsident spricht über Zahl der gefallenen ukrainischen Soldaten
Im Gespräch mit CNN zog Selenskyj auch erstmals öffentlich Bilanz und äußerte sich zu den bisherigen militärischen Verlusten auf ukrainischer, aber auch russischer Seite. Nach Angaben aus Kiew seien bislang 2500 bis 3000 Soldatinnen und Soldaten getötet worden, weitere 10.000 verletzt. Wie viele der Verletzungsopfer überlebt hätten, sei schwer zu sagen. Dem gegenüber stünden 20.000 getötete russische Einsatzkräfte, so Wolodymyr Selenskyj. Westliche Schätzungen sprachen zuletzt von mehreren Tausend Toten auf russischer Seite. Moskau ging bisher von etwa 1350 getöteten Soldatinnen und Soldaten in den eigenen Reihen aus.
Die Zahl der zivilen Opfer sei laut Selenskyj schwierig einzuschätzen. Besonders im Süden des Landes, wo ganze Städte „abgeriegelt“ seine – beispielsweise Cherson, Berdjansk oder Mariupol – könne man die Zahl der Toten und Geschädigten nicht beurteilen. Als Vater und als Präsident der Ukraine schmerze es ihn sehr zu sehen, wenn Eltern ihr Kind verlören. Die richtige Antwort auf die „Tragödien“ des Ukraine-Konflikts seien jedoch nicht „Rache und Mord“. Stattdessen appellierte Selenskyj nochmal an seine Bevölkerung und die ganze Welt: „Wir alle wollen kämpfen. Aber wir alle müssen unser Bestes geben, damit dieser Krieg nicht endlos ist.“ (aa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA