„Könnte zu Katastrophe kommen“: Ukraine warnt vor Nuklear-Unfall im AKW Saporischschja
Die Ukraine wirft Russland vor, die Fachleute des IAEA nicht die Schichten wechseln zu lassen. Die Folge könnte im Ukraine-Krieg fatal sein.
Saporischschja – Das Atomkraftwerk von Saporischschja ist seit Anfang des Ukraine-Kriegs eine mögliche Gefahrenquelle für eine atomare Katastrophe. Immer wieder gibt es Berichte von Kämpfen in der unmittelbaren Nähe des AKW zwischen russischen und ukrainischen Truppen. Aktuell steckt die russische Frühjahresoffensive in Saporischschja fest – was weitere Kämpfe rund um das AKW wahrscheinlicher macht.
Im vergangenen August sind die ersten Fachleute der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Saporischschja gereist, um das größte AKW der Ukraine zu betreuen und die Sicherheit zu garantieren. Moskau hatte die Zusammenarbeit zugesichert und betont, dass man die Sicherheit des AKW an oberste Stelle setzen würde. Nun beschuldigt das ukrainische Außenministerium Russland, dass russische Truppen den Schichtwechsel der Expert:innen des IAEA verhindere, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland erfahren hat.
AKW Saporischschja von russischem Militär besetzt: „Es könnte zu einer Katastrophe kommen“
„Moskau muss die Rotation der IAEA-Fachleute unverzüglich ermöglichen und dafür sorgen, dass sie sofort sicher durch die vorübergehend besetzten Gebiete der Ukraine zum Kernkraftwerk gelangen“, verlangt das ukrainische Außenministerium in einem Schreiben, das dem RND vorliegt. Weiterhin werfe die ukrainische Seite ihren russischen Feinden vor, dass sie die Zone um das AKW militarisieren.

Das ukrainische Außenministerium warnt, „wenn das kriminelle Vorgehen Russlands im ukrainischen Atomkraftwerk nicht gestoppt wird, könnte es zu einer Katastrophe kommen, wie sie Europa noch nie erlebt hat“, zitiert das RND aus dem Schreiben.
Kämpfe am AKW Saporischschja provozieren Stromausfälle: Zwei Raketen an Atomanlage gesichtet
Die Ansicht des ukrainischen Außenministeriums, dass die Gefahr für einen Atomunfall im AKW Saporischschja besteht, teilt auch die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Inge Paulini. „Ein Jahr nach Beginn des Angriffskrieges scheint diese Gefahr schon wieder in den Hintergrund des öffentlichen Bewusstseins zu rücken“, sagt sie gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa).
Insbesondere die Berichte von Stromausfällen am AKW Saporischschja beunruhigen die Präsidentin. Der Strom sei unbedingt für den sicheren Betrieb erforderlich. Dies werde durch die Kämpfe an der Anlage aufs Spiel gesetzt, sagte sie gegenüber der dpa. Erst am vergangenen Samstag berichtete Energoatom, das ukrainische Staatsunternehmen, das für den Betrieb der Atomanlagen verantwortlich ist, zwei Marschflugkörper seien gefährlich nahe an die Atomanlage herangeflogen.
Schutz der ukrainischen Bevölkerung vor Atomunfall an vorderster Stelle
Paulini sprach sich für eine Demilitarisierung der Zone rund um das AKW aus. Dadurch könne ein Atomunfall im größten Kernkraftwerk der Ukraine verhindert werden. Dabei stehe der Schutz der Menschen aus der Ukraine an vorderster Stelle. Für Deutschland stelle ein ukrainischer Atomunfall eine geringe Gefahr dar. „Im schlimmsten Fall könnte in Deutschland eine Kontrolle von Futter- und Nahrungsmitteln erforderlich werden“, sagte Paulini gegenüber der dpa.
Nichtsdestotrotz besteht im Fall der Fälle ein Plan und Maßnahmen, die vonseiten der Bundesrepublik greifen, falls es zu einer Atomkatastrophe kommen sollte. (pk)